Full text: Handwörterbuch der Chemie (Zweiter Band)

378 Handwörterbuch der Chemie, 
durch ein trocknes Filter im Heisswassertrichter filtrirt. Die numerischen Resultate werden 
stets auf das reine Butterfett bezogen. Von letzterem werden 3—4 Grm. abgewogen und in 
einer Abdampfschale durch Erwürmen mit 50 Cc. Alkohol und ]—2 Grm. festen Kalis auf dem 
Wasserbade verseift. Die Verseifung erfordert mindestens 5 Minuten (13), sicherer ist es, die 
Einwirkung !5 Minuten (14) dauern zu lassen. Dieselbe ist als gelungen zu betrachten, wenn 
ein kleiner Wasserzusatz keine oder doch nur eine solche Trübung hervorbringt, welche beim 
fortgesetzten Erwürmen wieder verschwindet. Die auf dem Wasserbade bis zur Syrupsconsistenz 
eingedickte Seifenlósung wird in 100—150 Cc. Wasser aufgenommen, die Fettsiuren durch 
verdünnte Salz- oder Schwefelsüure abgeschieden und noch eine halbe Stunde erwärmt, bis die 
unlöslichen Fettsäuren als Oel an der Oberfläche schwimmen und die Flüssigkeit sich geklärt 
hat. Die letztere wird dann durch ein vorher bei 100° getrocknetes und gewogenes, ange- 
feuchtetes Filter von sehr dichtem Filtrirpapier filtrirt und solange mit heissem Wasser aus- 
gewaschen, bis das Abtropfende nicht mehr sauer reagirt. Das Filter wird in demselben Becher- 
glas, in welchem es leer getrocknet wurde, wieder getrocknet und gewogen. In der Regel genügt 
nach gutem Auswaschen zweistündiges Trocknen bei 100° zur Herstellung eines constanten Gewichts. 
HEHNER und ANGELL geben an, dass nach den in England gemachten Beobachtungen die Ge- 
halte des Butterfettes an unlöslicher Fettsäure von 86'°5—87'5 9% schwanken, so dass man als obere 
Grenze 88% annehmen könne. Dagegen beobachtete FLEISCHMANN und VIETH (15) die Grenz- 
werthe 85:7/9—89:73, KRETZSCHMAR (16) 88°8—89:6, KULESCHOFF (17) 87:92—89-72. Demnach 
kann ein Gehalt von 90% unlöslicher Fettsäure als obere Grenze für Butterfett angenommen 
werden (L5, 16, 18), so dass auf eine Verfälschung mit fremden Fettarten geschlossen werden 
darf, wenn ein höherer Gehalt als 90% an unlöslichen Fettsäuren bei der Analyse gefunden 
wurde. Zur annähernden Berechnung des Procentgehaltes x einer unächten Butter an fremdem 
Fett kann die Formel dienen x — CREME wo z: den gefundenen Procentgehalt der Butter an 
i 
unlóslichen Fettsäuren, @ den der Berechnung zu Grund zu legenden Maximalgehalt des ächten 
Butterfettes an unlóslicher Fettsáure, und z den Durchschnittsgehalt derjenigen Talgsorten und Fett- 
arten an unlóslicher Fettsáure bedeutet, welche als Zusütze Anwendung finden. In Bezug auf letztere 
liegen eine Anzahl Bestimmungen vor, von welchen wir hier einige mittheilen: Gehalt an unlós- 
lichen Fettsduren im Rindstalg (Nieren) 9577 (15), Hammeltalg 95:8 (15), Schweinefett 9577 (15), 
25:0— 99'8 (16), Olivenol 96:13 (15), Amerikanisches Oleomargarin (s. u. Kunstbutter) 95:59 (15). 
Bei derselben Bestimmung ergab ferner das Milchfett der Stute 939, der Ziege 887 9, des 
Schafes 87:89 (15). 
Bei der Methode von E. REICHERT (19) werden die durch Verseifung gebildeten, flüchtigen 
Fettsäuren abdestillirt und durch Titriren alkalimetrisch bestimmt. 
2:5 Grm. wasserfreies über Baumwolle filtrirtes Fett werden in einem ERLENMEYER’schen 
Kólbchen von 150 Cc. Inhalt mit 20 Cc. 80proc. Weingeist und 1 Grm. festem Kalihydrat 
versetzt und im Wasserbad behandelt, bis die Masse schmierig wird und nicht mehr schüumt, 
dann in 50 Cc. Wasser gelóst und die Fettsäuren durch Zusatz von 20 Cec. verdiinnter 
Schwefelsäure (1:10) frei gemacht. Man destillirt dann die flüchtigen Säuren ab, wobei REICHERT, 
um das Stossen zu verhindern, einen langsamen Luftstrom durch die Flüssigkeit leitet. MEI1SSL (20) 
findet es zweckmüssig, das Kólbchen mit einigen Hanfkorn grossen Bimsteinstückchen zu be- 
schicken, wodurch ein ruhiges Sieden bewirkt wird. Als Aufsatz verwende man eine einfach 
gekrümmte, aber weite (3) Destillirróhre. Ist es auch schwierig, durch Destilliren die gesammte 
Menge flüchtiger Fettsáure zu gewinnen (20), so lassen sich doch durch Innehalten gleicher 
Verhältnisse, indem man stets dieselbe Menge von Destillat (50 Cc. nach REICHERT) gewinnt, 
übereinstimmende resp. unter einander vergleichbare Resultate erzielen. Das Titriren des ganzen 
oder eines aliquoten Theils des filtrirten Destillats geschieht mit 45 Normalalkali und Lakmus, 
und ist dann als beendigt anzusehen, wenn die blaue Farbe auch nach lingerm Schiitteln unver- 
ändert bleibt. Bei reiner Butter schwankte der Verbrauch an 4l, Normalalkali bei 13 Ver- 
suchen (19) von 13:0—14:95 Cc. für 2:5 Grm. Butterfett. Der Mittelwerth betrug 14:00 mit 
einer wahrscheinlichen Abweichung von -- 0'45. AwbÜHL (21) erhielt bei üchter Butter einen 
Mittelwerth von 14:67 Cc. und Schwankungen von 14:20--15:55 4M; Normalkali. MkissL (29) 
brauchte bei Anwendung von 5 Grm. Substanz bei 17 unzweifelhaft echten Buttersorten 27:0 
   
    
           
     
     
     
    
    
      
    
   
  
   
    
   
   
    
  
  
  
  
   
    
   
       
     
    
   
    
  
   
   
       
    
   
  
au 
SIC 
we 
Ar 
the
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.