Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

   
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Saures dithiotriprussiamsaures Ammoniak, Cj4N,,S,H,(NH,). Es scheidet sich 
aus heisser, wüssriger Lósung als weisses Krystallmehl ab, aus Alkohol in feinen Nadeln. In 
kaltem Wasser ist es nur wenig, in kaltem Alkohol fast gar nicht lóslich. Mit Eisenchlorid und 
mit Bleizucker reagirt es wie die Monothiodiprussiamsäure. Mit Kalilauge wird schon in der 
Kälte Ammoniak entwickelt. Salzsäure entzieht ebenfalls Ammoniak und scheint die noch nicht 
rein dargestellte, freie Säure zurückzulassen (761). 
Chrysean, C,H,N,S, (764). Leitet man Schwefelwasserstoff in eine concentrirte Lösung 
von Cyankalium in Wasser oder verdünntem Ammoniak, so färbt sich die Lösung bald braun 
und setzt bei weiterem Einleiten gelbe Nadeln oder Flocken von Chrysean ab, welches durch 
Waschen mit kaltem Wasser und Umkrystallisiren aus heissem zu reinigen ist. ACNK +5H,S 
—9K,S--NH,SH-4-C,H,N,S,  Goldgelbe, flache Nadeln, auch in Alkohol und Aether 
löslich, wenig in kaltem Wasser. Die Lösungen reagiren neutral und aus angesäuerten Lösungen 
sowohl, wie aus alkalischen krystallisirt das Chrysean unverbunden. Mit seiner wässrigen Lösung 
giebt Eisenchlorid beim Erwürmen eine schwarze Füllung, essigsaures Blei einen schwachen, 
weissen, beim Erwürmen sofort sich schwürzenden, salpetersaures Silber einen hochrothen, schnell 
schwarz werdenden Niederschlag. In einer salzsauren oder schwefelsauren Lósung des Chryseans 
färbt Fichtenholz sich roth. Durch Erwürmen seiner wüssrigen Lósung mit Quecksilberoxyd 
werden Blausäure und Schwefelwasserstoff erhalten. Mit salpetriger Süure entsteht ein schwer 
lóslicher, amorpber, rother Kórper, der sehr schóne Farbenreactionen zeigt. 
Selenocyansüure. Selencyanwasserstoff, CN SeH. Salze dieser der Sulfocyansäure ent- 
sprechenden Süure entstehen durch Addition von Selen zu Alkalicyaniden. Von ihnen wurde 
zuerst das Kaliumsalz 1820 von BERZELIUS (767) durch Schmelzen von Blutlaugensalz mit Selen 
dargestellt. Die meisten Schwermetallsalze werden aus dem Kaliumsalz durch Fállung gewonnen. 
Eine Lösung der freien Säure lässt sich durch Einwirkung von Schwefelwasserstoff auf das in 
Wasser suspendirte Bleisalz gewinnen (768). Sie ist sehr unbestündig und lässt sich selbst bei 
gewöhnlicher Temperatur im Vacuum nicht concentriren, ohne sich in Blausáure und Selen zu 
zersetzen. Dieselbe Zersetzung wird durch Zusatz von Säuren bewirkt [Trennung des Selens 
vom Schwefel (771)]. Eisenchlorid fällt aus löslichen selenocyansauren Salzen ebenfalls Selen, 
und die Lósung nimmt keine rothe Fürbung an, wie sie übrigens dem Eisenselenocyanid eigen 
zu sein scheint (768). 
CNSeK (767, 768) wird am leichtesten durch Auflósen von kalt gefálltem, rothem Selen 
in Cyankaliumlósung erhalten (769). Es bildet dem Rhodankalium ühnliche, zerfliessliche Nadeln 
von alkalischer Reaction. Bei Luftabschluss kann das Salz ohne Zersetzung in Glühhitze ge- 
schmolzen werden. Aus einer ziemlich concentrirten Lósung desselben wird durch Chlor oder 
starke Salpetersäure zunächst eine Substanz gefällt, welche kleine, rothe Prismen mit schön 
blauem Flächenschiller bildet und vielleicht dem Pseudoschwefelcyan entspricht. Bei weiterer 
Einwirkung des Oxydationsmittels geht sie in ein schwefelgelbes Krystallpulver über (770). 
Von anderen Salzen wurden dargestellt (768): CNSeNa. — CNSe:NH,. — (CNSe),Ca. — 
(CNSe),Sr. — (CNSe),Ba. — (CNSe),Mg. Gummiartig. — (CNSe),Zn. Nicht zerfliessliche 
Prismen. — (CNSe),Pb. Citronengelbe Nadeln, in siedendem Wasser lóslich. — (CNSe),Hg 
-- HgCl,. Verfilzte, gelbe Nadeln, schwer löslich in Wasser, leicht in Alkohol — CNSeAg. 
Dem Chlorsilber áhnlicher Niederschlag (mit ammoniakalischer Silberlósung resultirt ein. krystalli- 
nischer Niederschlag). — (CN Se), Pt --9CNSeK. Fast schwarze, im durchfallenden Licht granat- 
rothe Schuppen (772). — CNSeAu-- CNSeK. Dunkelrothe, leicht zersetzliche Prismen (772). 
Ester. Allylselencyanid (?) (769). — Methylenselencyanid, (CNSe),CH,. Aus 
Selencyankalium und Methylenjodid. Bei 1329 schmelzende Rhomboéder. Wird durch lángeres 
Erwärmen mit Salpetersäure in eine Säure CH,'(SeO,H), (?) übergeführt (773). — Aethylen- 
selencyanid, (CNSe),'C,H,. Aus Selencyankalium und Aethylenbromid. Sehr bestündige, 
Schóne, farblose Nadeln, unlóslich in Aether und kaltem Wasser, schwer lóslich in heissem Wasser 
und in kaltem Alkohol. Auch unzersetzt löslich in starker Salpetersäure. Beim Kochen damit 
entsteht die der Aethylendisulfonsäure entsprechende Süure, C,H,:(SeO,H), (773). 
Benzylselencyanid s. unter Benzylverbindungen. 
Selencyan, (CN),Se, (?) entsteht in geringer Menge beim Eintragen von trocknem Cyan- 
Silber in eine Auflósung von Selenbromür in Schwefelkohlenstoff. Es ist in letzterem schwer 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
   
  
  
   
  
   
   
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
   
   
   
    
  
   
  
  
   
   
   
    
  
    
  
   
     
   
   
  
   
   
   
  
  
  
    
  
  
	        
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