Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
    
  
     
168 Handwórterbuch der Chemie. 
erwähnten Stoffe verdankt ihre Anwendung als Desinfectionsmittel der vorge- 
fassten Meinung, es müsse ein Kórper, welcher für Menschen, 'Thiere oder grössere 
Pflanzen ein Gift sei, nothwendig auch jene Mikroorganismen zerstören. 
Diese Unzahl von Desinfectionsmitteln hat in neuester Zeit eine griindlich 
kritische Sichtung erfahren durch Arbeiten, welche von Koch, WOLFFHUGEL, 
FISCHER und PROSKAUER, SCHILL und FISCHER im kaiserlichen Gesundheitsamt (9) 
in Berlin, sowie auch von WERNICH (10) u. A. ausgeführt wurden, und denen 
die Idee zu Grunde liegt, dass als wahre Desinfectionsmittel nur solche Korper 
aufzufassen sind, welche in nicht zu langer Zeit (24 Stunden etwa) die pathogenen 
Mikroorganismen, sowohl in ihrer Form als Bacillen etc., als auch in ihrer Dauer- 
form, den Sporen, vollständig zerstören oder doch wirkungslos machen. 
In der nachstehenden Tabelle sind die Resultate zusammengestellt, welche 
Kocnu (rr) bei Untersuchung der desinficirenden Wirkung einer ganzen Reihe 
von Stoffen gegenüber Milzbrand-Bacillen und namentlich -Sporen erhalten hat. 
»Ein Mittel«, bemerkt KocH, »welches die Entwicklungsfáhigkeit dieser Sporen 
in kurzer Zeit vernichtet, besitzt nacb allen bis jetzt vorliegenden Erfahrungen 
auch die Fähigkeit, in annähernd derselben Zeit und Concentration alle übrigen 
Keime und Mikroorganismen zu tódten. Andererseits verdient ein Mittel, welches 
so exquisite Infectionskeime, wie die Milzbrandsporen sind, nicht zu bewältigen 
vermag, auch nicht als zuverlässiges Desinfectionsmittel angesehen zu werden.« 
In Bezug auf die untenstehende Tabelle bemerkt Kocu ferner: »Ehe ich die 
Ergebnisse der Untersuchungen in tabellarischer Zusammenstellung gebe, muss 
ich nochmals hervorheben, dass es vorlüufig nur auf eine allgemeine Orientirung 
ankam. Man wird deswegen manche Lücke in der Reihe der zur Untersuchung 
gekommenen Mittel finden. Einzelne Zahlen, z. B. diejenigen der Salicylsáure, 
des Thymol u. A. müssen noch anderweitig durch Prüfung mit wässrigen Lösungen 
ergüuzt werden; denn die Versuche mit diesen Mitteln wurden, um nicht zu ge- 
ringe Concentrationen zu haben, mit alkoholischen Lósungen angestellt, und erst 
im weitern Laufe der Untersuchung stellte sich mit aller Evidenz die merkwürdige 
Thatsache heraus, dass die alkoholischen, ebenso wie die öligen Lösungen von 
Mitteln, welche in wässriger Lösung mehr oder weniger wirksam sind, einen be- 
deutend geringeren (Jod) oder meistens gar keinen Effekt (Salicylsäure u. s. W.) 
besitzen. Ich glaubte trotzdem diese in alkoholischer Lösung benutzten Mittel 
mit aufführen zu sollen, um weitere Beläge für diese unerwartete und doch ganz 
gesetzmässig sich wiederholende Erscheinung zu geben. 
Die reinen flüssigen Mittel sind in der ersten Gruppe zusammengestellt, wo- 
bei dem Alkohol die Mischungen desselben mit Wasser angereiht sind. 
In der zweiten Gruppe finden sich alle in Wasser gelösten Mittel. 
In der dritten die in Alkohol oder Aether gelösten. 
Die Zahlen geben diejenigen Tage an, an welchen eine Probe der Milzbrand- 
sporen aus der Flüssigkeit genommen und auf ihre Entwicklungsfähigkeit geprüft 
wurde. Wenn keine Entwicklung mehr eintrat, also die Desinfection gelungen 
war, so ist das durch Unterstreichen der Zahl angedeutet. Es lässt sich also 
beim Durchsehen der Tabelle sofort erkennen, ob und weiche Einwirkung von 
einem Mittel zu erwarten ist.« 
  
Destill 
Alkoh: 
Alkoh 
Alkoh« 
Aethe: 
Aceto! 
Glyce 
Butter 
Oel € 
Schwe 
Chlor 
Benzc 
Petro] 
Terpe 
 
	        
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