406 Handwörterbuch der Chemie.
siedendem Wasser oder siedendem Weingeist. Mit Jod giebt das Chlornitroharmin ein in
braunen Körnern sich ausscheidendes Dijodid. Mit Säuren liefert es gelbe Salze, die aus ihren
wässrigen Lösungen durch überschüssige Säuren oder Kochsalz als gallertartige, später meistens
krystallinische Niederschläge gefällt werden, und von denen das salpetersaure Salz besonders
leicht krystallisirt.
Bromnitroharmin, C,,H,,Br(NO,)N,O (30), wird durch Ammoniak aus den mit
Bromwasser versetzten Nitroharminsalzlósungen gefállt und durch Umkrystallisiren aus Alkohol
als hellgelbe, krystallinische Masse erhalten. Es bildet mit Säuren Salze, die denen des Chlor-
nitroharmins sehr ähnlich sind. Mit Brom und Jod addirt es sich zu einem: Dibromid und
Dijodid.
Sileneae.
Agrostemmin. Von SCHULZE 1848 aus den Samen der Kornrade, Agrostemma Githago L.,
dargestellt. (Arch. Pharm. (2) 55, pag. 298; 56 pag. 163.) Die ganzen Samen werden mit
essigsänrehaltigem schwachem Weingeist extrahirt, der Auszug mit überschüssiger Magnesia zur
Trockne verdampft und der Rückstand mit Weingeist ausgezogen. Beim Verdunsten des Wein-
geists scheidet sich das Alkaloid krystallinisch aus. Nach wiederholtem Umkrystailisiren bildet
es gelbliche Blättchen, die in mässiger Wärme schmelzen, in Wasser unlöslich, in Weingeist
leicht löslich sind. Durch concentrirte Schwefelsäure werden sie anfangs roth gefärbt, dann
geschwärzt. Beim Erwärmen mit Kalilauge wird das Alkaloid unter Ammoniakentwicklung zer-
setzt, worauf die Lösung mit Salzsäure einen weissen Niederschlag giebt. Die weingeistige
Lôsung des Agrostemmins reagirt alkalisch.
Die Salze sind zum Theil krystallisirbar.
Das schwefeisaure Salz krystallisirt leicht. Es ist in heissem Wasser und namentlich
in Alkohol leicht lóslich. Das phosphorsaure bildet einen voluminósen Niederschlag. Das
Platindoppelsalz ist ein rôthlich geiber, krystallinischer Niederschlag. Das Golddoppel-
salz krystallisirt aus Weingeist in gelben Kôrnern.
CrawrorD (Viertelj. Pharm. 6, pag. 361) vermochte aus den Agrosstemma-Samen kein Al-
kaloid zu isoliren.
Erythroxyleae.*)
Cocaïn, C,,H,, NO,. In den Cocablättern, den Blättern des südamerikanischen Baumes
Erythroxylon Coca LAM., ist ein krystallisirbares Alkaloid, das Cocain, und ein flüchtiges,
flüssiges Alkaloid, das Hygrin, enthalten. Das Cocain wurde 1860 von NIEMANN (1) entdeckt,
von LossEN (2) näher untersucht. Eine schon früher von GAEDCKE (3) beobachtete und als
»Erythroxylin« bezeichnete sublimirbare Substanz ist vielleicht damit identisch. NIEMANN be-
rechnete fiir das Cocain die Eormel C, 6H,, NO,. Lossen stellte die durch C,-H,, NO, aus-
gedrückte Zusammensetzung fest.
Darstellung. (1, 2, 4). Nach LossEN zieht man die Cocabiütter bei 60— 809 mit
Regenwasser aus, fällt die Auszüge mit Bleizucker, entfernt aus dem eingeengten Filtrat das Blei
durch Glaubersalz, macht das Filtrat mit Soda schwach alkalisch uud schüttelt wiederholt mit
Aether aus. Letzterer nimmt das Cocain auf, während das Hygrin in der wässrigen Flüssigkeit
bleibt. Zur Reinigung löst man das aus der ätherischen Lösung erhaltene rohe Cocain in salz-
säurehaltigem Wasser und unterwirft diese Lösung der Diffusion. Aus der diffundirten Flüssig-
keit wird das Alkaloid durch Soda gefällt und schliesslich durch Krystallisiren aus Alkohol
gereinigt,
Die Ausbeute betrug bei verschiedenen Bláttern j, bis 19,
Eigenschaften. Ziemlich grosse, farblose, vier- oder sechsseitige Prismen des mono-
klinen Systems. Schmelzp. 98°. In hôherer Temperatur wird das Cocaïn zersetzt, doch scheint
ein kleiner Theil unzersetzt zu sublimiren. Es schmeckt etwas bitter und wirkt auf die Zungen-
nerven eigenthümlich betäubend. Es löst sich in 704 Theilen Wasser von 129, leicht in Wein-
geist und namentlich in Aether. Die Lósungen reagiren stark alkalisch.
Reactionen. Das Cocain wird aus den Lósungen seiner Salze durch Alkalien und deren
eI) NIEMANN, Viertel. Pharm. 9, pag. 489. Inaug.-Diss. Góttingen 1860. 2) LOSSEN,
Ann. 133, pag. 351. Inaug. Diss. Góttingen 1862. 3) GAEDCKE, Arch. Pharm. (2) 82, pag. 141.
4) TRUPHEME, Arch. Pharm. 218, pag. 384. 5) WOHLER, Ann. 121, pag. 372.
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