Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Handwörterbuch der Chemie. 
Man ersieht aus diesen Gleichungen, dass, je weiter die Zersetzung getrieben 
wird, desto mehr Wasser aufgenommen, desto mehr Ammoniak, Oxalsäure, 
Kohlensäure und Essigsäure gebildet wird, und dass die Zusammensetzung des 
»fixen Rückstandes — 1 Mol. Tyrosin« sich immer mehr der Formel C5 Ho N30,, 
also derjenigen der Glukoproteïne nähert. Die W enge des Ammoniaks beträot 
anfangs mehr als 2 Mol. auf je 1 Mol. Kohlensäure und Oxalsäure, in der 
III. Gleichung etwas weniger, ein Verhältniss, wie wir es auch bei d 
des Harnstoffs und des Oxamids kennen; doch darf hieraus noch nicht geschlossen 
werden, dass das Eiweiss ein sehr complexes Ureid oder Oxamid sei, da alle 
Bemühungen, diese letzteren daraus zu erhalten, bisher gescheitert sind, da ferner 
die Abspaltung des Ammoniaks der 3ildung von Kohlensäure und Oxalsäure 
durchaus nicht parallel geht, und endlich im fixen Rückstande Verbindungen vor- 
kommen, welche bei der Zersetzung mit Kalihydrat Oxalsäure liefern, aber wahr- 
scheinlich nicht dem Oxamide, sondern der Aippursáure analog constituirt sind 
(s. oben No. 8). Ganz ühnlich wie das Albumin verhalten sich nach BrEv- 
NARD (31) auch die Albumoïde, Glutinoïde und das Legumin der Erbsen gegen 
Barythydrat, nur liefert letzteres vorwiegend die Glukoproteine, C;H,,N,O, und 
C, o H4oN4,O0,, wáührend CoH, 4N,O, in geringerer Menge auftritt. Nach Ver- 
suchen von L. LIEBERMANN (40) entsteht aus Eiweiss durch Einwirkung von Baryt- 
hydrat bei 150° etwas Stickstoff, bei 240—250° auch noch Wasserstoff. 
Ausser SCHÜTZENBERGER hat auch O. NassE (11) die Einwirkung des Baryt- 
hydrates auf Eiweisskórper untersucht, indem er die Menge des beim Kochen 
derselben mit Barytwasser entweichenden Ammoniaks bestimmte. Er fand, dass 
er Zersetzung 
die Menge des letzteren für verschiedene Eiweissstoffe verschieden ist, und dass 
namentlich die Syntonine und Albuminate weniger Ammoniak entwickeln, also 
weniger locker gebundenen Stickstoff enthalten, als die Substanzen, aus denen 
sie dargestellt wurden. Wird Eiweiss (Fibrin, Albumin oder Casein) mit Kali- 
hydrat geschmolzen, so entstehen andere Produkte; zunächst entweicht viel 
Ammoniak (mit Spuren von Pyrrol und organischen Basen), dann Wasserstoft, 
wobei die anfangs braune Schmelze allmählich gelb wird. In diesem Zeitpunkte 
enthält dieselbe Indol, Skatol, Phenol, Leucin, Tyrosin, Essigsäure, Buttersäure, 
Valeriansäure (Buttersäure nur nach langem. oder starkem Schmelzen) (1x2). Die 
fetten Säuren entstehen unter der Einwirkung des schmelzenden Kalis aus den 
Leucinen, das Phenol aus dem Tyrosin; ob aus letzterem auch Indol und Skatol 
entstehen, ist noch nicht erwiesen, aber zu vermuthen. Mit conc. Kalilauge ge- 
kocht giebt Eiweiss Schwefelkalium, mit verdünnter nicht (43). 
Ganz ähnlich wie gegen starke Basen verhalten sich die Eiweisskorper gegen 
starke Säuren. Wendet man concentrirte Salzsäure an, so lösen sich die Eiweiss- 
körper häufig zunächst mit blauer Farbe, die aber bald bei weiterem Erhitzen 
in Braun übergeht und immer dunkler wird. Die Entstehung dieser dunkelge- 
färbten Produkte wird vermieden, und die völlige Zersetzung unter Bildung 
krystallisirbarer Substanzen erreicht, wenn man der Salzsäure noch Zinnchlorür 
Zusetzt. HLASIWETZ und HABERMANN (13), von denen diese Methode angegeben 
wurde, erhielten vermittelst derselben aus Casein Glutaminsäure, Asparaginsäure, 
Leucin, Tyrosin, Ammoniak, Schwefelwasserstoff; HORBACZEWSKI (14) dieselben 
Produkte aus Horn und menschlichen Haaren; Glutaminsáure, Leucin, Glycocoll, 
Ammoniak und Schwefelwasserstoff aus Leim' und Hornhaut (in letzterem Falle 
auch noch Spuren von Tyrosin). E. SCHULZE und J. BARBIERI erhielten auf die- 
selbe Weise aus Kürbissameneiweiss (15) auch noch Phenyl-a-amidopropionsäure, 
  
  
  
    
    
   
   
   
    
   
  
  
   
    
  
  
  
  
    
   
    
    
   
    
   
    
    
  
   
   
   
  
  
  
  
    
    
	        
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