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Alkaloide. 231
amorphe Salze (8). (OnERLIN fand neutrale, HÜBLER saure Reaction) An der Luft verwandelt
es sich leicht in eine braune, amorphe Masse.
Concentrirte Salpetersüure fürbt es zuerst gelb, dann violett, endlich wieder gelb. Seine
wüsserige Lósung wird wie die des Colchicins, durch Schwefelsüure oder Salzsäure gelb gefärbt.
Die alkalische Lósung wird durch die Salze der Erdalkali- und der Schwermetalle gefällt. Für
den amorphen Barytniederschlag fand HÜBLER die Zusammensetzung (C,;H,4NO;),Ba. Der
Kupferniederschlag ist krystallinisch (5).
Veratrin. 1818 von MEISSNER (14) im Sabadillsamen (von Sabadilla offici-
nalis BRANDT) und unabhängig davon 1819 von PELLETIER und CAVENTOU (15),
in demselben Samen, sowie angeblich in der weissen Niesswurzel (dem Wurzel-
stock von (Veratum album I.) aufgefunden. Es wird im Sabadillsamen von Saba-
dillin und Sabatrin begleitet. Der früher allgemeinen Annahme entsprechend,
dass nicht nur V. album, sondern auch verschiedene andere Veratrum-Arten in
ihrem Wurzelstock Veratrin enthalten, fand Percy (24) und neuerdings WRIGHT (27)
dieses Alkaloid in der Wurzel von 7. viride. Jedenfalls tritt es in den Wurzeln
der verschiedenen Veratrum-Arten sehr gegen das Jervin zurück (26, 28). Nach
anderen Angaben (31, 25), soll es darin überhaupt nicht vorkommen, sollen viel-
mehr die Wurzelstócke von V. album, V. Lobelianum und V. viride nur Jervin und
Veratroidin enthalten.
Die Darstellung geschieht immer aus dem Sabadillsamen (14—23). Nach MERK (23),
werden die gepulverten Samen mit salzsáurehaltigem Wasser ausgekocht, der Auszug zur Syrups-
consistenz verdampft und solange mit Salzsáure versetzt, als sich noch ein Niederschlag bildet.
Das Filtrat wird mit überschüssiger Kalkmilch versetzt. Der Niederschlag mit siedendem Wein-
geist ausgezogen, der Auszug verdunstet, der Rückstand in verdünnter Essigsäure gelöst, durch
Ammoniak das Veratrin gefällt, in Aether gelöst und die von einer zurückbleibenden braunen
Substanz getrennte ätherische Lösung verdunstet.
MERK hat 1855 zuerst das Veratrin in krystallisirter Form gewonnen, indem.er das nach
der angegebenen Methode dargestellte Alkaloid in sehr verdünntem Weingeist lóste, die Lösung
in gelinder Warme verdunsten liess, das dabei ausgeschiedene krystallinische Pulver durch Waschen
mit kaltem Weingeist von der begleitenden harzartigen Substanz befreite und seine alkoholische
Lósung freiwillig verdunsten liess (23). Er hob bereits hervor, dass nur ein kleiner Theil des
ursprünglichen Veratrins in Krystallen erhalten werde, und spütere Untersuchungen haben ge-
zeigt, dass das krystallinische Veratrin nicht identisch ist mit dem bis dahin so bezeichneten
amorphen oder theilweise mikrokrystallinischen Alkaloid, wie es noch jetzt unter dem Namen
Veratrin küuflich ist und arzeneilich verwendet wird, sondern dass es von diesem nur einen Ge-
mengtheil ausmacht. Nach WEIGELIN (29), ist der zweite Hauptgemengtheil desselben eine in
Wasser lósliche Modification des Veratrins. Dasselbe bildet die harzartige Beimengung der
MERK’schen Veratrinkrystalle und lisst sich nicht nur durch Weingeist, sondern auch durch kaltes
Wasser davon trennen. Wird schwefelsaures Veratrin kalt mit Ammoniak gefällt, so löst sich
der Niederschlag nach dem Wegwaschen des schwefelsauren Ammoniaks in dem reinen Wasch-
wasser vollständig auf, und diese Lösung hinterlässt beim Verdunsten in sehr gelinder Wärme
das Veratrin in seiner harzartig amorphen Modification, die in kaltem Wasser wieder vollständig
löslich ist. Wird aber diese Lösung erhitzt, so scheidet sie das Veratrin in seiner unlöslichen,
krystallisirbaren Modification ab.
Nach ScHMIDT und KóPPEN (30) (22) existirt ausser dem krystallisirbaren und dem lôs-
lichen Veratrin noch eine dritte, in Wasser unlósliche, aber amorphe Modification desselben.
Sie fanden, dass bei der Ueberführung des küuflichen Veratrins in das krystallisirte nach dem
MzRK'schen Verfahren die den Krystallen beigemengte harzartige Masse nicht vollstindig durch
Wasser entfernt werden könne, sondern schliesslich Weingeist erforderlich sei, um eben diese
dritte Modification aufzunehmen. —
Die Zusammensetzung des Veratrins wurde von PELLETIER und DuMas durch die
Formel C,,H,,NO,, von CouknsE durch C,,H,,NO, , ausgedrückt.
MERCK stellte nach der Analyse seines krystallisirten Veratrins die Formel C; ,H; ,N4,O,