Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 1. Band)

   
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
    
   
    
   
   
   
  
   
   
   
   
   
  
   
  
    
    
   
   
    
    
     
  
    
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Analyse. 593 
Wenn man metallisches Eisen titriren will, braucht man es nur in Salzsäure 
(oder besser Schwefelsäure) (86) zu lôsen, da dann Eisenchlorür, resp. schwefel- 
saures Eisenoxydul, entsteht, wenn man aber Eisen in einem Eisenoxyde zu be- 
stimmen hat, so reducirt man letzteres zu Oxydulsalz, indem man es in saurer 
Lósung einige Zeit mit metallischem Zink digerirt. Es ist dies eine sehr háufig 
zur Eisenbestimmung ausgeführte Methode. 
Den Gehalt der Chamáleonlósung bestimmt man meistens nicht durch Auf- 
lósen bestimmter Mengen des schwer ganz rein zu bekommenden trockenen Per- 
manganates, sondern man wágt eine bestimmte Quantität reinen Eisens, einer 
reinen Oxydulverbindung, speciell schwefelsaures Eisenoxydul-Ammoniums, oder 
aber einer anderen Substanz ab, von welcher bekannt ist, wie viel Sauerstoff sie 
zur völligen Oxydation braucht; als solche Substanz wird meist Oxalsäure be- 
nutzt, von welcher 1 Molekül nach der Gleichung 
C,H,0, -- 0=2CO, + H,0 
1 Atom Sauerstoff erfordert. 
Diese Methode lässt sich aber auch noch weiter verwenden. Wenn bekannt 
ist, wie viel Ccentim. Chamäleonlösung zum Oxydiren der Lösung einer gewissen 
Quantität Eisen nöthig ist, so kann man oxydirende Stoffe irgend welcher Art be- 
stimmen, wenn man sie vor dem Zufliessen des Chamäleons zu einer Kisenlösung 
von bekanntem Gehalt bringt, und somit das Eisenoxydul der letzteren theilweise in 
Oxyd umwandelt; natürlich ist nachher weniger Chamäleon zur schliesslichen voll- 
ständigen Oxydation nöthig, und um so weniger, je mehr vorher das Eisenoxydul 
in Oxyd umgewandelt war. Folglich ist die Differenz zwischen der ursprünglich zur 
Oxydation des Eisenoxyduls nöthigen Menge Chamäleon und der nach Zusatz des 
oxydirenden Körpers noch nöthig gebliebenen das Maass für den durch den oxydi- 
re nden Kórper hinzugebrachten Sauerstoff und für den sich oxydirenden zu be- 
stimmenden Kórper selbst. Dies Verfahren wird u. A. häufig zur Analyse des Braun- 
steins angewandt. Man lóst 6—8 Grm. schwefelsaures Eisenoxydul-Ammonium in 
Wasser, setzt Salzsäure und eine abgewogene Menge des zu prüfenden Braun- 
steins hinzu und löst letzteren durch Kochen auf. Nach dem Erkalten titrirt 
man mit Chamäleon bis zur Rôthung, notirt die Cc. und zieht sie von der Zahl 
Ce ab, welche die angewandte Menge Eisen-Ammoniumsalz ohne Braunsteinzusatz 
erfordert hätte. Da das Manganhyperoxyd des Braunsteins zu Manganoxydulsalz 
wird, nach der Gleichung 
MnO, + H,S50, = MnSO, + O + H,O, 
so entspricht 1 Atom Sauerstoff einem Molekül MnO,. 
Chamäleoniôsung von bestimmtem Gehalt wird häufig zur Bestimmung der 
Reinheit des Trinkwassers angewandt, indem, wenn letzteres viel organische 
Bestandtheile enthült, diese viel Sauerstoff und folglich viel der Chamáleonlósung 
zur Oxydation verbrauchen. Ist also das Wasser im Stande, viel Chamäleon zu 
entfärben, so ist es meistens unrein. 
Als Sauerstoff gebende Flüssigkeit kann man anstatt. der Chamüleon- 
lósung auch eine Lósung von rothem chromsaurem Kalium, K,Cr,O;, von 
bestimmtem Gehalt anwenden. Diese Lösung bietet den Vortheil der leichten 
Herstellbarkeit, weil man sie einfach durch Lösen eines bestimmten Gewichtes 
des leicht völlig rein und trocken zu erhaltenden Chromates zu einem Liter 
herstellen kann, dagegen den Nachtheil, dass die Endreaction schwerer festzu- 
stellen ist, als beim Chamäleon, von dem einfach ein überschüssiger Tropfen sich 
durch Rothfärbung bemerklich macht. 
LADENBURG, Chemie, I. 38 
   
	        
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