Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

   
   
   
   
  
   
     
   
   
  
     
    
   
   
  
  
   
     
   
   
   
   
  
   
   
   
   
   
  
   
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
   
   
     
  
   
  
  
  
  
  
  
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Dünger. : 425 
durch sie besonders das bisherige Ansehen der Humustheorie aufs Tiefste erschüttert, gegen 
welche übrigens, z. B. von SPRENGEL (12) auch geltend gemacht worden war, dass manche 
Die Ernährung der Pflanzen mit Stickstoff suchte 
fruchtbare Erden nur wenig Humus enthalten, 
war eine Ernährung 
man auf verschiedenen Wegen zu erklären, Die ungezwungenste Annahme 
auf Kosten der in den Boden gelangenden stickstoffhaltigen Reste und Zersetzungsprodukte 
welche von GaAzzERI (1819), SPRENGEL (l. c.) gemacht 
pflanzlichen und thierischen Ursprungs, 
gasförmigen Stickstoff 
Der von PRIESTLEY herrithrenden Angabe, dass die Pflanzen den 
wurde zwar von TH. DE SAUSSUKE widersprochen, doch 
um über die 
wurde. 
der Atmosphüre absorbiren kónnen, 
sie, so lange die exacte Widerlegung fehlte, noch von Vielen Lenützt, 
wurde 
auf eine neue atmo- 
Schwierigkeiten der Frage leichter wegzukommen. LikBIG (13) wies zuerst 
stoffernührung der Pflanzen hin, nämlich auf dea Ammoniakgehalt 
sphärische Quelle für die Stick 
der Luft. Ist dieser auch nur gering, so fliesst er mit dem Regenwasser den Pflanzen docb 
Theoretische Gründe, die grosse Fühigkeit des Ammoniaks organische Verbindungen 
, g 
ebenfalls als einen geeigneten Pflanzennáhrstoff erscheinen. 
dass sie Ammoniak 
häufig zu. 
zu bilden, liessen diese Substanz 
Die Wirkung der Jauche und anderer Düngemittel wurde dadurch erklärt, 
oder solche Substanzen enthielten, welche durch Zersetzung Ammoniak 
wird von LIEBIG eine indirekte Betheiligung (Kohlensüurebildung) bei 
da eine direkte Aufnahme wegen der Schwerlöslichkeit 
MULDER (14) suchte die Humus- 
in concentrirter Form 
bildeten. Dem Humus 
der Pflanzenernähruug zugesprochen, 
desselben in Wasser für bedeutungslos erklärt werden musste. 
Pflanzennährmittel einzuführen, verfuhr jedoch in seinen 
verbindungen wieder in ihre Rechte als 
Anzuerkennen ist sein Bestreben, die Natur 
Schlüssen und Voraussetzungen zu wenig kritisch, 
der Humuskörper näher aufzuklären. Es kommen im Boden eine Anzahl von solchen vor 
(Ulminsäure, Huminsäure, Geinsäure, Quellsäure, Quellsatzsäure), welche die Rolle mehrbasischer 
ssen mit Ammoniak und mit den für das Pflanzenleben erforder- 
Säuren spielen, sich in Folge de 
Diese humussauren Salze wandern nach MULDER in die Pflanze 
lichen Mineralbasen vereinigen. 
ein und liefern, indem sie ausser Ammoniak auch mineralische Basen enthalten, eine sehr voll- 
stindige Pflanzennahrung. Die Hauptquelle fiir Ammoniak bildet aber der freie atmosphärische 
Stickstoff, welcher in Berührung mit den faulenden Substanzen des Bodens (durch nascirenden 
Wasserstoff) sich in Ammoniak verwandle. Eine reiche Quelle für Ammoniak finde sich auch 
im Dünger und in der Jauche. Die Anwendung des damals zuerst auf dem Markt auftretenden 
Guanos wird daher von MULDER als eine Verschwendung verurtheilt. 
Bei der Unsicherheit der Voraussetzungen, auf welchen diese Theorien noch zum Theil be- 
mussten eine besondere Bedeutung erlangen die Untersuchungen BOUSSINGAULT’s, welcher 
unter fortwährender Verbesserung der Methoden in wahrhaft exacter 
Weise behandelte. BOUSSINGAULT (15) hat durch mehrere Versuche den bestimmten Nachweis 
dass der atmosphärische Stickstoff von den Pflanzen nicht assimilirt wird. Den Ein- 
ıt auf die exacte und vollkommene Be- 
GILBERT und PUGH 
ruhten, 
die fundamentalen Fragen 
gefiihrt, 
wendungen von VILLE (16) wird heute mit Riicksicl 
stitigung, welche die Untersuchung BOUSSINGAULT's durch jene von LAWES, 
(Philos. Transaction 1861 II, pag. 431) erfuhr, ein Gewicht nicht mehr beigelegt. Hervorzu- 
se Untersuchungen auch mit solchen Pflanzen ausgeführt wurden, welchen die 
heben ist, dass die 
haft zuschreibt, den atmosphärischen Stickstoff 
landwirthschaftliche Praxis mit Vorliebe die Eigensc 
assimiliren zu kónnen (Lupinen, Leguminosen). 
Nach Ausschluss des atmosphürischen Stickstoffs bleiben als Quellen für die Versorgung 
der Pflanzen mit diesem Element noch bestehen: die Salpetersüure, das Ammoniak und die 
Dass die salpetersauren Salze einen günstigen Einfluss 
auf das Pflanzenwachsthum ausüben, war zwar seit lingerer Zeit bekannt (s. oben Salpetertheorie) 
und nach Einführung des Chilisalpeters nach Europa (1821) eine gemeine Erfahrung. Die 
doch für einige Zeit aufgehalten durch die Theorie LIEBIG’s, 
schrieb. Verhältniss- 
organischen Stickstoffverbindungen. 
Consequenzen derselben wurden je 
welcher dem Ammoniak die erste Rolle bei der Versorgung der Pflanzen, zu 
mässig spät wurde es daher wissenschaftlich begründet und zwar durch Versuche von BOUSSIN- 
GAULT (17), dass der Salpeter vorzüglich geeignet sei, um den Pflanzen wührend ihres Wachs- 
Zahlreiche spätere Wasserculturversuche von KNOP, STOHMANN, 
sen Satz, dem heute die meisten Agrikultur- 
thums Stickstoff zuzuführen. 
NOBBE u. A. enthalten weitere Bestütigungen für die 
chemiker beistimmen. Weniger übereinstimmend sind die Versuchsresultate bezüglich der Wirkung 
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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