Atomtheorie. ITI
Zunächst ist bei dieser Tafel zu bemerken, dass die Stellung der ein-
geklammerten Elemente noch nicht als entschieden betrachtet wird und dass
MENDELEJEFF ferner 2 Reihen zu einer Periode rechnet, d. h. dass die Analogie
zwischen den Gliedern einer Gruppe, wenn beide einer paaren oder beide einer
unpaaren Reihe angehóren, grósser ist, als bei Gliedern in aufeinanderfolgenden
Reihen.
In den Gruppen trágt nun MENDELEJEFF im Allgemeinen lüngst bekannten
Analogien Rechnung, welche in áhnlicher Weise schon von Duwas und besonders
von L. MEYER zusammengestellt worden waren. Viel origineller ist die Anord-
nung in Reihen. Die stetige Veränderung der Eigenschaften in einer solchen
Reihe zeigt sich sowohl in chemischen, wie in physikalischen Eigenschaften.
Man hat z. B. folgende Reihe, die höchsten Sauerstoffverbindungen der be-
treffenden Elemente darstellend:
E20 BeO B,0, CO, N,0, ? ?
Na,0 "MgO AO, SiO, P,0, SO. CLO,
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Ferner für die Chlor- und Wasserstoffverbindungen:
Ll Bec BON ^ CO, WO OCI,
CH, NH, OH, FIH
NaCl: MgCl, ALCI, Sa, PO PC, SG, CL
SiH, PH, SH, CIH
Die Veránderungen der physikalischen Eigenschaften werde hier durch die
Aenderungen der Dichtigkeit und des Atomvolumens d. h. des Quotienten aus
Dichtigkeit in Atomgewicht erláutert.
Li Be B C N O Fl
Dichtigkeit 0,59 2,1 2,68 3,8 v EH —
Atomvolum 11,9 4,4 4,1 3,6 — — =
Na Mg Al Si p S Cl
Dichtigkeit . 097. 1,74. 2,49 9256 2.3. 92,04 LA
Atomvolum 235,7. 158 10,7 11,2 13,5 15, 25,7
In Bezug auf Schmelzbarkeit, Fliichtigkeit und elektrochemisches Verhalten
zeigen sich dhnliche Regelmüssigkeiten (11).
Von allen Anwendungen, die das Gesetz der periodischen Abhängigkeit der
Elemente von ihren Atomgewichten gefunden hat, soll hier nur eine, die wichtigste,
besprochen werden: nämlich die Prognose der Eigenschaften bisher unbekannter
Elemente. MENDELEJEFF hat nämlich darauf hingewiesen, dass die Lücken in
obiger Tafel durch noch zu entdeckende Elemente ausgefüllt werden würden und
dass die Eigenschaften dieser Elemente sich ergäben sowohl durch Analogie mit
den Elementen derselben Gruppe, als auch durch Anwendung der Regelmässig-
keiten, welche bei den Elementen einer natürlichen Reihe sich finden. Er hat
in dieser Beziehung namentlich die Eigenschaften von Ekabor (3. Gruppe 4. Reihe)
Ekaaluminium (3. Gruppe 5. Reihe) und Ekasilicium (4. Gruppe 5. Reihe) zu
diagnosticiren gesucht.
Diese Betrachtungen haben namentlich durch die Entdeckung des Galliums
durch LECOQ DE BOISBAUDRAN eine eminente Bedeutung gewonnen. MENDELEJEFF
erkannte sofort, dass das Gallium das von ihm Ekaaluminium benannte Element
sei, und die thatsüchlichen Bestimmungen LEcoQ's zeigten im Allgemeinen die
grósste Uebereinstimmung mit den Prognosen MENDELEJEFF's. So ward.das Atom-
gewicht zu 69,9 bestimmt, wührend die Zahl 68 vorhergesehen war. Das spec.
Gew. des Oxyds, welches 5,9 sein sollte, ward zu 5,96 bestimmt. Die Analogie