Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

   
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Piturin, C,H,N(?) (111), flüchtiges Alkaloid aus den Blättern und Zweigen des Piturie- 
baumes (Duboisia Hopwoodii, einer südaustralischen Solanee). Von STAIGER entdeckt (109), 
von GERRARD (110) und besonders von LIVERSIDGE (111) näher untersucht. Allem Anschein 
nach ist damit das flüchtige Alkaloid identisch, welches MÜLLER und RUMMEL (109) aus den 
Blättern und Zweigen der Duboisia myoporides gewannen und als »Duboisine bezeichneten. In 
der letzteren Pflanze würde es demnach neben dem krystallisirbaren »Duboisin« enthalten sein, 
welches LADENBURG als Hyoscyamin erkannte. 
Darstellung. Der mit schwefelsäurehaltigem Wasser bereitete Auszug der betreffenden 
Pflanzentheile wird concentrirt und mit Natronlauge destillirt. Das Destillat neutralisirt man mit 
Salzsiure, dampft auf ein kleines Volumen ab, versetzt mit überschüssiger Natronlauge, schüttelt 
mit Aether aus, destillirt im Wasserstoffstrom zunüchst den Aether und schliesslich in hoher 
Temperatur das Piturin (111). 
Eigenschaften.  Farblose Flüssigkeit, mischbar mit Wasser, Alkohol und Aether, an 
der Luft sich brüunend, in frischem Zustande dem Nicotin ühnlich, nach längerer Aufbewahrung 
mehr nach Pyridin riechend, Schon bei gewöhnlicher Temperatur flüchtig, mit Salzsäuredampf 
Nebel bildend. Die Dämpfe greifen die Schleimhäute stark an. Geschmack scharf, stechend. 
Siedep. 2439. 
Die Füllungsreactionen entsprechen denen des Nicotins. Mit concentrirter Schwefelsäure 
und etwas dichromsaurem Kalium fürbt sich das Piturin zunüchst rothgelb, dann dunkelbraun, 
zuletzt grün. 
Von den Salzen wird das salzsaure (109) und das oxalsaure (111) als krystallisirbar, 
ersteres als sehr zerfliesslich, beschrieben, Es wird von LIVERSIDGE eigens hervorgehoben, dass 
ein nicht flüchtiges Alkaloid in der Duboisia Hopwoodii nicht vorkomme. Erwihnenswerth 
scheint übrigens, dass der Siedepunkt des Piturins mit demjenigen des Pseudotropins (Spaltungs- 
produkt des Hyoscins) übereinstimmt. PETIT (112) hält das Piturin für identisch mit Nicotin. 
Atropin, C,;H,3NO,. Giftiges Alkaloid der Toilkirsche (Atropa belladonna 
L.) und des Stechapfels (Datura stramonium 1.) Es kommt in allen Theilen 
dieser beiden Pflanzen vor und wird in beiden begleitet von Hyoscyamin. Auch 
in der Atropa belladonna var. lutea (48), sowie in den Samen von Datura arborea 
L. (49) ist es enthalten. 
Das Atropin wurde zuerst 1831 von MEIN (38) aus der Belladonnawurzel 
dargestellt, dann 1833, unabhängig von MEIN's erst später veröffentlichter Unter- 
suchung von GEIGER und HessE (39) in dem Kraut der Atropa belladonna ent- 
deckt. Noch im selben Jahre isolirten Letztere aus der Datura stramonium die 
von ihnen als Daturin bezeichnete Base. (Ann. 7, pag. 272.) PLANTA (40) fand 
1850, dass diese mit Atropin identisch sei. Die Unterschiede, welche immerhin 
zwischen Daturin und Atropin vielfach bemerkt wurden (41—44) erklüren sich, 
nachdem LADENBURG (45) das Vorkommen des mit dem Atropin isomeren Hyos- 
cyamins in Atropa und Datura nachgewiesen hat, durch die geringere oder 
grössere Menge dieses Hyoscyamins, mit der die verglichenen Alkaloide verun- 
reinigt waren. Von dem »Daturin« macht mitunter (45), aber nicht immer (46) 
das Hyoscyamin den vorwiegenden Gemengtheil aus. 
In käuflichem Atropin kommt nach KmauT (47) zuweilen noch eine Base 
C,sHy;NO, vor. Sie bleibt bei der Behandlung mit siedendem Barytwasser in 
Form von Oeltropfen zurück, die beim Erkalten harzartig erstarren. 
Das Atropin wurde zuerst von LixBrG (50) analysirt. Nach späteren Analysen 
(51) stellte LregiG. die Formel C,;H,,NO, auf, welche von PLANTA (40) sowie 
durch die neueren Untersuchungen von Kmaur, LossEN, LADENBURG bestätigt 
wurde. 
Darstellung. Als Material für die Darstellung des Atropins dient die Wurzel (38, 52, 
53) oder das Kraut (39, 54—57) von Atropa belladonna, oder die Samen von Datura stramonium 
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