596 Handwórterbuch der Chemie.
geháuften Elektricititen ausgehen und auf die im Innern der Elektrolyten vor-
handenen Elektricititsmengen wirken. Demnach findet an jeder Stelle der
Elektrolyten eine Zersetzung statt, die aber einzig und allein an den Elektroden,
resp. an der Grenzschicht zweier Elektrolyten zur Wahrnehmung gelangt.
Um die Vorstellungen zu fixiren, betrachten wir die Elektrolyse von KCl.
Wir können annehmen, dass das Kaliumatom mit positiver, das Chloratom mit
negativer Elektricität beladen ist, etwa so
T
KCl — (K) (61)
Liegen in einer Flüssigkeit eine Reihe von solchen Molekülen, so werden
durch die elektrischen Krüfte diese Molekule so gerichtet, dass das negative Chlor
sich dem 4-Pol, das positive Kalium dem — Pol zuwendet, und es bildet sich
eine geordnete Reihe von Chlorkaliummolekülen, wie sie die Formel zeigt.
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Werden die auf das K und Cl in entgegengesetzter Richtung wirkenden
trennenden Kráfte grósser, als deren chemische Anzehung gegen einander, so
trennt sich an der 4- Elektrode das Chlor von dem mit ihm verbundenen Kalium.
Seine — Electricitit wird durch eine gleiche Menge +-Elektricität der Elektrode
neutralisirt und das entwickelte Chlor ist unelektrisch. Ganz ebenso scheidet
sich das Kalium am negativen Pol aus. Dieselbe Trennung, wie an den Elek-
troden, findet, wie erwühnt, an jeder Stelle des Leiters statt und die freiwerden-
den Chlor- und Kaliumatome zweier benachbarter Moleküle v
einander zu Chlorkaliummolekülen, die freilich noch nicht orie
dazu sich erst um 180° drehen müssen.
Eine Schwierigkeit für diese Erklärung liegt im Folgenden. Sind die Elek-
trolyten durch eine bestimmte Kraft an einander gebunden, so bedarf es auch
einer entsprechenden Kraft, um sie zu trennen. Wenn daher die auf die Ionen
wirkenden Trennungskräfte unter einer bestimmten Grösse bleiben, so dürfte
eigentlich gar keine Bewegung der Ionen, keine Zersetzung und kein Durchgang
des Stromes durch die Elektrolyten stattfinden. Diese können erst eintreten,
wenn die trennende Kraft eine gewisse Hóhe erreicht hat. Dann würden die
Ionen sich gleich mit einer gewissen Geschwindigkeit trennen und die Elektrolyse
sogleich mit einer gewissen Lebhaftigkeit eintreten. Die Erfahrung lehrt aber, dass
schon der schwáüchste Strom die Elektrolyten zersetzt und ebenso die Quantität
zersetzter Substanz proportional der Stromesintensität ist.
CLAUSIUS hat diese Schwierigkeit zu heben gesucht.
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ereinen sich mit
ntirt sind, sondern
Er nimmt an, dass in
den Elektrolyten schon vor dem Durchgange des Stromes die Moleküle und ihre
Bestandtheile in weiteren Entfernungen nebeneinander vorbei oscilliren. Kommen
die unveränderlich entgegengesetzt geladenen Ionen zweier Moleküle einander sehr
nahe, so können sie sich eventuell aus ihren früheren Verbindungen losreissen
und miteinander verbinden. Die freigewordenen Theilmoleküle finden bei ihrer
Fortbewegung theils andere Moleküle, die sie zerlegen, theils auch andere
Theilmoleküle, mit denen sie sich verbinden. Die Ionen der Elektrolyten sind
auch bei der Elektrolyse in fortgesetzten Verbindungen und Zersetzungen be-
griffen. Der Strom regelt die Richtung der Bewegungen, sod
die freien positiven Ionen sich in der einen,
setzten Richtung bewegen, und erl
ass im Allgemeinen
die negativen in der entgegenge-
eichtert die Zerlegungen der sich begegnenden
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