252 Handwörterbuch der Chemie.
(s. Bd. I, pag. 32), mit 5 Kilo Wasser an und setzt der Mischung 120 Grm. faulen mit Wasser
zerriebenen Kise zu. Es tritt sehr bald Gährung ein, nach deren vollständiger Beendigung. man
den gebildeten kórnig krystallinischen Absatz, welcher aus kohlensaurem und. bernsteinsaurem
Kalk besteht, abfiltrirt, mit kaltem Wasser mehrmals auswüscht und so lange mit verdünnter
Schwefelsáure versetzt, bis kein Aufbrausen mehr bemerkbar ist. Man setzt sodann nochmals die
gleiche Menge Schwefelsäure hinzu und erhitzt bis zur vollständigen Umsetzung zum Sieden,
Die Flüssigkeit wird sodann vom ausgeschiedenen Gyps getrennt, bis zum Entstehen einer
Krystallhaut eingedampft und mit Schwefelsäure solange versetzt, als noch ein Niederschlag ent-
steht. Man verdünnt sodann mit Wasser, filtrirt und erhält durch Eindampfen des Filtrats zur
Krystallisation die entstandene Bernsteinsäure, welche durch Umkrystallisation aus Wasser unter
Zusatz von Thierkohle vollständig gereinigt wird. Ausbeute: 3 Kilo äpfelsaurer Kalk geben
850—900 Grm. Bernsteinsäure. Auch durch Bierhefe kann die Gährung eingeleitet werden (23). —
Nach Konr soll man den äpfelsauren Kalk durch Auswaschen möglichst von Zucker befreien, da
dessen Anwesenheit die Bildung von ‘Milchsäure und secundiren Produkten bewirke, 1 Kilo
äpfelsäuren Kalk mit 3 Kilo Wasser und 60 Grm. im höchsten Grad der Fäulniss begriffenem
Käse versetzen und die Gährung bei einer zwischen 15 und 20° liegenden Temperatur vor sich
gehen lassen (24).
Zu medicinischen Zwecken verwendet man die unreine, hellgelb gefärbte, noch brenzliche
Oele (Bernsteinöl) enthaltende Säure, wie man sie durch trockne Destillation des Bernsteins und
theilweise Reinigung des Produktes erhält.
Die Bernsteinsäure bildet monokline Blättchen oder Säulen. Sie schmilzt,
rasch erhitzt, bei 180° und siedet bei 235° unter Zersetzung in Wasser und Bern-
steinsäureanhydrid; bereits weit unterhalb ihres Schmelzpunktes findet partiell
diese Zersetzung und Sublimation statt. — In 100 Thln. Wasser lösen sich bei
0° 2-88 Thle., bei 14:5? 5:14 Thle., bei 48? 20:28 Thle. und bei 100? 190:86 Thle.
Bernsteinsäure (25). 100 Thle. 90 proc. Alkohols lósen bei 15? 11:004 Thle,,
100 Thle. absoluten Alkohols 6:98 Thle. und 100 Thle. Aether 1:249 Thle.
Bernsteinsáure (26).
Die Bernsteinsáure geht unter Abspaltung von CO, in Propionsáure über,
wenn man dieselbe mit Kalkhydrat erhitzt (29), wenn man bernsteinsaures
Uranoxyd enthaltende Lósungen dem Sonnenlichte aussetzt (28), wenn man
ihr Kalksalz unter Anwendung von Mikrocymakreide (Kreide von Sens, welche
nach BÉcHAMP ein von ihm Jzerezyma crefae benanntes Ferment enthilt) und
etwas Fleisch vergáhren làsst (34). Das Natriumsalz derselben liefert bei der
durch Mandelkleienextract eingeleiteten Gährung Essigsäure, Buttersäure und
Kohlensäure (33). Die meisten Oxydationsmittel, wie Salpetersäure, Chromsäure,
Chamäleon, sowie auch Chlor, ein Gemenge von chlorsaurem Kali und Salz-
säure lassen Bernsteinsäure unverändert; ebenso sind viele Reductionsmittel, wie
Zink, Zinn und Salzsäure, Natriumamalgam, ohne Einwirkung. Durch schmelzendes
Kalihydrat wird sie in Essigsäure übergeführt (29), beim Erhitzen mit über-
schüssiger Jodwasserstoffsáure auf 280? wird Butan, bei Anwendung geringerer
Mengen des Reductionsmittels Buttersáure gebildet (30). Bei der Elektrolyse von
bernsteinsaurem Natron in conc. wissriger Losung zerfillt die Bernsteinsáure
unter Bildung von Aethylen, Kohlensäure und Sauerstoff (31), wenig Acetylen
und Spuren von Koblenoxyd, wenn dem Salz bis zu einer bestimmten Menge
freies Natronhydrat beigemengt ist. Ist dieses nicht der Fall oder ist mehr
freies Alkali zugegen, so entsteht der Hauptsache nach Sauerstoff und Kohlen-
oxyd neben Kohlensäure. Die gleichen Produkte bilden. sich auch bei der
Elektrolyse der freien Säure (32).
Auf trockene Bernsteinsäure wirkt Brom kaum ein, bei Gegenwart von
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