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4.
Alkohol-Fabrikation. 445
Das so erhaltene Rohprodukt krystallisirt man wiederholt aus viel siedendem Alkohol um,
den man dabei, um eine Verunreinigung in Lósung zu erhalten, jedesmal nur bis auf 409 ab-
kühlen lässt. Man zieht sodann mit einer zur Lösung ungenügenden Menge auf 90" erwürmten
Aethers aus, wobei eine andere fremde Substanz zurückbleibt, und krystallisirt schliesslich aus
Alkohol, Aether oder Chloroform um.
Der Essigester krystallisirt aus Aether in flachen Prismen, aus Alkohol in
dünnen Schuppen und schmilzt bei 118—120? Beim Verseifen mit alkoholischer
Natronlauge liefert er den Sycocerylalkohol. Dieser krystallisirt aus Alkohol in
wawellitàhnlich angeordneten, sehr dünnen Krystallen, welche bei 90° schmelzen.
Er ist nicht in Wasser, leicht in Alkohol, Aether, Benzol und Chloroform löslich
und liefert mit Benzoylchlorid behandelt einen Benzoësäureester, mit Acetyl-
chlorid den Essigsäure-Sycocerylester. RÜGHEIMER.
Alkohol-Fabrikation.*) Von den verschiedenen Alkoholen ist es namentlich
der mit Wasser vermischte Aethyl-Alkohol (Spiritus, Weingeist, Sprit, Branntwein),
der wegen seiner ausgedehnten Anwendung in Technik und Haushalt eine fabrik-
mässige Darstellung erfährt. Seine Gewinnung geschieht auf dem Wege des sogen.
Brennprocesses aus zucker- oder stärkemehlhaltigen Materialien.
Die Herstellung weingeistiger Flüssigkeiten durch Gährung von zuckerhaltigen
Lösungen ist schon seit den ältesten Zeiten bekannt, während man die Ver-
wendung von Korn und sonstigen stärkemehihaltigen Stoffen erst in der Mitte
des 17. Jahrhunderts von Schweden aus kennen lernte. Als Rohmaterialien der
ersten Art sind zu nennen Fruchtsáfte, Zuckerrüben und die Melasse der Zucker-
fabriken; die Hauptreprüsentanten der zweiten Gruppe sind dagegen Kartoffeln,
Weizen, Roggen, Gerste, Mais, Reis etc. Theils nur vereinzelt, theils probeweise
haben Topinamburknollen, Ross-Kastanien, Renntbiermoos, Krapp u. dgl. Beachtung
gefunden, ja in neuester Zeit hat man es sogar versucht, die Cellulose des Holzes
der Spiritusfabrikation nutzbar zu machen.
Durch das in Deutschland herrschende Maischraum-Steuersystem sind wir
gezwungen, aus móglichst concentrirten Maischen mózlichst viel Alkohol zu ge-
winnen, und so verbietet sich die Verarbeitung von Zucker-Rüben bei uns von
selbst. Die Cerealien werden um ihres hohen Marktpreises willen mehr nur in
der Branntweinbrennerei verwendet, während Kartoffeln und Mais die vorzüg-
#) M. MARCKER, Handbuch der Spiritusfabrikation, II. Aufl. Berlin 1880. III. Aufl. im Druck.
Jos. BrrscH, Spiritusfabrikation u. Presshefebereitung (Berlin 1881). Derselbe, Die Hefe u. die
Gührungserscheinungen, Berlin 1879. K. STAMMER, Die Branntweinbrennerei u. deren Nebenzweige
in Orro BIRNBAUM’s landwirthschaftlichen Gewerben, Braunschweig 1876. K. STAMMER, Wegweiser
in der Branntweinbrennerei, Braunschweig 1876. A. SCHÖNBERG, Populäres Handbuch der
Spiritus- und Presshefefabrikation, IL. Aufl. (aus HARTLEBEN’s Bibliothek). A. KÖRTE, Die
Branntweintrennerei nach prakt. Erfahrungen, Breslau 1876. I. GUMBINNER, Prakt. Wegweiser
zur Spiritusfabrikation, Leipzig 1874. UDO SCHWARZWÄLLER, Lehrbuch der Spiritusfabrikation,
Leipzig 1874. H. Huss, Der gesammte Brennereibetrieb, VI. Aufl, Berlin 1875. »Die deutsche
Spiritusindustrie im Jahre 1877«, stenograph. Bericht der Verhandlungen des Vereins deutscher
Spiritusfabrikanten. D. SAVALLE, Appareils et procedés nouveaux de distillation, Paris 1876.
P. DuPLAIS, Traité de la fabrication des liqueurs et de la distillation des alkohols, IV. édit.,
Paris 1877. Zeitschriften: »Zeitschrift für die Spiritusindustrie« ; »Zeitschrift für die deutsche
Spiritusfabrikation«; »Zeitschrift des landwirthschaftl. Centralvereins der Prov. Sachsen«; »Land-
wirthschaftl. Jahrbücher«; »Landwirthschaftl. Versuchsstationen« ; »Centralblatt für Agricultur-
chemie«; »Journ, fiir Landwirthschafte; »Der Landwirthe; »Organ des Centralvereins für
Riibenzuckerindustrie in Oesterreich-Ungarn (O. KOHLRAUSCH)«; »Neue Zeitschrift fir die ôster.-
ungar. Spiritusindustrie (HATSCHEK)» ; »jahresberichte von R. WAGNER« u. a. m.