Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 3. Band)

90 Handwörterbuch der Chemie. 
säureester (112). Wird die trockene Salzsäure in absolut alkoholische Blausäure 
geleitet, so bildet sich unler Detonationen neben dem Ameisensáureester wesent- 
lich Diáthylglyoxylsáureester, (C;H,0),- CH:CO,-C4H, (113). Vergl. (142). 
Nachweisung. Zur analytischen Erkennung der Blausüure benutzt man entweder die 
Bildung von Berlinerblau, oder diejenige von Rhodanammonium: a) Die zu prüfende Flüssig- 
keit wird mit oxydhaltiger Eisenvitriollósung, darauf mit überschüssiger Kalilauge versetzt und 
gelinde erwürmt. Beim Uebersüttigen mit Salzsüure bleibt dann Berlinerblau ungelóst, oder es 
entsteht bei Anwesenheit nur sehr geringer Spuren von Blausüure wenigstens eine grüne bis 
blaugrüne Flüssigkeit, aus der sich nach einiger Zeit blaue Flocken abscheiden. b) Die zu 
prüfende Flüssigkeit wird mit gelbem Schwefelammonium zur Trockne verdampft, worauf, fails 
Blausäure zugegen war, die wässrige Lösung des Rückstands mit Eisenchlorid eine blutrothe, 
von Eisenrhodanid herrührende Färbung giebt (116— 118). 
Ausserdem hat man namentlich noch die Unloslichkeit des Kupfercyanürs in verdünnter 
Salzsäure (119), die Entstehung der blutrothen Färbung (Pikrocyaminsäure) beim Erwärmen von 
Cyankaliumlösung mit Pikrinsäure (120, 121), sowie die Bläuung blausüurehaltiger Guajaktinctur 
durch Kupfersalze (122—125, 118), für die Erkennung der Blausäure benutzt. (Vgl. 126). 
Unlósliche Cyanide schmilzt man mit entwässertem unterschwefligsaurem Natrium zusammen, 
um dann mit Eisenchlorid das entstandene Rhodannatrium nachzuweisen (130). 
Bei gerichtlichen Untersuchungen muss gewöhnlich die Blausäure zunächst durch Destilla- 
tion aus complicirten Gemengen abgeschieden werden. Die zu destillirende Flüssigkeit wird mit 
sehr verdünnter Schwefelsäure oder besser (um die Zersetzung etwa vorhandener nicht giftiger 
Doppelcyänide zu vermeiden) mit Weinsäure angesäuert. 
Wegen der Zersetzlichkeit der Blausäure ist es geboten, ihre Aufsuchung in Vergiftungs- 
fällen möglichst bald vorzunehmen, doch ist in einigen Fällen ihre Nachweisung selbst noch 
mehrere Wochen nach dem Tode gelungen (94, 128, 129). 
Quantitative Bestimmung. Bei Abwesenheit der Halogenwasserstoffsiuren kann man 
mit salpetersaurem Silber aus schwach salpetersaurer Lósung Silbercyanid füllen und dieses 
wügen. — Sehr einfach und genau ist die, auch bei Anwesenheit von Chloriden u. s. w., aus- 
führbare LiEBIG'sche Titrirmethode: Zu der mit Kalilauge stark alkalisch gemachten blausáure- 
haltigen Flüssigkeit fügt man so lange eine titrirte Silberlósung, bis eine bleibende Trübung 
entsteht. Da hierbei zunächst die losliche Verbindung (CN),AgK gebildet wird, die erst mit 
einem Ueberschuss von Silberlósung unlósliches Silbercyanid ausscheidet, so erfolgt jene End- 
reaction, nachdem auf je 2 Mol. Blausäure 1 Mol. Silbersalz verbraucht ist. Von einer Zehntel- 
normallósung des salpetersauren Silbers (16:8 Grm. Silber im Liter) zeigt somit 1 Cbem. 0:0054 Grm. 
Blausäure an (131). 
Tricyanwasserstoff, C,N,H,. Der so bezeichnete Körper entsteht durch 
spontane Polymerisirung wasserfreier oder starker wässriger Blausäure bei Gegen- 
wart von Alkalien, Ammoniak oder deren kohlensauren Salzen, von Cyan- 
kalium u. s. w. (132—134). Als secundáre Produkte bilden sich daneben dunkel- 
braune Substanzen. Der Tricyanwasserstoff ldsst sich durch viel Aether aus- 
schütteln. Er krystallisirt daraus als strahlig bláttrige Masse, die durch Behandeln 
mit Thierkohle und Umkrystallisiren aus heissem Wasser zu reinigen ist. Aus 
Alkohol krystallisirt die Verbindung in grósseren, anscheinend triklinen Krystallen. 
Leicht löslich in Alkohol, schwer in Aether. 100 Thle. Wasser lösen bei 34° 
0:55 Thle. bei 100° 5:0—5:5 Thle. Schon bei 140? beginnt der Tricyanwasser- 
stoff sich zu bräunen. Bei schnellem Erhitzen schmilzt er bei etwa 180? und 
verpuftt in hoherer Temperatur unter Bildung von Blausáure. Bei längerem Er- 
hitzen mit Wasser entstehen Blausáure und deren Zersetzungsprodukte (Ammoniak, 
Ameisensiure, Azulmsáure) Durch Erwärmen mit Barytlósung, mit Salzsáure 
oder Jodwasserstoffsáure wird der Tricyanwasserstoff in Glycocoll, Kohlensäure 
und Ammoniak gespalten (133). Nach dieser Zersetzung kann er nicht als 
symmetrisches Polymeres der Blausäure aufgefasst werden, welches dem Cyanur- 
    
      
   
  
  
   
   
   
   
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
   
   
   
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
    
   
   
  
  
  
     
chlor 
sáure, 
und 
Ann. 
3 
1 
durcl 
seits 
It 
N(C! 
Chlo 
Wass 
artig: 
Wird 
schm 
tion 
sche 
Alko 
in À 
Bein 
ZI 
Blau 
lósli 
Was 
leic] 
hyg 
Lós 
Ein 
leic 
Ziel 
erh: 
sub! 
erst 
ride 
Vei 
octa 
Aeu 
Dur 
(14« 
Boa 
lich 
WiC
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.