466 Handwörterbuch der Chemie.
Nach SCHMIEDEBERG (269), von welchem die neveste ausführliche Unter-
suchung der eigenthümlichen Digitalis-Bestandtheile herrührt, sind fast alle früher
dargestellten Präparate keine chemisch einheitliche Körper gewesen. Als Aus-
gangsmaterial diente ihm sogenanntes deutsches, d. h. zum grössten Theil in
Wasser leicht 16sliches Digitalin, wie es z. B. aus den Samen von Digitalis pur-
purea durch Ausziehen mit 50 proc. Weingeist, Abdestilliren des Alkohols im
Vacuum, Reinigung der Fliissigkeit durch Ausfillen mit essigsaurem Blei, Fil-
lung des entbleiten Filtrats mit Gerbsäure und Zersetzen des Niederschlags durch
Zinkoxyd gewonnen wird. SCHMIEDEBERG isolirte aus solchem käuflichen Digita-
lin ausser dem schon von NATIVELLE entdeckten Digitin (s. oben) vier Verbin-
dungen, die er als Digitonin, Digitalin, Digitaleïn und Digitoxin be-
zeichnet.
Neben diesen Körpern kommen die Zersetzungsprodukte derselben in den
verschiedenen käuflichen Digitalinen und vermuthlich auch schon in der Digi-
talis vor.
Digitonin, C, H5,0,;?. In Eigenschaften und physiologischer Wirkung dem
Saponin sehr ähnlich. Macht gewóhnlich die Hauptmasse des küuflichen lóslichen
Digitalins aus. Weisse, amorphe, leicht zerreibliche, nicht hygroskopische Masse,
in Wasser in allen Verhältnissen 16slich, sehr leicht auch in Weingeist, nur wenig
in kaltem, absolutem Alkohol, unlóslich in Aether, Benzol und Chloroform, aber
leicht lóslich in einem Gemisch von Chloroform und absolutem Alkohol.
Die wässrige Lösung scháumt stark. Durch Gerbsáure, sowie durch ammoniaka-
lischen Bleiessig wird sie gefüllt. Bei längerem Kochen mit starker Salzsäure
oder mit mässig verdünnter Schwefelsäure giebt das Digitonin eine schöne
granatrothe Färbung. (Unterschied von Saponin.) Beim Kochen mit sehr ver-
dünnten Säuren wird es gespalten, wobei ausser Zucker zwei in Wasser unlös-
liche, nicht krystallisirbare Körper, Digitoresin und Digitonein entstehen.
Dieselbe Spaltung tritt ein, wenn wässrige Digitoninlösung monatelang aufbe-
wahrt wird.
Digitoresin und Digitonein lassen sich durch Aether trennen, in welchem nur das
erstere löslich ist. Beide scheinen noch Glycoside zu sein, Beim Erhitzen mit starker Salz-
säure scheiden sich farblose, flockige, nicht krystallisirbare Körper ab, worauf die Flüssigkeit
alkalische Kupferlösung reducirt.
Digitogenin wird ein anscheinend dem Sapogenin analoger Körper genannt, welcher
bei anhaltendem Kochen einer alkoholischen Digitoneinlösung mit verdünnter Schwefel- oder
Salzsäure entsteht. Das Digitogenin krystallisirt aus heissem Alkohol in farblosen Nadeln oder
feinen, vierseitigen Prismen. Es löst sich sehr leicht in Chloroform, schwerer in Aether und
absolutem Alkohol, leicht in siedendem Alkohol, gar nicht in Wasser.
Paradigitogenin, eine aus heissem Benzol in langen, feinen Nadeln krystallisirbare
Substanz, welche zuweilen durch eine Art Gährung aus dem Digitonin bei monatelangem Auf-
bewahren seiner wässrigen Lösung anstatt des Digitoresins — vielleicht durch weitere Um-
wandlung des letzteren — entsteht. Das Paradigitogenin ist dem Digitogenin in seinen Löslichkeits-
verhältnissen ähnlich, aber von diesem verschieden durch Krystallform und die Eigenschaft, sich
mit concentrirter Schwefelsäure schon in der Kälte rothbraun zu färben.
Es ist ein Gemengtheil des wesentlich aus Digitoxin bestehenden »krystallisirten Digitalinse
von NATIVELLE und wesentlich identisch mit der »Digitalose« von HoMOLLE und QUÉVENNE.
Das »Digitalin« der Letzteren, sowie dasjenige von KOSMANN scheint wesentlich Digitonein
gewesen zu sein.
Digitalin, (C,H,O,)n?. Wesentlicher Bestandtheil des von HOMOLLE und
QUEVENNE als »Digitaline« bezeichneten Präparats und besonders reichlich (neben
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