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zwei Stunden zur Rothgluth erhitzt, die fein zerriebene, mit Wasser aüs-
gelaugte noch etwas Schwefelsüure enthaltende Masse mit Sodalôsung (44, des
angewandten Alauns an Soda enthaltend) gemischt, getrocknet, geglüht und
schliesslich mit Wasser ausgewaschen. Das spec. Gew. (31) der amorphen Thon-
erde schwankt je nach dem längern oder stärkern Glühen zwischen 8,725 und
4,159. Beim Glithen im Knallgasgeblise schmilzt sie und erstarrt beim Erkalten
zu einer krystallinischen Masse, welche die Eigenschaften des Korunds (32) besitzt.
Die Darstellung krystallisirter 'Thonerde kann auf zahlreichen Wegen erreicht
werden. Durch Erhitzen eines Gemenges von 1 Th. amorpher Thonerde mit
4 Thin. geschmolzenem Borax in der Weissgluth des Porzellanofens entstehen
durchsichtige, rhomboëdrische Krystalle von Thonerde und zwar neben borsaurer
Thonerde, deren Bildung jedoch ausgeschlossen ist, wenn dem Gemenge kohlen-
saurer Baryt, Soda oder Kieselsáure zugesetzt wird. Geringe Mengen von Chromoxyd
färben die Krystalle rubinroth. Spec. Gew. — 3,928. Bringt man Fluoraluminium
(33), in einen mit Kohle gefütterten Tiegel, stellt einen kleinen mit Borsäure ge-
füllten Tiegel darüber und erhitzt das ganze verdeckt im Windofen, so entstehen
wohlausgebildete, oft 1 Centim. lange Krystalle, welche bei Zusatz von Chromoxyd,
je nach der angewandten Menge, blau oder rubinroth gefürbt sind. Auch durch
heftiges Erhitzen von Thonerde in einem mit Fluorwasserstoff (34) und Wasserdampf
beladenen Strom von Stickstoff, und durch Erhitzen von Kryolith im Platintiegel
über der Gebläseflamme werden Krystalle von Thonerde erhalten. Dieselben
entstehen ausserdem durch Erhitzen von gleichen Theilen Alaun (35), schwefel-
saurem Kali und Kohle, durch Erhitzen von gleichen "Theilen Thonerde und
Mennige (36) oder Bleioxyd, durch Erhitzen von phosphorsaurer Thonerde (37)
mit schwefelsaurem Natron oder Kali und durch Ueberleiten von Aluminium-
chlorid über glühenden Kalk (38).
Die amorphe und krystallinische Thonerde ist unlóslich in Wasser; die
amorphe ist, wenn nicht zu stark erhitzt, löslich in Säuren, die krystallisirte
selbst in concentrirten Sáuren unlóslich. Um dieselbe in Lósung zu bringen,
wird sie mit conc. Schwefelsáure eingeschlossen, oder mit saurem schwefelsaurem
Kali resp. Aetzalkalien geschmolzen. (Siehe Bestimmung des Aluminiums.)
Durch Kaliumdampf wird weissglühende Thonerde zersetzt, ebenso durch Magne-
sium (39). Mit Chlor bei Weissgluth erhitzt, wird sie theilweise in Aluminium-
chlorid umgewandelt, ebenso beim Erhitzen mit überschüssigem Salmiak, mit Bor-
und Siliciumchlorid. Durch Schwefelkohlenstoff wird bei Weissgluth Schwefel-
aluminium, durch Phosphorchlorid eine Verbindung desselben mit Aluminium-
chlorid gebildet. Fluorsilicium wirkt beim Erhitzen unter Bildung von Topas ein.
Aluminiumoxydhydrat, Thonerdehydrat. In der Natur kommen drei
Hydrate des Aluminiumoxyds als Mineralien vor.
1. Diaspor, Al,O,H,. 2. Bauxit, ALO ;H,. 3. Hydrargillit, Al,O Hg.
Schwach geglühtes Aluminiumoxyd nimmt begierig Wasser auf, ohne jedoch be-
stimmte Hydrate zu bilden. Zur Weissgluth erhitzte Thonerde nimmt kein Wasser
mehr auf. Wird das Oxyd (40) mit Wasser im Rohr auf 240— 300? erhitzt,
so erhált man ein Hydrat, welches nahezu die Formel des Diaspors besitzt.
Durch Kochen von Blattaluminium (4r) mit Wasser, und durch Einwirkung von
Wasser auf Aluminiumamalgam (42) entstehen Blittchen, von denen die auf dem
letzteren Wege gebildeten die Zusammensetzung A1,0,H, besitzen. Auch in
Berührung mit wüssrigem Wasserstoffsuperoxyd (43) geht Aluminium in das Tri-
hydrat über. Ein Hydrat (44) derselben Zusammensetzung wird aus einer mit
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