Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 2. Band)

62 Handwörterbuch der Chemie. 
schiedenartig wirkt die Steigerung der Temperatur der Umgebung. Bei den Kalt- 
blütern bewirkt ein Ansteigen der Temperatur in jedem Fall eine ansehnliche 
Vermehrung der Kohlensäure, bis auf das Zehnfache der bei niedriger Tempe- 
ratur ausgeathmeten Menge (17). Dasselbe ist beobachtet an Schaben (18); Bei 
den Warmblütern bewirkt umgekehrt das Sinken der Lufttemperatur eine Ver- 
mehrung der Kohlensäureausscheidung (19), in Folge der stärkeren Anregung des 
Stoffwechsels zur Erhaltung der Körpertemperatur. Ist die Abkühlung aber so 
stark, dass die Körpertemperatur sinkt, dann sinkt auch die Kohlensäureaus- 
scheidung, ebenso wie bei den Kaltbiütern (zo). Beim Menschen ist Abkühlung 
mit geringem Sinken der Kórpertemperatur ohne Einfluss (21). In hellem Licht 
ist die Kohlensiureausscheidung bei Kaltblütern grósser wie im Dunkeln (22), 
auch bei Kaninchen ist ein solcher Einfluss zu constatiren (23), beim Menschen 
dagegen nicht (24) Im gelben Licht ist die Kohlensáureausscheidung bei ver- 
schiedenen Thieren grósser als im gemischten und blauen (25). 
Der Transport des Sauerstoffes aus den Lungen nach den Zellen der Gewebe 
erfolgt durch Vermittlung des Blutes: der Farbstoff desselben verbindet sich mit 
dem Sauerstoff zu einer lockeren chemischen Verbindung, dem Oxyhaemoglobin, 
welche sich schon bei starker Erniedrigang des Sauerstoffdruckes dissociirt und 
den Sauerstoff in Berührung mit den lebenden Geweben abgiebt. Das des Sauer- 
stoffs grósstentheils beraubte und kohlensáurereiche Blut kehrt in die Lungen 
zurück, um sich aufs Neue mit Sauerstoff zu sättigen und Kohlensäure abzugeben. 
Die Bildung der Kohlensáure erfolgt ganz überwiegend in den Geweben, 
nicht, wie LAvorsieR glaubte, in den Lungen; ein kleiner Theil bildet sich allerdings 
in diesen und auch im Blut. — Die Bildung der Kohlensáure ist bis zu einem 
gewissen Grade unabhängig von der Aufnahme von Sauerstoff: Frösche leben bei 
starker Abkühlung bis gegen 0° noch Tage lang in einer vollkommen sauerstoff- 
freien Atmosphäre und fahren fort, Kohlensäure zu bilden (26). Die gebildeten 
Kohlensäuremengen sind sogar nicht viel geringer, wie beim normalen 'Thier bei 
derselben Temperatur (27). Der Sauerstoff muss also vorübergehend in Form 
einer sauerstoffreichen Verbindung im Koórper aufgespeichert sein, welche all. 
mählich unter Kohlensáurebildung zerfüllt, wenigstens bei Fróschen. 
Der Prozess der Abgabe der Kohlensäure in den Lungen ist keineswegs völlig aufgeklärt. 
Das Blut reagirt alkalisch, es ist im Stande, noch weit mehr Kohlensäure beim Schütteln damit 
aufzunehmen, als es im Leben enthält, es handelt sich also im Blut nicht um freie Kohlensäure, 
sondern um kohlensaure Salze; vermuthlich spielt das Oxyhaemoglobin die Rolle einer schwachen 
Säure. 
Der völlige Mangel an Sauerstoff in der Athemluft hat bei Warmblütern 
schnellen Tod durch Erstickung zur Folge. Dem Tode geht ein sehr kurzes 
Stadium des Scheintodes voraus, in dem eine Rückkehr zum Leben bei Her- 
stellung der normalen Bedingungen noch möglich ist. Dieses Stadium kann 
bei Kaltblütern, wenn dieselben bis auf einen dem Nullpunkt nahen Grad abge- 
kühlt sind, tagelang dauern (26, 27). 
Der Sauerstoff kann durch kein anderes Gas ersetzt werden, auch nicht durch Stickoxydul, 
welches im Gemisch mit Sauerstoff eingeathmet einen rauschartigen Zustand verursacht. In reinem 
Sauerstoff ist die Athmung völlig normal, es wird nicht mehr Sauerstoff anfgenommen, wie aus 
atmosphärischer Luft, die Verbrennungsprozesse des Organismus werden also nicht, wie die ausser- 
halb des Körpers ablaufenden, durch Sauerstoff gesteigert. 
Verminderung des Sauerstoffes in der Athemluft wird von Thieren bis zu 
14,89 ohne Stórung vertragen, bei 79 werden die Versuchsthiere schwerathmig, 
bei 4,52 tritt hochgradige Athemnoth ein, bei 32 ziemlich rasche Erstickung (28). 
        
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
    
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
    
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pag. 331 
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