Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

   
>, in Wasser 
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HARDY 1876 
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1tzt werden, 
Alkaloide. 419 
welche das Alkaloid bei dusserlicher Application auf die Conjunctiva des Auges 
bewirkt. Aus der concentrirten Lösung seines essigsauren Salzes wird das Physostigmin durch 
Ammoniak oder kohlensaure Alkalien in farblosen, aber fast augenblicklich roth werdenden Oel- 
tropfen ausgeschieden. Bei Anwendung von doppeltkohlensauren Alkalien bleiben die Tropfen 
linger farblos. Beim Erhitzen auf 1009 nimmt namentlich das feuchte Alkaloid eine róthliche 
Färbung an und gi 
  
iebt dann mit Säuren rothe Lösungen. Auch die zunächst farblosen Salz- 
bald roth, — sehr schnell beim Erwärmen mit überschüssigem Alkali oder 
Barytwasser. Die Ursache der rothen Färbungen ist die Bildung eines als Rubreserin be- 
> > 
  
  
lösungen färben 5 
zeichneten Oxydationsproducts, welches in Chloroform aufgenommen und daraus in Krystallen 
gewonnen werden kann (29). 
Salze. Das Physostigmin neutralisirt die Säuren vollständig. Die Lösungen der Salze 
sind, wie das freie Alkaloid, geschmacklos. Die Darstellung der festen, löslichen Salze stösst 
wegen der leicht eintretenden Zersetzung auf Schwierigkeiten. Relativ beständig ist selbst in 
Lósung das bromwasserstoffsaure Salz, welches sich in fast farblosen Krystallen erhalten 
lässt (27). 
Jodwasserstoffsaures Ph. — Quecksilberjodid, C,,H,, N,0, HJ-HgJ, (21, 23), 
wird durch Kaliumquecksilberjodid als róthlich weissser Niederschlag erhalten, der bei 70° 
schmilzt, unlóslich in Wasser, aber lóslich in Aether und nzmentlich in Weingeist ist. 
Calabarin. HARNACK u. WITKOWSKI wurden 1876 durch physiologische Versuche, welche 
sie mit Calabarpräparaten an Früschen vornahmen, auf dieses zweite Alkaloid der Calabarbohnen 
hingewiesen und stellten darauf aus letzterem eine reine Lösung des in fester Form nicht be- 
kannten Alkaloids dar (23). Die bei der Darstellung des Physostigmins mit Aether ausge- 
schüttelte Flüssigkeit wurde mit Bleiessig und Ammoniak ausgefällt, das Filtrat zur Trockne ver- 
dampft, der Rückstand mit Alkohol rusgezogen und das davon aufgenommene Calabarin aus 
schwefelsaurer, wüssriger Lösung durch Phosphorwolframsäure gefällt. Nach Zerlegung des 
Niederschlags mit Baryt und Beseitigung des überschüssigen Baryts durch Kohlensäure resultirte 
eine sich röthlich färbende Lösung der freien Base. Das Calabarin ruft bei Fröschen, ganz 
ähnlich wie das Strychrin, Tetanus hervor, wühread das Physostigmin Lähmung des Gehirns 
und Rückenmarks bewirkt, Ausserdem unterscheidet sich das Calabarin vom Physostigmin da- 
durch, dass es in Aether unlóslich ist, dass der durch Kaliumquecksilberjodid entstehende Nicder- 
schlag sich in Alkohol nicht !óst (23) und dass Calabarinsalze durch metawolframsaure Salze 
gefällt werden (28). Das Calabarin ist stärker linksdrehend, als das Physostigmin (28). Es 
zersetzt sich weniger leicht als dieses, so dass Calabarprüparate nach lüngerer Zeit zuweilen nur 
noch die Calabarinwirkung zeigen (28). 
Sophorin, Flüssiges Alkaloid aus den Bohnen der in Texas wachsenden Sophora speciosa, 
1878 von Woop entdeckt (30). Das mit Alkohol durchfeuchtete Pulver der Bohnen wird nach 
einigen Stunden mit salzsáurehaltigem Wasser macerirt, der eingeengte Auszug mit Soda alka- 
lisch gemacht und mit Chloroform ausgeschüttelt. Aus der Chloroformlósung wird das Alkaloid 
in salzsaure Lósung übergeführt, diese Losung zum Syrup verdampft, dieser mit Alkohol be- 
handelt, die klare alkalische Flüssigkeit verdunstet, das zurückbleibende unreine salzsaure Salz 
mit überschüssiger Soda und Chloroform behandelt und diese letzte Operation mit dem wieder 
in Salzsüure gelósten Alkaloid wiederholt, bis es beim Verdunsten des Chloroforms rein zurück- 
bleibt. Stark alkoholische, gewöhnlich etwas briunliche Flüssigkeit, löslich in Wasser und be- 
sonders leicht in Chloroform, weniger in Aether. 
Das salzsaure Salz und das Platindoppelsalz krystallisiren gut. Eisenchlorid giebt 
mit ersterem eine tief blutrothe Fürbung. 
Anhang: 
Leichenalkaloide.*) 
In verwesenden Leichentheilen bilden sich hüufig verschiedene, theils flüchtige, theils nicht 
flüchtige organische Basen, für welche SELMI die Bezeichnung »Ptomaine« eingeführt hat. 
*) 1) HAGER, Chem. Centralbl. 1875, pag. 134. 2) ZÜLZER u. SONNENSCHEIN, Berl. klin. 
Wochenschr. 1869, No. 12. 3) SELMI, Ber. 1873, pag. 142. 4) SCHWANERT, Ber. 1874, 
27% 
      
   
   
   
   
    
   
    
   
    
    
   
   
   
   
   
  
  
   
   
    
   
   
  
   
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
   
  
   
  
   
   
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
   
  
   
   
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
    
   
  
  
  
  
 
	        
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