Full text: Handwörterbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreichs (2. Abtheilung, 2. Theil)

   
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876 Veilchen. 
Die Blumen besitzen frisch den bekannten lieblichen Geruch; vorsichtig 
und schnell getrocknet und vor Licht und Luft geschützt, behalten sie ihre Farbe 
und zum Theil auch den Geruch lange; sie schmecken süsslich, etwas schleimig, 
später ziemlich reitzend, ähnlich der Wurzel, doch schwächer. 
Der Same ist oval, weisslich, glatt und schmeckt den Blumen ähnlich. 
Alle Theile wirken emetisch. 
Wesentliche Bestandtheile. Nach Bourrav in allen Theilen der Pflanze: 
eigenthümlicher alkaloidischer Brechen erregender Stoff (Violin); dann in der 
Wurzel noch: eine stárkmehlartige Substanz, gelber Farbstoff, Spuren ätherischen 
Oeles, Gummi etc. Aehnliche Bestandtheile zeigten die Blätter und Samen, und 
die Blüthen lieferten, neben dem blauen, durch Alkalien grün werdenden Farb- 
stoff, noch Zucker etc. Dieser Farbstoff wurde von Enz näher untersucht. 
PERETTI wil in den Blumen 2 besondere Sáuren, eine rothe und eine weisse 
Veilchensáure gefunden haben, über die jedoch (seit 5o Jahren) nichts Náheres 
mehr verlautet hat. 
Verwechselungen. Die ähnlichen Arten /. ría und canzna sind geruch- 
los, ihre Blumen gewöhnlich blasser; P. Air/a hat keine Auslüufer und ihre Blätter . 
sind stärker behaart. 7. camina hat ausserdem noch einen üstigen Stengel. Das 
entscheidendste Merkmal für 7. odorata bleibt der Geruch. 
Anwendung. Sie beschränkt sich nur noch auf den aus den Blumen be- 
reiteten Sirup. Das blaue Pigment dient als Reagens auf Süuren und Alkalien. 
Geschichtliches. Das Märzveilchen gehört zu den ältesten Arzneipflanzen; 
es ist das 'lov der Odyssee, Aevxotoy pelav des HrIPPOKRATES, ’Tovpekav des 
THEOPHRAST, ‘lov Toppupoñv des DIOSKORIDES, die Viola des PLINIUS u. A. Die 
Blätter wurden äusserlich bei Entzündungen angewendet, die Blumen dienten 
nach DIOSKORIDES gegen die Epilepsie der Knaben. Berauschte soll man nach 
PıIiNıus an Veilchen riechen lassen, deren Geruch er überhaupt gegen Kopfweh 
wirksam hält. SımEon SETH Schreibt der Blume eine schlafmachende Wirkung zu. 
Veilchen, dreifarbiges. 
(Ackerveilchen, Dreifaltigkeitskraut, Freisamkraut, Je länger je lieber, Stief- 
mütterchen.) 
Herba Jaceae, Violae tricoloris. 
Viola tricolor L. 
Pentandria Monogynia. — Violaceae. 
Ein-, bis zwei-, bis mehrjährige Pflanze mit dünner, ästiger, stark befaserter 
Wurzel, 15—30 Centim. hohem, aufsteigendem und theilweise niederliegendem, 
dreikantigem, oft kurz und schwach behaartem Stengel. Die Blátter sind gestielt, 
oval linglich, gekerbt, glatt, bisweilen zart bewimpert und mit grossen leier- 
fórmig tief eingeschnittenen und gethellten Afterblüttchen versehen. Die Blumen 
kommen aus den Winkeln der Blätter, sind lang gestielt, und zeigen mehrere, 
meist drei verschiedene Farben an den Krontheilen, blau, gelb und violett. Die 
Pflanze variürt sehr, besonders durch die Kultur. — Auf Aeckern sehr verbreitet, 
in Gärten häufig zur Zierde gezogen. 
Gebräuchlicher Theil. Das Kraut oder vielmehr die ganze blühende 
Pflanze. Frisch bemerkt man beim Zerreiben einen orangenblüthenähnlichen 
Geruch; der Geschmack ist schwach süsslich, schleimig, nicht scharf, Die Wurzel 
   
  
  
   
    
     
     
  
   
    
  
  
    
    
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
   
   
    
    
	        
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