48 Handwörterbuch der Chemie.
eintritt, welche gleich ist der Grenze der umgekehrten Umsetzung der Ester
durch die aequivalente Menge Wasser. Dieser Grenzzustand ist unabhängig von
der Schnelligkeit der Reaction und der Temperatur, ist aber beeinflusst durch
die relativen Mengen und theilweise auch durch die Natur des Alkohols und
der Säure. Die Schnelligkeit der Reaction ist nach BERTHELOT bei den primären
Grenzalkoholen (in Beziehung zu derselben Säure) nahezu constant, der Grenz-
werth der Umwandlung beträgt (bei aequivalenten Mengen Alkohol und Säure)
gegen 669 des Gemenges. Von der einfachen Annahme ausgehend, dass die
Mengen Alkohol und Säure, welche sich in der Zeiteinheit verbinden (die
Schnelligkeit der Reaction) proportional sind dem Produkt der reagirenden Massen,
deren Menge successive abnimmt, stellte BERTHELOT 1862 eine Formel auf (8),
aus welcher die Reactionsgeschwindigkeit in jedem Zeitmomente und anderseits
der Grenzwerth der Einwirkung berechnet werden kann. Eine ähnliche Formel ist
von vAN T’Horr abgeleitet worden (9). Die gleiche Formel gilt nach GULDBERG-
WaackE (1o) und THOMSEN (11) für alle begrenzten Reactionen.
In neuester Zeit sind diese Untersuchungen über die Esterbildung von
MENSCHUTKIN auf die verschiedenen homologen Reihen von ein- und mehrwerthigen
Alkoholen, wie auch von Säuren ausgedehnt worden (12). Er wählt die Reactions-
temperatur von 154—155°, bezeichnet die in der ersten Stunde gebildeten
Estermengen als Anfangsgeschwindigkeit der Reaction und unterscheidet
letztere als absolute und relative, je nachdem die gebildeten Estermengen
auf die Gesammtmengen der reagirenden Kórper oder nur auf den Grenzwerth
der Esterbildung bezogen werden. Bei den primären Grenzalkoholen ist die
Anfangsgeschwindigkeit nahezu gleich, ebenso der Grenzwerth (gegen 66$ in
Bezug auf Essigsäure); nur der Methylalkohol zeigt etwas grössere Werthe. Bei
den secundären Alkoholen sind Anfangsgeschwindigkeit und Grenzwerth etwas
geringer; bei den tertiären Alkoholen, zu denen auch die Phenole gerechnet
werden können, sind beide Werthe sehr klein. Bei den homologen Fettsäuren
findet mit steigendem Moleculargewicht (in der Combination mit Isobutylalkohol)
eine ziemlich rasche Abnahme der Anfangsgeschwindigkeit statt (für Ameisen-
siure CH,0, = 61,7, für Caprylsáure C,H,,0; — 80,8); der Grenzwerth der
Umsetzung nimmt dagegen zu (CH,O, = 64,2, C,H, cO» 70,8). Die homologen
Fettsäuren werden daher mit steigendem Moleculargewicht langsamer aber etwas
vollständiger ätherificirt. V. v. RICHTER.
Aethylbenzol*) CH; -C,H;. Den Xylolen isomerer Kohlenwasserstoff,
zuerst von FrrriG und TorrENs (1) dargestellt durch Einwirkung von Natrium
auf Monobrombenzol und Aethylbromid in ätherischer Lôsung. Ausserdem entsteht
1) FrrTIG u. TOLLENS, Ann. I3]; pag. 310. 2) FRIEDEL u. CRAFTS, Compt. rend. 84,
pag. 1394. 3) BALSOHN, Ber. 1879, pag. 2093. 4) BERTHELOT, Bull. soc. chim. (2) 9, pag. 284,
5) Ders., Compt. rend. 67, pag. 846. 6) WkEIDEL u. CrAMICIAN, Ber. 1880, pag. 70. 7) CIAMICIAN,
Wien. akad. Ber. 1880 II, pag. 346. 8) FrrriG, Ann. 156, pag. 246. 9) CANNIZZARO, Ann. 124,
pag. 255. 10) EMMERLING u. ENGLER, Ber. 1871, pag. 147. 11) ENGLER u. BETHGE, Ber. 1374,
pag. 1127. 12) BLYTH u. HOFMANN, Ann. 53, pag. 293. 13) FRIEDEL, Compt. rend. 67,
pag. 1192. 14) FITTIG, Ann. 144, pag. 282. 15) BERTHELOT, Zeitschr. f. Ch. 1868, pag. 588.
16) TxorpE, Ebend. 1871, pag. 130. 17) RADZISZEWSKI, Ber. 1873, pag. 493. 18) GRIMAUX,
Ber. 1873, pag. 569. 19) GERHARDT u. CAHOURS, Ann. 35, pag. 67. 20) BREUER u. ZINCKE,
Ber. 1878, pag. 1400. 21) BERTHELOT, Bull. soc. chim. (2) 6, pag. 295. 22) BEILSTEIN u.
KUHIBERG, Ann. 156, pag. 206. 23) RADZISZEWSKI, Ber. 1876, pag. 372. 24) EMMERLING U.
ENGLER, Ber. 1873, pag. 1006. 25) RADZISZEWSKI, Ber. 1874, pag. 141. 26) WACHENDORF U.
ZINCKE, Ber. 1877, pag. 1004. 27) CANNIZZARO, Ann. 119, pag. 254. 28) ERLENMEYER, Ber. 1880,
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