Handwörterbuch der Chemie.
148
Wasserstoff hat er den kleinsten Werth 0:70, für Aethylchlorid den höchsten bisher
beobachteten Werth etwa 1:0, und haben daher Relationen zwischen den bei
einer Temperatur für verschiedene Kórper bestimmten Reibungscoefficienten auch
nur eine beschrinkte Bedeutung. Ferner ándert z sich nach E. WIEDEMANN mit
der Temperatur, so dass es nie genügen kann, wenn nur für zwei Temperaturen
die Reibung bestimmt wird. Unter der Annahme, dass die Molekulardurchmesser
unabhängig von der Temperatur seien, müsste aber nach der kinetischen Gastheorie
4 — i werden. Der grössere Werth desselben lässt sich dadurch erkláüren,
dass bei hóheren Temperaturen in Folge des stürkeren Gegeneinanderprallens
der Moleküle die einzelnen tiefer ineinander eindringen, wodurch der Abstand
der Mittelpunkte beim Zusammenstoss abnimmt. In diesem Sinne wird also mit
steigender Temperatur der Molekulardurchmesser kleiner.
Bei dieser Gelegenheit wollen wir die in naher Beziehung zu einander stehen-
den Begriffe der Wirkungssphäre und des Molekulardurchmessers in ihren ver-
schiedenen Bedeutungen etwas näher erörtern.
Als Radius der Wirkungssphäre bezeichnet man einmal den Abstand, in dem
die Wirkung des Moleküles eben merkbar wird. Diese Grösse selbst ist noch
nicht bestimmt worden. Eine entsprechende Grösse geben aber die QUINCKE’schen
(30) Versuche, bei denen ermittelt wird, in welcher Weise sich die Steighöhe von
Flüssigkeiten an mit Silberschichten von verschiedener Dicke bedeckten Glas-
platten ändert. Die Dicke der Silberschicht, von der an kein Einfluss derselben
bemerkbar ist, giebt ein Maass für die Wirkungssphäre der Glasmoleküle. Ein
zweiter Begriff ist der des Molekulardurchmessers, wie er sich aus den inneren
Reibungen der Kórper bestimmt. Einer stellt diejenige Entfernung dar, bis auf
welche sich die Mittelpunkte der Moleküle nähern können. Diese Grösse ist jeden-
falls viel kleiner als der doppelte Radius der oben defiirten Wirkungssphäre. Als
Molekulardurchmesser, entsprechend unseren geometrischen Vorstellungen, müssten
wir den mittleren Abstand der diametral von einander abstehenden Punkte eines
Moleküls betrachten. Eine weitere Definition der Wirkungssphäre, die bei optischen
Betrachtungen eine Rolle spielt, giebt an, bis zu welchem Abstande der um die
Moleküle gelagerte Lichtäther eine andere Constitution als der freie besitzt, also
etwa verdichtet ist.
Alle die betrachteten Längen, besonders die zweite, sind aber abhängig von
der Richtung, in der man sie im Verhältniss zu festen Linien im Molekül be-
trachtet. Hat man z. B. zwei aus sehr gestreckten Ellipsoiden bestehende Mole-
küle, so ergeben sich für die Wirkungsspháre jedenfalls weit grössere Werthe,
wenn dieselben in der Richtung ihrer grössten Achsen an einander fliegen, als
wenn dies in der Richtung der kürzesten statthat. Die Versuche geben uns bis-
her nur Mittelwerthe nnd ist es daher höchst unwahrscheinlich, dass sich aus
ihnen allgemeine Beziehungen ergeben.
Wir bestimmen nun die mittlere Weglänge etc. in absolutem Maasse.
Aus der kinetischen Gastheorie folgt, dass der Reibungscoefficient gegeben
ist durch
n = 4pho,
wenn p die Dichte des Gases, A die mittlere Weglünge, v die translatorische
Geschwindigkeit der Moleküle ist. Mit zunehmendem Druck wächst p proportional
demselben, während 4 umgekehrt mit ihm abnimmt, indem ein Theilchen um so
kürzere Strecken ungestört zurücklegt, je grösser die Zahl. der in demselben
Raum enthaltenen Moleküle ist, daher die Unabhängigkeit von 4 vom Druck.
Die 1
0-000(
N
worin
Molek
A
schied
Molek
L
rechng
Druck
sprecl
meteri
erhalte
schnitt
A
E
p