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Veratrinsäure (Dimethylprotocatechusäure) und eine neue amorphe Base, das Verin C,,H,,NO,
gespalten, welche letztere zwischen 130 und 1459 sehmilzt und amorphe Salze bildet.
Das käufliche Veratrin, welches nach dem Gesagten nicht als ganz einheitliche Substanz
zu betrachten ist, bildet ein weisses oder grauweisses amorphes oder mikrokrystallinisches Pulver.
Es ist geruchlos, erregt aber, in die Nase gelangend, üusserst heftiges Niesen, wirkt stark haut-
reizend und innerlich angewandt als heftiges Gift, Geschmack scharf und brennend, nicht bitter.
Der Schmelzpunkt pflegt zwischen 150 und 160? zu liegen (22). Mitunter soll es mit Saba-
dillin und Sabatrin verunreinigt sein. — Aus käuflichem Veratrin sind noch die folgenden Deri-
vate dargestellt worden: Ueberjodsaures V. (35, 36). Mikroskopische Krystall. Kohlen-
saures V. (37). Es scheidet sich aus einer Lösung des Veratrins in kohlensäurehaltigem Wasser
an der Luft als eine aus durchsichtigen, kleinen Krystallen bestehende Haut ab. Beim Trocknen
verliert es die Kohlensäure.
Reactionen. Aus den Lösungen des krystallisirten oder des küuflichen Veratrins wird
durch Alkalien nur bei ziemlich grosser Concentration oder nach vorherigem Erwärmen das
Veratrin in weissen Flocken gefällt. Verdünnte, kalte Lösungen geben wegen der Bildung der
lóslichen Modification keine Fállung (22). Phosphormolybdänsäure giebt einen hellgelben, Jod-
Jodkalium einen kermesfarbigen, Kaliumquecksilberjodid einen gelbweissen, Pikrinsäure einen
gelben, amorphen Niederschlag. In diesen Fällungsreactionen sowohl wie in den verschiedenen
Färbungsreactionen, welche zur Erkennung des Veratrins dienen, stimmen, soweit bekannt, die
verschiedenen Modificationen des letzteren mit einander überein (22): Concentrirte Schwefel-
säure löst mit schön gelber Farbe, die nach einigen Minuten durch Orange in Blutroth, später
in ein sehr schönes, sich lange erhaltendes Carminroth übergeht. Beim Hinzumischen des etwa
gleichen Volumens Bromwasser geht die gelbe Färbung der frischen Schwefelsäurelösung sofort
in eine purpurrothe über. Ein Gemenge von Veratrin mit etwa dem vierfachen Gewicht Zucker
färbt sich beim Durchfeuchten mit concentrirter Schwefelsäure zunächst gelb, dann dunkelgrün,
später schön blau, endlich schmutzig violett (38). Eine Lösung von Veratrin in concentrirter
Salzsäure nimmt beim Kochen allmählich eine sehr intensive und bleibende purpurrothe Färbung
an (39).
Bei der Abscheidung des Veratrins nach DRAGENDORFF's Verfahren kommt in Betracht, das
schon sauren Lósungen durch Benzol, aber nicht durch Petroleumither, etwas Veratrin entzogen
wird (40). Die Fähigkeit des Veratrins, unter bestimmten Verhältnissen in eine wasserlósliche
Modification überzugehen, wird bei gerichtlich chemischen Untersuchungen zu beriicksich-
tigen sein.
Cevadillin. Amorphes Alkaloid, welches nach WRIGHT u. LUFF (32) das amorphe
Veratrin und das krystallisirbare Veratrin (»Cevadin«) im Sabadillsamen begleitet; vielleicht
identisch mit WEIGELIN’s Sabadillin. Beim Verdunsten seiner Lösung in Benzol scheidet es sich
in amorphen Flocken aus. Es soll die Formel C;,H;,NO, besitzen und durch Verseifung
eine flüchtige Sáure (anscheinend Methylcrotonsäure) und eine neue Base, das Cevillin liefern.
Sabadillin. Krystallisirbares Alkaloid, neben dem Veratrin im Sabadillsamen vorkommend.
COUERBE (16) erhielt es 1834 aus seinem rohen Veratrin durch Auskochen mit Wasser, welches
dann beim Erkalten zuerst Krystalle von Sabadillin, dann eine als Sabadillinhydrat oder
»Résinigomme de sabadilline« bezeichnete amorphe Base ausschied. Dem (geschmolzenen)
Sabadillin legte er die Formel C, H, ;N,O,, dem amorphen Alkaloid die Formel € oH; O0, bei.
Nach COoUERBE bildet das Sabadillin kleine, weisse, büschelig vereinigte Nadeln von stark alkali-
scher Reaction, bei 180" 2 Mol. Krystallwasser verlierend, bei 200? schmelzend, unlóslich in
Aether, leicht lóslich in Weingeist und in heissem Wasser. (In 143 Theilen siedendem Wasser
nach HÜBSCHMANN, (42) (56). Nach WEIGELEIN (29), welcher im Sabadillsamen ausser Veratrin
»Sabadilin« und »Sabatrin« fand, werden die letzteren beiden Basen, nachdem man in der Hitze
das Veratrin durch Ammoniak ausgefállt hat, aus dem Filtrat durch Amylalkohol ausgeschiittelt
und schliesslich durch Aether, worin nur das Sabatrin löslich ist, getrennt. WEIGELIN’s Saba-
dillin, für welches die sehr abweichende Formel C,,HgG,N,O,, gefunden wurde, konnte nicht
aus Wasser oder Weingeist, wohl aber aus Benzol krystallisirt erhalten werden. Es bildet mit
Schwefelsäure und Salzsäure nur amorphe Salze. Das ebenfalls amorphe Golddoppelsalz zeigte
die Zusammensetzung C,,H,,N,O,,-2HCI-2AuCl,. Durch Ammoniak, ätzende und kohlen-