Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

Handwörterbuch der Chemie. 
    
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Beim Erhitzen mit concentrirter Salzsäure wird das Morphin unter 
Abspaltung von Wasser in Apomorphin übergeführt (s. unten). 
Sulfomorphid (114, 115), ist ein durch Einwirkung von Schwefelsäure auf 
Morphin entstehender Körper genannt worden. Dampft man schwefelsaures 
Morphin mit etwas überschüssiger Schwefelsáure zur Trockne, erhitzt auf 150—160? 
und löst in heissem Wasser, so scheidet sich das Sulfomorphid, C,,H$44N,O,8, 
in amorphen, kugeligen, weissen Massen aus. WRIGHT (130), hält es für schwefel- 
saures Tetramorphin. — 
Mit Alkalien und alkalischen Erden giebt das Morphin lósliche Ver- 
bindungen, die aus der im Vacuum verdunsteten Lósung in wasserhaltigen 
Krystallen erhalten werden können (108). i 
Aether des Morphins, von GRIMAUX »Codeine« genannt, werden durch 
Erhitzen von Morphin in alkoholischer Lösung mit Alkalien und Alkyljodiden 
erhalten (117). Bei Anwendung von gleichen Molekülen Morphin, Methyljodid 
und Natriumhydroxyd entsteht nach GRIMAUX in ziemlich geringer Menge ein 
Methyläther, C,;H,,NO,- OCH,, (Codomethylin), der identisch ist mit dem 
natürlichen Codein, während ein grosser Theil des Methyljodids zur Bildung 
von Methylmorphinjodid und Methylcodeinjodid verwendet wird. Wendet man 
die doppelte Menge Methyljodid an, so bildet sich fast nur das letztere Additions- 
produkt des Morphinmethyläthers, und zwar ist dasselbe wieder identisch mit dem 
aus Codein und Methyljodid erhaltenen (117). HrssE (118) erhielt nach der 
Methode von GRIMAUX eine im Allgemeinen mit dem Codeïn tibereinstimmende 
Base, die er aber wegen des etwas geringeren Drehungsvermôgens ihres salz- 
sauren Salzes (— 104,8 statt 108,1°) für verschieden vom Codeïn hält und als 
a-Methylmorphin bezeichnet. Gleichzeitig bildete sich ein zweiter Methyläther, 
das 8-Methylmorphin, dessen salzsaures Salz in langen, seideglánzenden Nadeln 
krystallisirte, leichter lóslich war, ais das salzsaure Codein und mit Alkalien 
einen óligen oder doch amorph bleibenden Niederschlag gab. Wird bei der 
Synthese Kaliumhydroxyd statt Natriumhydroxyd angewandt, so soll nur dieser 
zweite Methyláther des Morphins entstehen. (Vergl. die spátere Mittheilung: 
Ber. 1882, pag. 2260.) 
Der Aethyláther C,;H,,NO,4-OC,H; (117) (Codäthylin) krystallisirt mit 
1 Mol. Wasser in schönen, harten, glänzenden Blättern, die sich in 35—40 Thln. 
siedendem Wasser, leicht in Aether und Alkohol lösen. Schmelzp. 83°. Sein 
salzsaures Salz bildet warzenförmige Gruppen feiner Nadeln. Es wird durch 
ätzende und kohlensaure Alkalien, aber nicht durch Ammoniak gefällt. Mit 
Methyljodid addirt sich der Morphinéthylidther zu dem Jodid C, ;H, {NO,-OC,H;- 
CH,J, welches beim Kochen mit concentrirter Kalilauge, sowie bei der Behandlung 
mit Silberoxyd und starkem Eindampfen des Filtrats eine feste, bei 152° schmel- 
zende tertiäre Base liefert (154). 
Der Aethylenäther, 92(C,;H,,NO,)C,H,, (Dicodethin) (119) mittelst 
Aethylenbromid dargestellt, lässt sich aus 502 Weingeist in kleinen, weissen Nadeln 
krystallisiren, die sich oberhalb 200° ohne Schmelzung zersetzen und sich, wie 
die übrigen Morphinäther, mit eisenchloridhaltiger Schwefelsäure blau. färben. 
Auch mit Propyljodid, Allyljodid, Epichlorhydrin und Methylen-Acetochlorhydrin 
wurden Morphinäther dargestellt (119). Bringt man Morphin oder seine Aether 
mit Methylenacetochlorhydrin (CH,Cl-O-C,H,O) und Schwefelsäure zusammen, 
so färbt sich die Flüssigkeit rosenroth und binnen einigen Minuten intensiv purpur- 
roth. Aus der nach 24 Stunden mit Wasser verdünnten Flüssigkeit fällt Ammoniak 
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