Full text: Handwörterbuch der Chemie (Erster Band)

214 Handwörterbuch der Chemie. 
von welchen, wie bei den giftigen Leichenbasen, wenig mehr als eine allgemeine 
Aehnlichkeit mit den pflanzlichen Alkaloiden bekannt ist. Man hat ferner die 
einstweilige Unmöglichkeit künstlicher Nachbildung als gewissermaassen charak- 
teristisch für die Alkaloide gelten lassen und in diesem Sinne z. B. Mercurialin, 
Amanitin aus der Reihe der letzteren gestrichen, sobald sie als mit dem Methyl- 
amin, resp. Cholin identisch erkannt wurden. Seitdem der Aufbau des Atropins 
aus Tropasäure und Tropin gelungen ist, lässt sich eine derartige Einschränkung 
nicht wohl aufrechthalten, und andererseits sind in den künstlichen Tropeinen, 
die nicht in der Natur vorgefunden wurden, Körper bekannt geworden, welche 
trotzdem den natürlichen Alkaloiden durchaus an die Seite gestellt werden 
müssen. Hier sollen als Alkaloide diejenigen Pflanzenbasen besprochen werden, 
welche entweder ausschliesslich, oder doch zuerst aus Pflanzen gewonnen worden 
sind. 
Geschichte. Das zuerst bekannt gewordene Alkaloid ist das Morphin. 
DEROSNE publicirte 1803 eine Arbeit über die Bestandtheile des Opiums und 
beschrieb darin ein eigenthümliches, krystallinisches »Opiumsalz«, welches er 
nach zwei verschiedenen Methoden isolirte. Nach der einen Methode dargestellt 
war dies Opiumsalz Narcotin, nach der anderen Morphin. Sie wurden von DE- 
ROSNE für identisch gehalten und ihre basische Natur nicht erkannt. Der eigent- 
liche Entdecker des ersten Alkaloids ist SERTÜRNER, dessen erste Untersuchungen 
des Opiums aus dem Jahre 1805 datiren. Sie führten zur Entdeckung der »Mohn- 
säure« (Meconsäure) und eines eigentümlichen als principium somniferum bezeich- 
neten Körpers, der mit Säuren salzartige Verbindungen einzugehen scheine. Erst 
in der 1817 veröffentlichten vollständigeren Abhandlung SERTÜRNER’s »Ueber das 
Morphium, eine neue salzfähige Grundlage, und die Meconsäure, als Hauptbestand- 
theile des Opiums« sprach er sich bestimmt über die alkalischen Eigenschaften 
seines Morphiums aus und lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf diese erste 
organische Base. Da das Morphin die arzneiliche Wirksamkeit des Opiums in 
hóchst concentrirter Form zeigte, lag die Hoffnung nahe, auch aus andern 
arzneilich verwendeten Pflanzenstoffen in ähnlicher Weise die reinen wirksamen 
Bestandtheile isoliren zu können. Diese Aussicht regte zu Untersuchungen an, 
welche in rascher Reihenfolge zur Entdeckung einer grossen Anzahl von Alka- 
loiden führten. Als die bekannteren der in nächster Zeit entdeckten sind zu 
nennen: Narcotin (ROBIQUET 1817), Strychnin (PELLETIER u. CAVENTOU 1818), 
Veratrin (MEISSNER 1818), Brucin (PELLETIER uU. CAVENTOU 1819), Chinin und 
Cinchonin (Dieselben 1820), Solanin (DEsrossEs 1820), Coniin (GIESECKE 1827), 
Nicotin (REIMANN u. POSSELT 1828), Atropin (MEIN 1831), Codeïn (ROBIQUET 1832), 
Aconitin, Hyoscyamin (GEIGER u. HEssE 1833). 
Vorkommen. Es ist bemerkenswerth, dass die grosse Anzahl der gegen- 
wärtig bekannten Alkaloide sich keineswegs gleichmässig auf alle Pflanzenfamilien 
vertheilt, dass vielmehr von den letzteren einige sich durch einen grossen Reich- 
thum an Alkaloiden auszeichnen, während die meisten Familien deren vôllig zu 
entbehren scheinen. Besonders reich an Alkaloiden sind z. B. die Solaneen und 
Papaveraceen, anscheinend ganz frei davon u. A. die grossen Familien der Gra- 
mineen, Labiaten, vielleicht auch die Compositen. Fast alle alkaloidführenden 
Familien gehören zu den Dicotyledonen. Von den Monocotyledonen sind es nur 
die Colchiceen, welche einige Alkaloide liefern (Colchicin, Veratrin, Jervin). 
Verschwindend klein ist auch die Zahl der aus den Acotyledonen isolirten Basen. 
Die Pilze lieferten Muscarin, die Lycopodiaceen das Lycopodin. Ausser dem 
      
   
  
  
     
   
  
  
   
   
    
     
    
   
  
  
  
  
  
  
    
    
    
  
   
     
   
   
    
    
  
    
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