Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

354 Handwörterbuch der Chemie. 
Benzol ausgeschüttelt wird. Auch Chloroform nimmt nur einen kleinen Theil davon auf, so 
dass man die Hauptmenge des Morphins in dem Amylalkohol-Auszug aufzusuchen hat, welcher 
zweckmässig durch sofortiges Auschütteln der ammoniakalisch gemachten, schon vorher auf 
50— 609 erwürmten Lósung mit dem Amylalkohol bereitet wird. 
Nach Einführung von Morphin durch den Mund oder den Oesophagus konnter. DRAGEN- 
DORFF und KAUZMANN (61) im Magen stets das Alkaloid nachweisen, falls nicht vor dem Tode 
schon mehrere Tage verflossen waren. Der Darminhalt ist kein geeignetes Untersucaungsobiect. 
Im Gehirn wurde nie Morphin gefunden. Leber und Galle gestatteten die Nachweisung, falls 
nicht die Einführung durch subcutane Injection stattgefunden hatte. Im Blut befindet sich das 
Morphin auch im letzteren Falle. Im Harn wird es mitunter, aber nicht immer gefunden (62, 
63). Gegen die in Leichen stattfindenden Fäulnissprocesse ist das Morphin. verhältnissmässig 
widerstandsfähig, so dass es noch nach Wochen nachweisbar zu sein pflegt. SELMI's Entdeckung 
eines in manchen Reactionen dem Morphin àühnlichen Leichenalkaloids fordert zu besonderer 
Vorsicht auf (55). 
Für die quantitative Bestimmung des Morphins im Opium sind sehr zahlreiche 
Methoden vorgeschlagen, von denen die meisten das Alkaloid in angeniühert reinem Zustande 
isoliren und wügen lassen (64— 70, 28). "Vergleichende Zusammenstellungen: (71—-73) FrLEURY 
(74) scheidet das Morphin nur unrein ab und bestimmt es alkalimetrisch. KIEFFER (75) ver- 
suchte eine Titrirmethode auf die reducirende Einwirkung des Morphins auf rothes Blutlaugen- 
salz zu gründen. Die Reduction der Jodsüure wird bei den von MirL (76), STEIN (77) und 
MyYLIUS (78) angegebenen colorimetrischen Methoden benutzt. 
Nach FLÜCKIGER werden 8 Gramm des bei 100° getrockneten und gepulverten Opiums 
durch Waschen mit Aether von Narcotin befreit, der Rückstand mit 80 Gramm Wasser aus- 
gezogen, von dem Filtrat 42,5 Gramm mit 12 Gramm Weingeist (spec. Gew. 0,815 bei 15°), 
10 Gramm Aether und 1,5 Gramm Ammoniak (spec. Gew. 0,96) vermischt. Nach 24 Stunden 
bringt man das Ganze auf ein mit Aetherweingeist befeuchtetes Filter, wäscht die zurückbleiben- 
den Morphinkrystalle mit 10 Gramm Aetherweingeist, dann mit ebensoviel reinem Aether und 
bestimmt ihr Gewicht. : 
Salze. Das Morphin ist eine einsäurige Base. Es neutralisirt die Säuren 
vollständig. Die Salze sind meistens krystallisirbar, in Wasser und Weingeist 
löslich. Sie schmecken stark bitter. Zum arzeneilichen Gebrauch diente früher 
fast ausschliesslich das essigsaure Salz, an dessen Stelle jetzt grossentheils das 
salzsaure und das schwefelsaure Salz getreten sind. 
Salzsaures Morphin, C,,H,,NO,-HCI+3H,0 (9). Weiche, seideglänzende, zu 
Büscheln vereinigte Nadeln, löslich in 16-—20 Thin. kaltem, in weniger als 1 Thl. siedendem 
Wasser, leicht auch in Alkohol. Das Krystallwasser entweicht schon bei 100° (79). Das reine 
Salz darf sich auch bei 130? nicht brüunen. Den Drehungscoëfficienten bestimmte Hzssz (46) 
für p—1—4 und t—15? zu («)p— — (100,67— 1,14. p). 
Aus heissem Alkohol oder besser Methylalkohol erhált mar das wasserfreie Salz als 
glinzendes Krystallpulver oder in vierseitigen rhombischen Prismen, die bei 15? in 51 Thln. 
Methylalkohol lóslich sind (80). 
Bromwasserstoffsaures M., C,,H,,NO,.HBr-4-2H,O (81) Lange, zu dichten 
Büscheln vereinigte, leicht lósliche Nadeln, die bei 100? wasserfrei werden. 
Jodwasserstoffsaures M., C,;H,,NO,.HJ--2H,O0 (7, 82, 83, 81). Lange, seide- 
glinzende, zu Rosetten gruppirte Nadeln, bei 100° wasserfrei werdend, in kaltem Wasser nur 
wenig, in heissem leichter löslich. 
Fluorwasserstoffsaures M. (84), lange, vierseitige Prismen, schwer löslich in Wasser, 
unlöslich in Alkohol und Aether. 
Salpetersaures M. (3, 85), strahlig vereinigte Nadeln, schon in 14 Thl. Wasser löslich. 
Ueberchlorsaures M, C,,H,,NO,-CIO,H + 2H,0 (86), Büschel von seideglänzenden 
Nadeln, in Wasser und Alkohol ziemlich leicht löslich, beim Erhitzen explodirend. 
Schwefelsaures M., 2(C,,H,,NO,)SO,H, + 5H,0 (87, 15, 9), leicht lösliche, büschel- 
förmig vereinigte Nadeln. 
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