Full text: Handwörterbuch der Chemie (Zweiter Band)

482 Handwörterbuch der Chemie. 
3. Dieselbe ändert sich für eine und dieselbe Flüssigkeit mit der Natur des 
Gases, welches mit der Flüssigkeit comprimirt wird. Bei Alkohol, Aether, alko- 
holischer Chlorcalciumlösung bedingt Luft eine grössere Verminderung der 
Capillarconstante, als Wasserstoff. Dies tritt am deutlichsten hervor, wenn man 
die mittlere Erniedrigung der Capillarconstante (5,909) für eine Druckzunahme 
von 1 auf 100 Kgrm./O Cm. berechnet, wie aus folgender Zusammenstellung 
ersichtlich ist. 
Aether-Wasserstoff 6,90 = 0:0028, Aether-Luft 8,90 = 00077, 
Alkohol-Wasserstoff 0,94 — 0:0027, Alkohol-Luft 8,94 — 00066, 
Chlorcalciumlósung-Wasserstoff 0,99 — 0:0028, 
Chlorcalciumlósung-Luft 3100 = 0:0059. 
Ob allgemein die Gase, welche die Constante « stärker beeinflussen, von 
den Flüssigkeiten auch stärker absorbirt werden, wird sich wohl erst auf Grund- 
lage eines reichhaltigeren Beobachtungsmaterials entscheiden lassen. 
4. Die Abnahme der Capillarconstante ist für einige der untersuchten Flüssig- 
keiten so erheblich (bei Aether und Luft ist « schon bei einem Druck von 
140 Kgrm./D Cm. auf die Hälfte gesunken), dass vermuthlich schon mit Gas- 
drucken, die wir ohne zu grosse Schwierigkeiten erreichen können, die Ober- 
flächenspannung Null wird, mithin die Flüssigkeiten bei gewöhnlicher Temperatur 
in den CacNiaRD DE LA TouR'schen Zustand übergehen kónnen.*) 
Bei etwas hóherer Temperatur wird voraussichtlich die Capillarconstante mit 
dem Gasdruck schneller sinken und mithin jener Zustand eher erreicht werden. 
Wenn Flüssigkeiten durch Hinzupumpen eines Gases in den Gaszustand 
übergeführt werden kónnen, so muss dies auch für diejenigen festen Körper 
möglich sein, deren Schmelzpunkt mit steigendem Drucke erniedrigt wird. 
Gehen ferner, wie HawNav und HocamrH gefunden haben wollen, gelöste Sub- 
stanzen mit ihren Lósungsmitteln zugleich in den CAGNIARD DE 1A ToUR’schen 
Zustand über, so muss man auch gelöste Salze durch Gasdruck verdampfen können. 
WIEDEMANN, 
Celluloid.**) Das Celluloid ist zu betrachten als eine innige Mischung von 
Pyroxylin (Schiessbaumwolle oder Collodiumwolle) mit Campher, entstanden durch 
Lösen des ersteren in letzterem. Die Lósung kann bewirkt werden durch Ein- 
tragen von Pyroxylin in geschmolzenen Campher, durch heftiges Zusammenpressen 
beider Theile, wobei man annimmt, dass unter momentaner Verflüssigung des 
Camphers das Pyroxylin in demselben sich aufläst, oder aber unter Zuhülfenahme 
eines Lósungsmittels, wie z. B. Alkohol oder Aether, in welchem man nach- 
einander den Campher und dann das Pyroxylin zur Lósung bringt, um es nach- 
*) Diese letztere Betrachtung dürfte indess nicht ganz streng sein, da nur darauf Rücksicht 
genommen ist, dass die Constante a oder dass /7,, in unserer früheren Entwicklung bei der 
Berührung zweier Substanzen gleich Null geworden ist. Damit aber keine freie Oberfläche existirt, 
muss X/—0 werden, was nicht nothwendigerweise gleichzeitig mit dem Nullwerden von Z7 der 
Fall ist. Schweflige Sáure, Wasser etc. (s. oben) zeigen z. B. bei gewissen Temperaturen hori- 
zontale Oberflächen, besitzen also ein « — ( und bleiben doch scharf begrenzt. 
##) FR. BÜCKMANN, Das Celluloid, Leipzig (Hartleben) 1880. 1) HvarT, D. R. P. 
No. 3392. 2) REULEAUX, Sitzungsber. d. Ver. z. Bef. d. Gewerbefl. 1878, pag. 41. 3) [RE 
BOUILLET und DE BESANCELE, D. R. P. No. 6828. DINGL. Journ. 235, pag. 203. 4) WAGNER's 
Jahresber. 1878, pag. 1162. 5) BÜCKMANN, Celluloid, pag. 52. 6) DINGL. Journ. Bd. 235, 
pag. 204. 7) CLAUS u. PARKER, WAGNER's Jahresber. 1881, pag. 949. 8) BOCKMANN, DINGL. 
Journ. 239, pag. 62. 
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