Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

Bernstein. 
Bernstein. 
(Agtstein.) 
Ambra flava, Electrum, Succinum. 
Pinites succinifer GôPP. 
(Pityoxylon succiniferum KRAUS.) 
Monoecia Monadelphia. — Abietinac. 
Der Bernstein ist, wie die darin häufig vorkommenden Einschlisse von 
Pflanzenteilen und andern Fragmenten, selbst kleinen Tieren, unzweifelhaft dar- 
thun, der harzige Ausfluss von vorweltlichen Bäumen; und obgleich man schon 
im Altertum (z. B. PrINIUS) richtig vermutete, dass diese Bäume zu dem Ge- 
schlechte der Fichte gehóren, so war es doch erst der neuesten Zeit vorbehalten, 
diéss ganz sicher zu beweisen, und selbst die Stammpflanze als eine bestimmte 
Art zu bezeichnen. Doch ist es keineswegs unmóglich, ja eher wahrscheinlich, 
dass nicht eine, sondern mehrere solcher Arten zu jenem Ausflusse beigetragen 
haben. Man findet ihn vorzüglich an der preussischen Ostseeküste, besonders 
zwischen Danzig und Memel, wo er teils vom Meere ausgeworfen, teils berg- 
mánnisch gewonnen wird. Andere Fundorte sind: Kieslager bei London, Thon- 
lager bei Paris, Schieferthon und Kohlenlager im Hennegau, in Schweden, Polen, 
Italien, Sicilien, Spanien, Sibirien, Grónland, Nord-Amerika und Australien. 
Eigenschaften. Der Bernstein ist gelb, gelbrot, bráunlich, durchsichtig, 
halbdurchsichtie 
g, blassgelb, ins Milchblaue bis undurchsichtig, von flachmuscheligem 
Bruche, fettglánzend, hart, hat weder Geruch noch Geschmack, ein spec. Gewicht 
von 1,05— 1,095, wird beim Reiben negativ elektrisch, erweicht bei 112— 1250, 
schmilzt bei 280—300? unter Verbreitung eines eigentümlichen aromatischen 
Geruches, blähet sich auf, liefert durch trockene Destillation Bernsteinsáure, 
brenzliches Oel, ein saures Wasser, und hinterlässt eine braunschwarze harzige, 
in ätherischen und fetten Oelen lôsliche Masse, welche Bernsteinkolophonium 
(Colophonium Succini) genannt wird. Weiter erhitzt, sublimiert ein gelber wachs- 
artiger Körper und es hinterbleibt Kohle, welche an der Luft mit Hinterlassung 
von sehr wenig Asche verbrennt. 
Lösungsmittel greifen den Bernstein nur schwer und teilweise an. Wasser 
wirkt nur in so weit, dass es ihm etwas Bernsteinsáure entzieht. Nach O. HELM, 
dem wir hier im Wesentlichen folgen, lósen sich vom hellgelben bis goldgelben 
Bernstein in Ather 18—2392, in Alkohol 20—259, in Terpenthinól 259, in 
Chloroform 26,69, in Benzin Spuren. Der knochenfarbige B. gibt an Äther 
16—20, an Alkohol 17—229 ab. 
Nähere Bestandteile. 4 Harze, Bernsteinsáure, Schwefel und Mineral- 
stoffe. Die Harze sind: 
r. Ein in Alkohol lósliches, bei ro5? schmelzend, 17— 229. 
2. Ein in Alkohol unlósliches, aber in Áther lósliches, bei r45? schmelzend, 
IS 
5—6 
3. Ein in Alkohol und Äther unlösliches, in geistiger Kalilösung lösliches, 
bei 175° schmelzend, 7—9%. 
4. Ein in allen Mitteln unlósliches (Jous's Succinin), 44—609. 
Die Bernsteinsäure beträgt 3,2—8,22; sie ist an keine mineralische Base 
gebunden, aber bei der trocknen Destillation bekommt man höchstens 5%, da 
hierbei stets etwas verloren geht. 
Der Schwefel betrágt o,26—0,429. Nach HELM wohnt er dem B. nicht ur 
sprünglich inne, sondern ist ihm erst im Laufe der Zeit allmáhlich zugeführt. 
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
     
    
   
  
  
   
     
    
  
  
  
  
     
      
      
     
    
   
    
    
  
    
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