Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 2. Band)

    
   
    
     
  
  
  
   
   
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
    
   
  
  
  
  
  
  
   
  
    
  
  
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620 Handwörterbuch der Chemie. 
an ihrer Oberfläche mit dem Chlor zu Salzen, wesshalb das Chlor den Namen 
Haloid (Salzbilder) s. Z. erhalten hat, ebenso wie Brom, Jod und Fluor. Die 
Reaction wird durch Erwärmen meist gesteigert, wobei sie dann oft unter Feuer- 
erscheinung stattfindet (z. B. Natrium, Eisen etc.). Ebenso vereinigt sich das 
Chlor mit Brom, Jod, Schwefel, Selen und zersetzt zahlreiche Verbindungen 
anderer Elemente, indem es sich mit dem einen oder anderen Bestandtheil oder 
mit beiden verbindet. So zerlegt es den Bromwasserstoff und Jodwasserstoff, die 
Metallbromide und -jodide, ebenso auch das Ammoniak, treibt in der Wärme aus 
vielen Oxyden, z. B. Kaliumoxyd den Sauerstoff aus und wird von verschiedenen 
Hydroxyden (z. B. Kalium-, Natrium-, Calciumhydroxyd) absorbirt unter Bildung 
bleichend wirkender Produkte, aus denen Säurezusatz wiederum Chlor abzu- 
scheiden vermag (Chornatron, Chlorkalk) Auf viele organische Verbindungen 
wirkt es in der Art ein, dass es an Stelle von Wasserstoffatomen tritt, welche mit 
Chlor zu Chlorwasserstoff vereinigt aus den Verbindungen austreten. Anderer- 
seits wird es von manchen organischen Substanzen auch direkt addirt. Nahe 
der Glühhitze zerstört das Chlor unter Abscheidung von Kohlenstoff alle or- 
ganischen Körper. 
Chlor und Wasser. 
Von Wasser wird das Chlorgas reichlich absorbirt, eine bei 6° gesättigte 
Lösung zeigt 1:003 specif. Gewicht. Das Maximum der Lóslichkeit findet bei 
9 bis 10? C. statt und beträgt hier nach ScHóNrELD (15) 2:5852 Vol. (auf 0° und 
0:76 Millim. Druck bezogen) Die Lóslichkeit des Chlors nimmt ab mit steigender 
Temperatur, betrágt bei 40? z. B. nur noch 1:3655 Vol. auf 1 Vol. Wasser und 
ist bei 100? gleich Null (s. auch PrckERING, Ch. Soc. J. 1880, pag. 139). 
Das Chlorwasser zeigt den charakteristischen Geruch und die grüne Farbe 
des Chlors und zersetzt sich bald, besonders bei Einwirkung des Tages- oder 
Sonnenlichtes, wobei, der Gleichung H4O 4- 2Cl — 2HCl14- O entsprechend, 
Sauerstoffzas entwickelt wird und schwache Salzsaure zurückbleibt. Ebenso wie 
freies Chlor vermag Chlorwasser organische Farbstoffe und Gerüche zu zerstóren. 
Die bleichende Wirkung auf Indigo wird durch Zusatz von Salzsáure sehr 
vergróssert (16). ; 
Chlorhydrat, sogen., scheidet sich aus gesättigtem Chlorwasser bei 0? in 
blassgelben Krystallen oder krystallinischen Massen ab, welche bei — 50? fast 
weiss erscheinen (17). Die Krystalle zersetzen sich in oftenen Gefässen allmählich 
in Chlor und Wasser, in geschlossenen Rôhren bleibt es selbst in gelinder 
Wärme unverändert, zerfällt aber bei 38° in flüssiges Chlor und chlorhaltiges 
Wasser. Beim Erkalten bildet sich Chlorhydrat zurück (18). 
Chlorhydrat bildet sich auch beim Eintropfen von auf 2 bis 3° abgekühlter, 
wässriger unterchloriger Säure in concentrirte Salzsäure, wobei das Gemisch zu 
einem Krystallbrei erstarrt. 
Das Freiwerden des Chlors erklärt sich nach der Gleichung: HCI + HOCI 
= H,0 + Cl, 
Die Erkennung des freien Chlors ist nicht schwierig. Sein charakteristischer 
Geruch, seine grüne Farbe und die Fähigkeit, aus Jodkalium Jod, aus Brom- 
kalium Brom abzuscheiden, welche Elemente beim Schütteln mit Schwefelkohlen- 
stoff oder Chloroform in diese Lösungsmittel übergehen und sie violett resp. 
braungelb färben, erlauben, selbst geringe Mengen freien Chlores in einer Flüssig- 
keit oder einem Gasgemenge zu erkennen. 
Zur quantitativen Bestimmung des freien Chlores bringt man dasselbe mit 
    
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