Handwörterbuch der Chemie.
Das Bleioxyd kann sowohl durch langsames Erkalten des geschmolzenen
Oxyds als auch durch Abscheidung aus seiner Lösung in Natronlauge in rhom-
bischen Krystallen erhalten werden. Auch die Niederschläge, welche Bleisalz-
lösungen mit überschüssigem Alkali oder Ammoniak liefern, gehen bei längerem
Stehen unter der Flüssigkeit in krystallinisches Oxyd über. Die kleinen Kryställchen
besitzen oft würfelähnlichen Habitus und eine gelbe, rothe, grünliche oder weisse
Farbe. Beim Erhitzen wird das Bleioxyd braunroth, nimmt aber beim Erkalten
eine röthlich gelbe Farbe an; bei Rothgluth schmilzt es und verflüchtigt sich
ein wenig in der Weissglühhitze. Spec. Gew. 9:2092— 9:363. Geschmolzen
gewesenes Oxyd hat 9:50 spec. Gew. In verdünnter Salpetersáure lóst sich
Bleioxyd leicht, etwas schwieriger in Essigsdure. Concentrirte Salzsüure ver-
wandelt es in schwer lósliches Bleichlorid, PbCl,, Schwefelsäure in fast unlôs-
liches Bleisulfat, PbSO,. In erwármter Kali- oder Natronlauge löst sich Bleioxyd
auf; Schwefelwasserstoff überführt das Oxyd in schwarzes Schwefelblei, Jodwasser-
stoff in gelbes Bleijodid. Durch Wasserstoff oder Kohlenoxyd wird lockeres Blei-
oxyd schon bei einer 100? nicht sehr übersteigenden Temperatur zu Metall re-
ducirt, Bleiglütte, d. 1. geschmolzen gewesenes Oxyd ist dichter und reducirt
sich daher erst bei 310?. Kohle bewirkt bei schwacher Glühhitze die Reduk-
tion des Bleioxyds vollstándig, auch Cyankalium oder metallisches Natrium
scheidet Blei aus ihm ab.
Bleitetroxyd, Mennige, Pb40,.
Die Mennige, auch rothes Bleioxyd genannt, findet sich zuweilen als Natur-
produkt, aber durch secundáre Wirkung aus anderen Bleierzen entstanden.
Künstlich kann man sie darstellen durch làngeres Erhitzen des Bleioxyds auf
450? (dunkle Rothgluth) oder durch Erhitzen eines Gemenges aus 2 Moi. Blei-
oxyd und 1 Mol. Bleisuperoxyd in verschlossenem Gefáss auf 4509. Ein Hydrat
des Tetroxyds erhielt FRÉMv in Form eines gelben Niederschlags, als er eine
Lösung von bleisaurem Kalium und eine Lósung von Bleioxyd in Kalilauge
vermischte. Beim Erhitzen ging der Niederschlag unter Wasseraustritt in rothe
Mennige über.
Im Grossen geschieht die Gewinnung der Mennige durch 24stündiges Erhitzen
fein gepulverten Massicots auf dem Herde eines Flammofens bei freiem Luftzutritt.
Bleiglátte oxydirt sich ihres dichteren Zustandes wegen am langsamsten und
unvollkommensten, am sichersten erfolgt die Umwandlung bei solchem Oxyd,
das durch Erhitzen von Bleiweiss erhalten wird. Ein besonders reines Blei-
tetroxyd wird durch Erhitzen von reinem Bleioxyd mit Natronsalpeter und chlor-
saurem Kalium auf dunkle Rothgluth gewonnen, wáhrend die käufliche Mennige
alle Verunreinigungen der zu ihrer Darstellung verwendeten Glátte und viel un-
verändertes Bleioxyd enthält.
Die Mennige ist ein scharlachrothes Pulver, das sich beim Erhitzen dunkel-
roth, dann fast schwarz färbt, beim Erkalten aber wieder die rothe Farbe an-
nimmt. Spec. Gew. 8:62— 9-08.
An oxydirbare Substanzen iibertrigt die Mennige leicht einen Theil ihres
Sauerstoffes und geht dabei zunächst in Bleioxyd über. Durch starkes Glühen
zerfällt sie in gleichem Sinn. Verdünnte Schwefelsäure, Salpetersäure und Essig-
säure zerlegen das Tetroxyd in unlösliches braunes Bleisuperoxyd, PbO,, und
in sich lösendes Bleioxyd. Conc. Schwefelsäure bewirkt in der Wärme die
Bildung von Bleisulfat unter Abscheidung von Sauerstoff. Wenig Chlorwasser-
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