Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

        
  
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
  
   
   
   
      
Er 
182 
  
Handwoôrterbuch der Chemie. 
2 Meter hoher Blechcylinder, welcher oben mittelst eines 35 Centim. hohen 
Blechkegels, der als Helm ebenfalls môglichst luftdicht aufgesetzt sein muss, ab- 
gedeckt ist. Die Spitze des Helms bildet ein 6 Centim. weiter Rohrstutzen für 
den ausströmenden Dampf. Zur Verminderung der Abkühlung ist der ganze 
Cylinderaufsatz mit einem Filzmantel von 1 Centim. Dicke umgeben und der 
Helm mit Watte bedeckt. Zur Entwicklung des Dampfes nimmt man am sichersten 
Chlorcalcium- oder Chlornatrium-Lósungen und bringt diese durch kráftige Heizung 
in so starkes Sieden, dass der oben ausstrómende Dampf noch 100? zeigt. 
Sporenhaltige Erde in eine Leinwandrolle von 50 Centim. Hóhe und 40 Centim. 
Durchmesser eingehüllt, während 3 Stunden in dem aufgesetzten Blecl cylinder 
der Wirkung des Dampfes einer 25proc. Kochsalzlósung ausgesetzt, war voll- 
stándig desinficirt und die Temperatur hatte selbst in den innersten Theilen der 
Leinwandrolle 100? überschritten. Apparat und Oefen zur Behandlung mit heisser 
Luft oder mit Wasserdampf sind auch schon von THORR (58), FRASER (59), 
OPEERT (60) EssE (61) MERKE (62), PETRUSCHKY (63) u. A. construirt oder be. 
schrieben worden; doch empfiehlt es sich, nach den Kocm'schen Versuchen nur 
noch die Apparate mit strómendem Wasserdampf anzuwenden. 
Auch Auskochen mit Wasser führt zum selben Ziel wie Behandiung mit 
Wasserdampf. Das Kochen muss dabei nach SrEINMEYER (64) mindestens 1 Stunde 
lang fortgesetzt werden; WzmNiCH (65) empfiehlt sogar 3—4 malige Wiederholung 
des Kochprozesses. Auf diese Weise kónnen Wäsche, Kleider, überhanpt auch 
ale sonstigen Effecten, die durch den Kochprozess nicht nothieiden, behandelt 
werden, wie Essgefässe, Nachtgeschirre, Spuckgläser etc. Wirkungsvoller ist natur- 
gemäss dieser Kochprozess, wenn er mit einer Kaliseifenlôsung (1—2% Seife) 
durchgeführt wird. Bei gefährlichen Ansteckungskranken wird direktes Einlegen 
der Wäsche im Krankenzimmer in halb mit solcher Seifenlösung angefüllte Kasten 
empfohlen und ist dabei selbstverständlich ein vorheriges Ausschütteln oder Aus- 
stäuben möglichst zu vermeiden. 
Dass übrigens geformte Fermente unter Umständen eine trockne Hitze von 
120° aushalten, hat schon DovkERE (66) 1842 constatirt, und ebenso haben schon 
früher HürNER (67), AL. SCHMIDT und E. SALKOWSKI (68) u. A. darauf hingewiesen, 
dass ungeformte Fermente wie Pankreasferment, Pepsin in trocknem Zustande 
über 100? erhitzt werden kónnen, ohne ihre Wirksamkeit einzubüssen. In ausführ- 
licher Arbeit kam neuerdings auch Hukp»r (69) zum gleichen Resultat. Die 
Grenze der Widerstandsfühigkeit trockner, umgeformter Fermente liegt nach ihm 
bei etwa 160-—170?. 
Die Desinfection feinerer chirurgischer Instrumente und anderer Gegenstände, 
welche der Wirkung des Wasserdampfes oder des kochenden Wassers nicht ohne 
Schaden ausgesetzt werden können, hat durch Waschungen mit wässriger 5proc. 
Carbolsäure oder Sublimatlösung (1:1000) zu geschehen. 
Besondere Schwierigkeiten bietet die Desinfection der Reisenden un d ihrer 
Effecten, sowie auch diejenige von ganzen Waarenballen, gefüllten Kisten, 
Säcken etc. Dass Aufenthalt in Quarantänen selbst bei mehrwöchentlicher Dauer, 
Räucherungen etc. hierbei keinerlei Garantie für das Nichtvorhandensein bezw. 
die Beseitigung oder Vernichtung von Ansteckungsstoffen bieten können, ist nach 
dem oben Angeführten selbstverständlich. Die Desinfection von Reise-Effecten 
kann nur dann einige Sicherheit bezüglich ihres positiven Effectes darbieten, wenn 
sie in gleicher Weise durchgeführt wird, wie diejenige der Utensilien, Kleidungs- 
stücke etc. wirklich Kranker: also gründliches Auskochen oder Ausdämpfen, sorg- 
un 
n den f 
FA ct 
N° CS rni 
M 
e
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.