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Vielfach werden auch Abfälle, Ausraum der Kalkôfen, als Düngerkalk ver-
werthet.
Der Werth des Düngerkalkes richtet sich nach seinem Gehalt an Calcium-
oxyd und nach dem Verhalten beim Löschen. Je leichter und vollständiger der
Zerfall in ein staubfeines Pulver stattfindet, um so werthvoller und wirksamer ist
der Kaik auch als Düngmittel. Darum kann es vortheilhafter sein, einen guten,
aus reinem Kalkstein hergestellten, gebrannten Kalk (Fettkalk) zu verwenden,
als einen aus magerem Kalkstein, sich langsam und unvollständig löschenden
Magerkalk oder unreine Abfille, wenn diese auch biiliger zu haben sind. Zu
vermeiden bei der Anwendung ist auch der todtgebrannte Kalk, der in Folge
einer unrichtigen Temperaturregulirung wáhrend des Brennens noch viel unver-
ünderten kohlensauren Kalk enthált. Kalksteine, Mergelarten, welche einen Ge-
halt an Kieselsáure oder Thon besitzen, eignen sich, falls dieser eine gewisse
Grenze übersteigt, auch nicht zur Herstellung von Düngerkalk, da derselbe hy-
draulisch wird, d. h. die Eigenschaft gewinnt, in Berührung mit Wasser zu
erhdrten. Schon ein Gehalt von über 109 Kieselsáure bringt hydraulische Eigen-
schaften hervor; aber auch ein geringerer Gehalt vermindert durch Silicat-
bildungen den procentischen Antheil des freien Calciumoxydes.
Statt einer Kalkdüngung wird vielfach auch eine solche mit Mergel oder
Kreide angewendet (vergl. unter VIIT).
Die Wirkurg des Kalkes beruht theilweise darauf, dass das Calciumoxyd zu den für das
Pflanzenleben unentbehrlichen Verbindungen zàühlt. Diese Basis verbindet sich mit den im
Boden auftretenden Säuren zu verschiedenen Salzen, wie z. B. mit Salpetersäure zu Calcium-
nitrat, welche Salze in die Pflanze einwandernd, derselben den nothwendigen Kalk zuführen,
Aber andererseits wirkt die Kalkdüngung auch in mehrfacher Richtung indirect. 1. Durch
Einwirkung auf die Humussubstanzen und stickstoffhaltigen organischen Reste im Boden. Die
Zersetzung derselben unter Bildung von Kohlensäure, Ammoniak, Salpetersäure wird beschleunigt.
Da die beiden letzteren ernährend wirken, die Kohlensäure einen lösenden Einfluss auf andere
gebundene Nährstoffe des Bodens ausübt, so fördert der Kalk also in indirekter Weise das Ge-
deihen der Pflanzen. Dieser längst bekannten Wirkung wegen wurde der Kalk früher oft mit
Recht als ein »Reizmittel« betrachtet. 2. Durch Verbesserung der physikalischen Eigenschaften
des Bodens. Besonders auf schwerem Thonboden übt der Kalk einen günstigen Einfluss aus.
Der freie Thon hat eine grosse, dem Pflanzenwuchs sehr gefährliche Bindigkeit, da die starken
Volumänderungen beim Trocknen und wieder Feuchtwerden, ein Zerreissen der zarten Pflanzen-
wurzeln bewirken können. Diese Bindigkeit vermindert sich in dem Maasse, je mehr der Thon
sich mit Basen, namentlich Kalk sättigt. Auch erfolgt in dem genügend mit Kalk versorgten
schweren Boden das vor der Saatbestellung so nothwendige Abtrocknen nicht unter Verlust einer
gewissen lockeren Beschaffenheit, während der kalkarme Thonboden zu harten Massen ein-
trocknet, welche sehr schwer zu bearbeiten sind. Der Kalk mildert also die strengen und
extremen Eigenschaften des schweren Thon- und Lehmbodens. 3. Gleichzeitig wird in solchem
Boden durch eine Kalkzufuhr die Absorptionskraft erhöht, so dass werthvolle Dungstoffe von
den Bodentheilchen besser gebunden und länger festgehalten werden (vergl. pag. 341, Bd. II).
4. Manche Bodenarten, besonders ungenügend entwässerte, humusreiche, sehr kalkarme, enthalten
zuweilen schädliche Substanzen, wie freie Säure (Schwefelsäure), Eisenvitriol. Das zweckmässigste
Mittel; den Einfluss dieser Pflanzengifte aufzuheben, bildet eine Kalkdüngung. Der Kalk ist
daher für die Moorkulturen sehr wichtig geworden, da dieselben vielfache Misserfolge durch die
genannten schädlichen Substanzen aufzuweisen hatten.
Nach Analysen von LEHMANN (254) schwankte der Gehalt der Düngerkalke an Calcium-
oxyd von 50—929; an MgO 0‘75—329; Al(Fe),O, 0:8—6:69; K,O — 0:02—0:333; P,O,
—(0:02—0:079; SO, — 0:26— 1:883. In den besseren Sorten gebrannten Kalkes ist aber ein
Gehalt an CaO von 9'1—99 9. anzunehmen.
Gyps soll schon im Alterthum zum Düngen verwendet worden sein. In