Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

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468 Handwórterbuch der Cheinie. 
da die Absorptionskraft des Bodens gegen Alkalien und andere pflanzliche Nähr- 
stoffe durch geeignete Torfarten erhöht wird (vergl. pag. 343, 345, Bd. ID. Dazu 
kommt die bedeutende Wassercapacitát des Torfs, welche den Sandboden befühigt 
eine gróssere Wassermenge als zuvor aufzunehmen und festzuhalten, wodurch er 
vor dem allzuraschen Austrocknen geschützt wird. 
Da der Torf eine nur langsam zersetzbare Substanz ist, da er ja selbst das 
Endprodukt eines Jahrhunderte lang fortgesetzten Verwesungsprozesses vorstellt, 
so findet ein Umsatz seiner Bestandtheile in lösliche und wirksame Nährstoffe im 
Acker nur langsam statt, und zühlt derselbe daher zu den nur langsam wirken- 
den Düngemitteln. Durch eine Compostirung mit Kalk soll die Wirksamkeit der 
Moorerde bedeutend erhôht werden, wesshalb FLEISCHER (294) solchen Compost 
als ein treffliches Mittel empfiehlt, dem Haidesandboden Humus zuzuführen und 
dadurch allmählich die schädliche Plaggenwirtschaft entbehrlich zu machen. Ein 
Kalkzusatz zum Torf ist auch noch rathsam aus dem Grunde, weil die Versuche 
von A. KôNIG (vergl. Bd. II, pag. 343—45) lehren, dass der Torf nur bei Gegen- 
wart einer genügenden Menge von Basen ein kräftiges Absorptionsvermógen gegen 
gelöste Pflanzennührsalze ausübt. 
Um auf besserem Boden wirksam zu sein, muss der Torf mit anderweitigen 
Materialien versetzt oder compostirt werden, welche das für die Pflanze erforder- 
liche Kali und die Phosphorsáure in reichlicheren Mengen enthalten, da die 
Torfe meist ziemlich arm daran sind. Durch eine Compostirung von Torf mit 
feingemahlenem Rohphosphat suchte man einen wirksamen Dünger herzustellen, 
indem man zugleich hoffte, dass die sauren Humusbestandtheile des T'orfes einen 
aufschliessenden Einfluss auf das Rohphosphat ausüben, und einen grôsseren 
Antheil desselben in wasserlósliche oder citratlósliche Form überführen móchten. 
Die von HoLDEFLEISS ausgeführten Compostirungsversuche (295) lieferten jedoch 
keine günstigen Resultate, wenn sich auch nicht verkennen liess, dass Moorerde, 
insbesondere die mit Jauche begossene einen kleinen aufschliessenden Einfluss 
ausgeübt hatte, der jedoch zu gering erschien, um die Hoffnung auf eine prak- 
tische Verwerthung des Verfahrens zu unterstützen. Bei jenen Versuchen war 
die Mannigfaltigkeit der verschiedenartigen Torfsubstanzen und ihr sehr wechseln- 
des Verhalten noch nicht hinlänglich bekannt und darum wenig berücksichtigt. 
Die günstigen Resultate, welche inzwischen bei der Anwendung von gemahlenen 
Rohphosphaten auf Hochmoorfeldern erzielt wurden, liessen erwarten, dass ge- 
wisse Torfarten doch einen aufschliessenden Einfluss ausüben möchten. Dies 
wurde durch FLEISCHER (296) bestätigt, dessen Versuche lehren, dass der an 
mineralischen Stoffen arme Moostorf das höchste Aufschliessungsvermögen gegen 
Rohphosphate besitzt, welches abnimmt, je mehr mit zunehmender Cultur die 
freie Humussäure abgestumpft wird. Dem Moostorf stand hinsichtlich des Auf- 
schliessungsvermögens am nächsten der ebenfalls aschenarme saure Torf aus den 
untersten Schichten der nordwestdeutschen Hochmoore. Dieselbe Fähigkeit kam 
in etwas geringerem, aber stets noch erheblichen Grade dem Haidetorf zu, 
während von den Niederungsmooren nur die kalkärmeren, sauer reagirenden 
noch eine gewisse Wirkung auf leichter aufschliessbare Phosphate ausübten. Es 
ergab sich ferner, dass das Verhältniss zwischen Moorsubstanz und Phosphat von 
grossem Einfluss ist auf den Grad der Aufschliessung in der Weise, dass die 
Wirkung mit der relativen Menge der Moorsubstanz zunimmt. Es erklärt sich 
hierdurch die günstige Wirkung roher Phosphatmehle auf Moorboden, da hier 
bei den in der Praxis angewandten Düngermengen ein grosser relativer Ueber- 
  
  
  
  
	        
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