184 Handwörterbuch der Chemie.
gegen liegt auf der Hard, dass durch geeignete Beseitigung und Unterbringung
bezw. Verwerthung der menschlichen Excremente die Möglichkeit einer weiteren
Vebertragung erheblich eingeschränkt werden kann. Wasserspülung der Aborte
in Verbindung mit Canalisation dürfte in dieser Beziehung für den betreffenden
Ort selbst am meisten Garantie der Sicherheit darbieten. Dagegen werfen sich
Bedenken auf gegeniiber einem Aufleiten derartiger Canalisationswasser auf be-
o o
nachbarte Wiesen oder au? Rieselfelder, da diese Art und Weise der Unter-
bringung von inficirten Massen nach der ganzen Natur der pathogenen Infections-
stoffe keine Vernichtung derselben mit sich bringen kann. Nur in der Nähe der
See liesse sich durch Ableiten oder Abführen der Massen zu Schiff auf ge
Kilometer Entfernung vom Ufer in das Meer nach KocH (72) eine Desinfection
durch Wasserverdünnung erreichen. Grössere Sicherheit bietet ohne Zweifel ein
sorgfáltiges Aufsammeln der Massen und Verarbeitung
nach solchen Betriebs
(t
derselben auf Poudrette
-Methoden, welche eine Desinfection derselben in sich
schliessen. Dies, dürfte beim von PonEwiLs'schen Verfahren zu erreicl
für den Fall, dass für Erhitzung der eingedampften Massen in noch nassem Zu-
stande auf mindestens 100? Sorge getragen wird. In der Hauptsache ist dies
Schon erreicht
bei der Poudrette-Fabrikation nach HENNEBUTTE und VAUREAL
bezw. nach Bunt und KELLER (73) (Freiburg i. B.), wobei die gesammte flüssige
Fäcalmasse einem mehrstündigen Kochprocess behufs Abdestilliren des Ammoniaks
unterworfen wird. Nur die durch Filtration von
festen Theile (ca. 52
hen sein
der flüssigen Masse getrennten
des Ganzen) miissten in den Filterpressen noch einem leicht
auszuführenden Dämpfungsprocess unterworfen werden, um eine Desinfection des
Ganzen zu erzielen. Doch auch diese Methoden lassen das gehoffte Resultät nur
erwarten für den Fall, dass eine sorgfaltige Aufsammlung der Abfallstoffe, sei es
durch eine entsprechende Abfuhrmethode oder nach LirRNUR's System, erfolgt.
Auch eine unschädliche Beseitigung der Abwässer aus Febriken
ist zur Zeit noch eine brennende Frage insofern, als durch Ableitung solcher
Wasser oftmals das Wasser von Teichen und Flussläufen verdorben und Nähr-
heerde für das Wachsthum und die Vermehrung von Infectionsstoffen entstehen.
Es sind namentlich die Wässer aus Stürke-, Zucker., Holzstoff-, Papierfabriken,
aus Färbereien, Gerbereien, Talgschmelzen, Seifensiedereien etc. welche durch
ihren hohen Gehalt von fäulnissfähiger Substanz Veranlassung zur Verunreinigung
des Wassers geben. Das Reinigungsverfahren kann hier weniger die Aufgabe
haben, eine eventuelle vollständige Desinfection durchzuführen, als vielmehr nur
durch Beseitigung fäulnissfähiger Substanz den Nährboden für Mikroorganismen
im Allgemeinen zu beseitigen. Sofern es sich um suspendirte Theile handelt, ge-
schieht dies am besten durch Decantation und Filtration, für gelöste Stoffe wählt
man die Niederschlagarbeit mittelst Kalkmilch oder Thonerdesulfat, bezw. falls
das Wasser nicht alkalisch reagirt beider Fällungsmittel zu gleicher Zeit. Ein in
der Flüssigkeit sich bildender Niederschlag reisst immer einen Theil der gelósten
stickstoffhaltigen organischen Substanz — niemals jedoch die gesammte — mit
sich nieder und der entstandene Niederschlag kann alsdann durch Sedimentation,
Filtration etc. von dem Wasser getrennt werden. Dasselbe gilt auch fiir die
Desinfection und Reinigung der Canalwässer, welche die menschlichen Abfall-
stoffe aufgenommen haben.
ö. Desinfection des Wassers.
von Carbolsäure, von Brom,
durch Einleiten von CI
Obgleich man jedes Wasser durch Zusatz
von Sublimat oder übermangansaurem Kali, auch
ılor etc. vollständig desinficiren kann, hat selbstverständ-