Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

      
    
  
  
   
  
  
  
  
  
    
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
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162 Handwórterbuch der Chemie. 
Zinn befreite Lósung zur Krystallisation eindampft; es ist in Wasser und Alkohol 
leicht löslich. Durch Ammoniak wird die freie Base gefüllt, welche einen fein- 
kórnigen, krystallinischen, in Wasser, Ammoniak, Essigsáure und Mineralsáuren 
ziemlich leicht lóslichen Niederschlag darstellt. Im feuchten Zustande oxydirt 
sich dieselbe ziemlich schnell an der Luft zu Cystin, in salzsaurer Lósung nicht; 
wird letztere mit Eisenchlorid versetzt, so entsteht eine schón indigoblaue Fárbung, 
welche aber fast augenblicklich unter Ausscheidung von Cystin verschwindet. 
Die Formel des Cysteins ist C,H;NSO,; es steht zum Cystin in derselben Be- 
ziehung, wie ein Disulfid zu dem entsprechenden Mercaptan: 
NH CH, - c6NES COOR 
CH, — LT . 
3 — Cx, —CO-OH 
Cystein Cystin. 
Das Cystein ist ebenfalls optisch aktiv, aber viel schwächer als das Cystin. 
Werden Hunde oder Kaninchen mit Brom- oder Chlorbenzol gefüttert 
(kräftige Hunde mit 3—5 Grm. täglich), so enthält der Harn eigenthümliche 
Derivate des Cystins, die Brom-, bezw. Chlorphenylmercaptursäure (BAUMANN) (13), 
(Jarré) (14). Um dieselbe daraus abzuscheiden, wird der Harn mit 4, Vol. Blei- 
zuckerlösung gefällt, und das Filtiat mit 4 Vol. conc. Salzsänre 8—10 Tage lang 
stehen gelassen; die rohe, auskrystallisirte Säure wird durch Umkrystallisiren aus 
heissem Wasser unter Zusatz von Thierkohle gereinigt. Die Bromphenylmercaptur- 
sáure, C, ,H,,BrNSO,, krystallisirt in zolllangen, farblosen Nadeln und Spiessen, 
ist in 70 Thln. kochenden Wassers löslich, in kaltem und in Aether fast gar nicht, 
ziemlich leicht in Alkohol; in conc. Salzsäure ist sie leichter löslich als in Wasser, 
ebenso in conc. Schwefelsäure, welche Lösung sich beim Erhitzen unter Ent- 
wicklung von schwefliger Säure schön blau färbt, durch Wasser oder Alkohol 
aber wieder farblos wird. Sie bildet z. Th. gut krystallisirende Salze. Schmelz- 
punkt 152—153°. Mit verdünnter Schwefelsaure gekocht zerfällt sie in Essigsäure 
und Bromphenylcysteïn: C,H,,BrNSO,, welches in kleinen, glänzenden Nadeln 
und Blättchen krystallisirt, die in kaltem Wasser, Weingeist oder Aether fast gar 
nicht, in heissem Wasser sehr schwer, in kochendem 60proc. Weingeist etwas 
leichter lôslich sind. Es verbindet sich mit Basen und Säuren. Mit Kalilauge 
gekocht spaltet es sich in Parabromphenyimercaptan, Ammoniak und Brenztrauben- 
säure: C,H,,BrNSO, + H,0 = C,H,Br-SH + NH, + CH, CO: CO- OH. 
Mit Natriumamalgam erwärmt liefert es Phenylmercaptan, Ammoniak, Brom- 
wasserstoff und Gährungsmilchsäure; mit Essigsäureanhydrid erhitzt geht es unter 
Wasserverlust in Bromphenylcystoïn: C,H,BrNSO über, welches in Wasser fast 
gar nicht lósliche, weisse Nadeln bildet. Schmp. 152—153*. 
Bromphenylmercaptursáure wird durch Natriumamalgam in Phenylmercaptur- 
säure: C,,H,,NSO, übergeführt, welche in kaltem Wasser schwer lósliche, 
glänzende Tetraéder und Oktaéder bildet; Schmp. 142—143°. Die alkoholische 
Lósung derselben ist schwach linksdrehend, die alkalische schwach rechtsdrehend. 
Mit Säuren gekocht spaltet sie sich in Essigsäure und Phenylcystein, CoH, {NS O,, 
welches ganz wie Cystin in regelmässigen, 6seitigen Blättchen krystallisirt, die in 
kaltem Wasser schwer, in heissem leichter löslich sind. Mit Alkalien gekocht 
zerfällt es in Phenylmercaptan, Ammoniak und Brenztraubensäure. 
Die Chlorphenylmercaptursáure: C,,H,,CINSO,, welche im Harn mit 
Chlorbenzol gefütterter Hunde auftritt (JarFÉ), ist der gebromten Säure ganz 
ähnli 
in N 
nach 
CH,
	        
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