Full text: Handwörterbuch der Chemie (Zweiter Band)

  
  
  
  
  
632 Handwörterbuch der Chemie. 
chlorsaurem Kalium und 9 Mol. krystallisirter Oxalsäure auf etwa 70° erwärmt. Das Gas ist 
kohlensäurehaltig. 
Das Chlordioxyd bildet eine lebhaft rothe Flüssigkeit, welche bei 730:9 Millim. 
Druck bei 9° ohne Explosion siedet, wenn der Apparat ganz aus Glas besteht. 
(ScHAcHERL, Pocc. Beibl. 3, pag. 578). Durch ein Gemenge von fester Kohlen- 
sáure und Aether abgekühlt erstarrt sie beim Evacuiren der übergestülpten 
Glocke zu rothen, dem Kaliumbichromat àhn- 
lichen Krystallen, welche schon bei — 76? 
schmelzen (FARADAY) (37). 
Die flüssige Verbindung vergast mit 
grösster Leichtigkeit, und jeder ausserhalb 
der Kältemischung befindliche Tropfen ver- 
dampft sofort unter Bildung eines krystalli- 
nischen Anfluges. Der Dampf bleicht feuchtes 
Lakmuspapier energisch, doch ohne es zuvor 
zu röthen. Das Molekulargewicht der 
gasförmigen Verbindung ist bei 30° nach PEBAL 
(Ann. Ch. 177, pag. 1; 203, pag. 112) 67-29 
(Hy = 2) und die Molecularformel hiernach 
ClO,. 
Beim raschen Erhitzen auf 100° oder beim 
Schiitteln mit Quecksilber zerfillt das Chlor- 
dioxydgas in Chlor und Sauerstoff unter 
heftiger von Lichtentwicklung begleiteter Ver- 
puffung, im Sonnenlicht findet die Zerlegung 
langsamer statt. Die wässrige Lösung des 
Gases zerfällt schon im Dunkeln allmählich 
in Chlorsáure und chlorige Sáure, z. Th. 
auch Chlor und Sauerstoff abscheidend. 
Phosphor und andere leicht entzündliche 
(Ch.69). 
Chlor. 
Stoffe bewirken ebenfalls leicht Explosion des Gases, wenn sie mit demselben 
in Berührung kommen. 
Am ungefáhrlichsten und bequemsten lässt sich diese Erscheinung wahr- 
nehmen, wenn man zu einigen Krystallen von chlorsaurem Kalium, welche sich 
in einem spitz zulaufenden Glase befinden, durch einen Trichter etwas concentrirte 
Schwefelsäure fliessen lässt und dann ein erbsengrosses Phosphorstückchen in 
das Glas wirft. Unter Wasser verbrennt alsdann der Phosphor unter Erzeugung 
kleiner Explosionen des sich entwickelnden Chlordioxyds. 
Wasser von + 4° 16st etwa sein 20faches Volum des Gases und liefert eine 
tief rothgelbe Flüssigkeit, welche keine saure Reaction besitzt und beim Erwürmen 
das gelóste Gas wieder abgiebt. 
Auch in concentrirter Schwefelsäure löst sich Chlordioxyd und färbt die- 
selbe gelb. 
Die wässrige Lösung des Gases enthält keine wirkliche Unterchlorsäure ge- 
löst, denn beim Zusammentreffen mit Basen werden keine eigenthümlichen Salze 
jener hypothetischen Säure gebildet, sondern Gemenge von chlorsaurem und 
chlorigsaurem Salz, Cl,O, + 2KOH = KCIO, + KCIO, + H,0. 
Chlorsäure, CIO,H. 
Die Chlorsäure ist uns in reinem Zustand nicht bekannt, sondern nur in 
Form ihrer wässrigen Lösung. Ein Anhydrid der Chlorsáure ist ebenfalls noch 
nicht dargestellt. 
Chlorsáure bildet sich direct bei der Zersetzung der wässrigen Lösung 
der chlorigen Säure oder des Chlordioxyds im Tageslicht. Zu ihrer Gewinnung 
scheidet man die Chlorsäure jedoch weit zweckmässiger aus ihren Salzen ab. 
Chlorsaure Salze entstehen neben Chloriden beim Einleiten von Chlorgas 
in die heissen Lösungen der Alkalien oder alkalischen Erden. 
Zunächst bildet sich Chlorid und Hypochlorit: 2KHO+2C1=KCI 
+ CIOK + H,O, eine Reaction, welche bei niederer Temperatur sich nicht 
weiter ändert; in der Wärme zerfällt aber das Hypochlorit in Chlorid und Chlorat 
 
	        
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