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92 Handworterbuch der Chemie.
welche bei fe der Halogenwasserstoffsáuren frei wird (102, 143—145).
Kohlensaure Salze werden von Blausáure nur dann zersetzt, wenn andere Basen
zugegen sind, die mit den entstehenden Verbindungen Doppelcyanide bilden
können (180). Aus den Cyaniden der Alkalien un id alkalischen Erden, wird die
Blausäure durch Kohlensäure ausgetrieben (164). Auch beim Verdampfen ihrer
Lösungen, ja schon beim Durchleiten kalter, kohlensäurefreier Luft durch dieselben
entweicht etwas Blausäure (151, 164). Durch Borsäure und durch Phenol wird
das Cyankalium ebenfalls zersetzt (146). Die Cyanide der Schwermetalle, welche
mit Ausnahme des Cyanquecksilbers alle unlóslich sind, verhalten sich gegen
Säuren sehr verschieden. Während z. B. Cyanblei und Cvanzink schon durch
kalte, verdünnte Mineralsáuren leicht zerlegt werden, sind andere Cyanide, wie
die des Silbers, des Goldes, des Quecksilbers selbst gegen mássig concentrirte
Sauerstoffsiiuren sehr widerstandsfähig. Durch Salzsäure werden, wenigstens in
Siedhitze, alle einfachen Cyanide zersetzt.
Die Alkalicyanide sind in trockenem Zustande selbst bei Glühhitze beständig.
Die Cyanide der Schwermetalle zersetzen sich beim Erhitzen, indem, bei übrigens
sehr verschiedener Temperatur, meistens Ti sich entwickelt und das Metall
mit Paracyan gemengt oder verbunden zurückbleibt, oder indem (wie beim Cyan-
eisen) wesentlich Stickstoff entwickelt und Kohlenstoffmetall gebildet wird.
Mit Wasser auf 280? erhitzt liefern die Cyanide ameisensaures und kohlen-
saures Ammoniak neben Metalloxyd, resp. nur kohlensaures Ammoniak neben
reducirtem Metall (147).
Fast alle in Wasser unlóslichen Metallcyanide werden durch Lósungen der
Alkalicyanide zu Doppelcyaniden gelóst. Zu solchen Doppeicyaniden lósen
sich auch die Oxyde und Sulfide mancher Metalle (Eisen, Zink u. a.) sowie unter
Wasserstoffentwicklung diese Metalle selbst in den Alkalicyaniden auf.
Die Doppelcyanide zeigen stärkeren Säuren gegenüber ein sehr verschiedenes
Verhalten. Aus manchen derselben wird Blausäure frei gemacht, soweit die
Natur der betreffenden einfachen Cyanide und der angewandten Säure dies ge-
stattet. So giebt Silbercyankalium, (CN),AgK, mit überschüssiger verdünnter
Salpetersäure Blausäure, salpetersaures Kalium und Cyansilber, während durch
Salzsäure unter Bildung der beiden Chloride alles Cyan als Blausäure frei ge-
macht wird.
Andern Doppelcyaniden wird in der Külte nur das Alkalimetall entzogen
und ohne Freiwerden von Blausáure durch Wasserstoff ersetzt, so dass eine metall-
haltige Sáure entsteht, wie z. B. aus dem Cyaneisenkalium, (CN), ,Fe;K,, (dem
gelben Blutlaugensalz), die »Ferrocyanwasserstoffsäure< (CN) .Fe,H.. In den
Doppelcy: aniden der letzteren Art wurde zur Erklärung jener Verschiedenheit
die Existenz metallhaltiger Radicale angenommen (GAY-LUSsAC, LiEBIG), während
die übrigen als Additionsprodukte aus den betreffenden beiden einfachen Cyaniden
aufgefasst wurden: Das Cy 'ansilberkalium, (CN),AgK, galt als Doppelsalz CNK
-- CN Ag, das es (CN),FeK ,(Fe — 28), aber als »Ferrocyankalium«
(Cs N,Fe)K, — = CfyK,, ein zweites Cyaneisenkalium (C Ns Fe,K,, das rothe Blut-
laugensalz, als »Ferridcyankalium« (C;N,Fe,)K3 = CfdyK ,. Aehnliche metall-
haltige Radicale wie das Ferrocyan, Cfy, e od das Ferridcyan, Cfdy, wurden auch
in anderen Doppelcyaniden angenommen, wie sich dies zum Theil noch in der
Nomenclatur ausspricht. (Kobaltidcyanmetalle, Chromidcyanmetalle.)
Diejenigen Doppelcyanide, aus welchen durch kalte, verdünnte Mineralsáuren
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