Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 2. Band)

   
524 Handwörterbuch der Chemie. 
seine Seele im Hades zu behüten haben, »bei Hermes und Anubis, bei dem Bellen des Kahn- 
verschlingenden Drachen und dreikópfigen Hundes Kerberos.« Die typhonische Schlange Apep 
(Apopis) (38e), welche die Barke des Osiris wie die jedes Todten bedroht, mit dem Kerberos- 
hunde in einem Bilde vereint, war die Darstellung des sinopischen Gottes Sarapis, nachdem 
dieser die Rolle eines unterweltlichen Osiris übernommen (38f) Der Chemiker rief ferner die 
drei Nóthe an: Feuer oder Gift oder Strang (39), Geissel und Schwert. Wenn er hierdurch 
versprach, die ihm gewordene Ueberlieferung Niemandem zu verrathen, »ausser seinem Kinde oder 
wahren Freunde«, so findet sich diese Phrase fast genau so im hieroglyphischen Texte des Osiris- 
mysteriums an den Wänden des zur Römerzeit erbauten Tempels von Dendera (40). Darum 
heisst die Kunst im gothaer Ms. zuweilen Texvorapddoros (Variante teyvor) und TATPOTAPLÈOTOS, 
Zwar die Chemiker der uns vorliegenden Literatur, wie schon Pseudo-Demo- 
kritos, wollten je mehr und mehr nur eine post? ynpsu Wort haben, d. h. 
behaupteten, dass in den mythischen von den Altvordern überkommenen Aus- 
drücken stets ein technischer Sinn absichtlich verhüllt sei; und dies mit Recht. 
Aber dennoch, die Art dieser Mystification wäre unerklürlich, es sei denn, man 
hátte diese Allegorien einmal ernst genommen als eine wirkliche podixi ynpela, 
d. h., wie die natürlichen Metalle, so die chemischen Präparate für Erscheinungs- 
weisen und Verkörperungen der Götter gehalten. Dies soll der Verlauf dieser 
Auseinandersetzung bestätigen. 
Dem Aegypterthum der Chemie widerspricht auch nicht, dass der Perser Ostanes als einer 
ihrer Koryphäen auftritt. Sein Perserthum wird durchaus festgehalten (41), und es ist von 
persischen Methoden der Präparirung die Rede. Prüparate heissen: »Mithrisches Geheimniss« 
Fol 99r 1, »Perserknochen« 138v. Allein die Mithrasmysterien gab es überall, und Ostanes 
war längst in Aegypten naturalisirt. Nach einer freundlichen Mittheilung von ADOLF ERMAN 
wird in der letzten Ptolemäerzeit Ostanes mit dem Hermes Thoyth (Techuti) identificirt. In den 
Inschriften von Dendera z. B. heisst es von Bausculpturen: sie seien ebenso wie nach den 
Worten des Thoyth, so »nach dem, was die Schriften des Astnu sagen«, gebaut. 
Bei dieser Sachlage, und da, wie wir sehen werden, das Griechische keine 
Hilfe gewährt, ist die Herleitung des Wortes Chemia aus dem Aegyptischen das 
Wahrscheinlichste. Die nächstliegende und längst vorgeschlagene Etymologie ist: 
chemia heisse »ágyptische Kunst«, weil chém1 auf niederägyptisch das Land 
Aegypten heisst. Für diese Deutung spricht anscheinend 1. der Ausdruck »über 
diese ägyptischen Künste«, mit besonderem Hinweis auf die Bücher der alten ägyp- 
tischen Känige bei Demokritos an den Arzt Leukippos, Fol. 212v; ferner: »die 
heilige Kunst Aegyptens« in Isis an Horos (42). 9. Die Verbindung des jüdischen 
Cham als Vater von Mestrem mit dem Namen der Kunst durch Chemes. 3. Eine 
ähnliche Verbindung, welche. in dem Titel eines chemischen Lehrbuchs des 
Theophilos, Sohnes des Theogenes, liegt. Dieser beschrieb »alle Goldbergwerke 
der Gaubeschreibung« (ha td 1H yopopagias Ypuswpuyelx, Fol. 176v, bei 
Olympiodor). Nämlich die Chemie wird mit dem Lande Chemi, Aegypten, 
identificirt, und statt zu sagen wie, wird gesagt, wo in ihr Gold zu finden ist. 
Das erhellt aus den Proben, welche Olympiodoros (ohne Theophilos zu nennen) giebt 
(43), Fol 174v: »Hóre nun, gottbegeisterte Vernunft, dass (die Alten) wie an Aegypter ge- 
schrieben haben, ohne aus ihrem Problem heraus zu treten, und unzählige »Goldgrubene be- 
schrieben haben. Ja sie haben sie sogar als Heiligthümer dargestellt (lepdteucav adté), und die 
Maasse der Gruben und Abstünde gegeben, indem sie die Lage der Tempel, (d. h.) ihrer Ein- 
gánge, nach den vier Himmelsgegenden bestimmten; zuweilen den Osten dem weissen Wesen 
(odstx), den Westen dem gelben zutheilend. (Citat): »Die Goldgruben des arsenoitischen 
Tempels; an der óstlichen Thür, d. h. am Eingange dieses Heiligthums findest du die weisse 
Usia. In Skithé aber und in Terenuthis (44) im Tempel der Isis, am westlichen Ein- 
gang des Tempels wirst du den »gelben Sand, bei drei Ellen, manchmal einer Elle (tiefem) 
   
     
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
    
   
   
  
  
  
  
    
   
  
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
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