Full text: Handwörterbuch der Chemie (Zweiter Band)

  
510 Handwörterbuch der Chemie. 
Magnesiahydrat theilweise in kohlensaure Magnesia über, was eine weitere Er- 
härtung der Masse zur Folge haben soll. 
Nach den Untersuchungen BENDER's (75) scheint die Erhártung des aus 
gebrannter Magnesia mit Chlormagnesiumlósung erhaltenen Cementes auf der 
Bildung einer wasserhaltigen Doppelverbindung von Magnesia und Chlormagnesium 
(5 MgO -- MgCl, 4- 17H40) zu bestehen. Diese Verbindung soll beim Erhitzen 
auf 100? 9 Moleküle, auf 150—180? 11 Moleküle Wasser abgeben. Mit kaltem 
Wasser làsst sich aus der Verbindung ein Theil, mit kochendem Wasser alles 
Chlormagnesium entziehen, doch wird dadurch der ursprüngliche Zusammenhang 
nicht aufgehoben.  Làngere Zeit mit Luft in Berührung gebrachter Magnesia- 
Cement enthält erhebliche Mengen Kohlensäure. KRAUSE erhält durch Einwirkung 
von Chlormagnesiumlôsung auf Magnesia das Salz 10MgO + Mg Cl, + 10H40. 
An der Luft hergestellter Magnesia-Cement besteht nach KRAUSE immer aus 
einem Gemisch dieses Salzes mit basisch kohlensaurer Magnesia. ENGLER. 
Cerebrine.*) Im Gehirn und Nervenmark findet sich eine kleine Gruppe 
eigenthümlicher Kórper, welche von dem Orte ihres Vorkommens als Cerebrine 
bezeichnet werden. FREMYv (6), welcher zuerst dieselben in etwas reinerem Zu- 
stande unter den Händen hatte, betrachtete sie als eine Säure, welche er 
Cerebrinsäure nannte; sein Präparat war aber noch phosphorhaltig und ebenso 
die Cerebrinsáure von v. BrBRA. Erst W. MÜLLER (ri) zeigte, dass die von ihm 
dargestellte Substanz, welche er noch für einheitlich hielt, phosphorfrei ist und 
keine sauren Eigenschaften besitzt; er ánderte deshalb den Namen in Cerebrin 
um. BOURGOIN (2) fand in seinen Práparaten weniger Stickstoff als MÜLLER, und 
OTTO und KôHLER (3) kamen sogar zu der Ansicht, dass das Cerebrin stickstoff- 
frei sei. GEOGHEGAN (4) bestütigte aber den Stickstoffgehalt des Cerebrins, und 
PanRcus (5) wies nach, dass das nach dem MoürLER'schen Verfahren erhaltene 
Cerebrin ein Gemenge von drei einander sehr áhnlichen Kórpern ist, welche er 
als Cerebrin, Homocerebrin und Enkephalin unterschied. 
Zur Darstellung des Gemenges dieser drei Kórper kann man entweder 
zerriebenes, von Blut und Hàuten befreites Gehirn kalt mit Alkohol und Aether 
extrahiren, den Rückstand mit Alkohol kochen, heiss filtriren und die beim Er- 
kalten ausgeschiedene Masse durch Aether von Cholesterin, und durch Kochen 
mit Barytwasser von Lecithin befreien, den Baryt mit Kohlensáure fállen, das 
Cerebrin wieder in heissem Alkohol lósen, filtriren und in der Kälte auskrystalli- 
siren lassen; oder man rührt das mit Wasser gewaschene und durch ein Tuch 
gepresste Gehirn mit conc. Barytwasser an, erhitzt unter Umschütteln zum ein- 
maligen Aufkochen (ist die über dem Niederschlage stehende Flüssigkeit trüb, 
so muss noch mehr Baryt zugesetzt und nochmals aufgekocht werden), filtrirt, 
wüscht mit heissem Wasser aus, trocknet den Rückstand und extrahirt ihn mit 
kochendem Alkohol, wobei das Cerebrin weniger in den ersten, als hauptsáchlich 
in die folgenden Auszüge übergeht und sich beim Erkalten ausscheidet. Durch 
Waschen mit Aether befreit man es von Cholesterin, durch Auflósen in Alkohol 
bei 60? von beigemengten Barytsalzen, deren letzte Spuren durch Waschen des 
Cerebrins mit kohlensáurehaltigem Wasser und Umkrystallisiren aus Alkohol ent- 
fernt werden kónnen. 
«1 Ww. MÜLLER, Ann. Chem. Pharm. 105, pag. 365. 2) BourcoiN, Bull. de la soc. 
chim. de Paris 21, pag. 482. 3) KOHLER, VIRCHOW’s Archiv 41, pag. 265. 4) GEOGHEGAN, 
Zeitschr. f. physiol. Chem. 3, pag. 332. 5) Parcus, Journ. f. pr. Chem. (2) 24, pag. 310. 
6) FREMY, Journ. de pharm. 27, pag. 453. 
      
   
  
  
  
  
  
  
     
   
  
  
  
     
    
   
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
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