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Alkaloide. 327
reitung des Zzée-Pfeilgifts dienenden Samen enthaltene, sehr giftige »Strophantine ist stickstofffrei
und nicht basisch.
Alkaloide der Percirorinde. Aus der Pereirorinde, einer brasilianischen als Fiebermittel an-
gewandten Drogue, welche nach PECKOLT von Geissospermum Vellosii, nach BAILLON von einer
besonderen Species G. /aeve abstammt, wurde zuerst von CORREA DOS SANTOS ein als Pereirin
bezeichnetes amorphes Alkaloid erhalten, dessen Existenz Goos 1838 bestütigte (34). PERETTI
(35) beobachtete später ein krystallinisches Alkaloid. Die ausführlichen Untersuchungen von
HESSE (36) führten zur Isolirung zweier Alkaloide, des Geissospermins und des Pereirins,
ausser welchen die Existenz eines dritten (desjenigen von PERETTI ?) wahrscheinlich gemacht wurde.
Darstellung. Die Rinde wird mit Weingeist ausgekocht, der Verdunstungsrückstand mit
Soda übersáttigt und mit viel Aether ausgeschüttelt. Die ätherische Flüssigkeit schüttelt man mit
essigsäurehaltigem Wasser, destillirt den Aether grósstentheils ab, trennt den Rest von der braunen
essigsauren Lösung und schüttelt letztere nun mit wenig reinem Aether und überschüssigem
Ammoniak. Dabei wird das Geissospermin krystallinisch abgeschieden, wührend Pereirin im
Aether gelöst bleibt. Beim Verdunsten des Aethers scheiden sich krystallinische Kórner ab, die
anscheinend wesentlich aus einem dritten Alkaloid bestehen. Die zähe Mutterlauge enthält das
Pereirin.
Geissospermin, C, ,H,,N,0, + H,O (36). Das durch Umkrystallisiren aus Alkohol oder
durch Füllung aus seinem krystallisirten. schwefelsauren Salz rein gewonnene Geissospermin bildet
kleine farblose Prismen. Leicht lóslich in heissem, schwer in kaltem Alkohol, fast unlóslich in
Wasser und reinem Aether. Reaction alkalisch. Das krystallisirte Alkaloid enthalt 1 Mol.
Krystallwasser, welches es bei 100? unter Gelbfürbung verliert. Es schmilzt darauf unter theil-
weiser Zersetzung gegen 160°. Linksdrehend. (2)p= — 93,37 für die Lósung des krystallisirten
Alkaloids in 97 proc. Alkohol bei c — 1,5 und t — 15%.
Reactionen. Ammoniak, kohlensaure oder ützende Alkalien fällen das Geissospermin aus
seinen Salzlósungen selbst bei sehr grosser Verdünnung als anfangs amorphen, bald krystallinisch
werdenden Niederschlag. Phosphorwolframsüure giebt bei grósserer Verdünnung als 1:2000 nur
auf Zusatz von Salpetersäure noch eine Füllung. Concentrirte Salpetersäure löst mit purpurrother
beim Erhitzen in Orangegelb übergehender Farbe. Die anfangs farblose Lösung in reiner, con-
centrirter Schwefelsüure färbt sich bald -orübergehend blau. Molybdänsäurehaltige Schwefelsäure
giebt sofort eine bleibende dunkelblaue Fürbung. Beim Erhitzen des Alkaloids mit wenig
Natronkalk sublimirt eine in Aether leicht lósliche Substanz in blassgelben Bláttchen, die sich
in Salpetersäure ohne Färbung lösen.
Salze. Salzsaures G. ist amorph, leicht löslich. Es giebt mit Goldchlorid einen braunen,
amorphen Niederschlag, mit Platinchlorid einen nur bei grosser Verdünnung krystallinischen,
blassgelben Niederschlag, der erst bei 130 wasserfrei wird und dann die Zusammensetzung
2(C; 9H, N,O,: HCD PtCl, besitzt.
Schw efelsaures G. krystallisirt aus der mit Schwefelsáure neutralisirten heissen, alkoholischen
Lôsung des Alkaloids in sternfórmig gruppirten Nadeln. Leicht löslich in Wasser.
Oxalsaures G. scheidet sich aus seiner verdunstenden alkoholischen Lósung in mikro-
skopischen Nadeln ab.
Pereirim (36). Die bei der Darstellung des vorigen Alkaloids erhaltene Lósung des un-
reinen Pereirins wird schliesslich ganz verdunstet, der Rückstand in Essigsáure gelóst, die Lósung
durch Thierkohle möglichst entfärbt und mit Ammoniak gefällt. Grauweisses Pulver, leicht lós-
lich in Alkohol, Aether und Chloroform, fast unlöslich in Wasser, gegen 124? zu einer rothen
Masse schmelzend. Concentrirte Salpetersäure löst es mit blutrother, Schwefelsäure mit violett-
rother Farbe. Mit Salzsäure und Schwefelsäure bildet das Pereirin amorphe, auch in Alkohol
leicht losliche Salze. HEssE hilt die Formel C,,H,,N,O für wahrscheinlich.
Strychnaceae.*)
Strychnosbasen. In verschiedenen Arten der Gattung S#ycknos kommen
neben einander Strychnin und Brucin vor. Die Angaben über ein drittes
*) 1) PELLETIER u. CAVENTOU, Ann. chim. phys. 10, pag. 142. 2) Dies., Ebend. 26, pag. 44.
3) Dies., Journ. de Pharm. 8, pag. 305. 4) DUMAS u. PELLETIER, Ann. chim. phys. 24, pag. 179.