496 Handwörterbuch der Chemie.
der Rinde von Salix helix, S. praecox und S. Pentandra fand HERBERGER (523) bis zu 3 und
43 Salicin.
Die Zusammensetzung des Salicins drückten PELOUZE und GAY-LussAc, nachdem sie
dieselbe anfänglich dem einfachen Verhältniss C,H, O entsprechend gefunden hatten (501), durch
die Formel C,H,O, aus (502). PiRIA stellte die Formel C,1H540,, auf (507) [vergl. (510,
511)], die er spiter, nach dem Studium der Spaltungsprodukte, durch Ci3H 30; ersetzte (508).
Darstellung. Man kocht 3 Thle. Weidenrinde mehrmals mit Wasser aus, verdampft die
Auszüge bis auf etwa 9 Thle., digerirt 24 Stunden lang mit ] Thl. Bleioxyd, verdampft das
Filtrat zum Syrup und reinigt das binnen einigen Tagen sich ausscheidende Salicin durch Um-
krystallisiren aus Wasser (506). Vergl. (504, 523).
Das Salicin scheidet sich gewóhnlich in weissen, glánzenden Nadeln, Schuppen
oder Bláttchen aus, kann aber auch in grósseren Tafeln oder flachen Prismen
erhalten werden, die dem rhombischen System (524) angehóren. Spec. Gew.
ungefáhr 1:43 (509). Geschmack stark bitter. 100 Thle. Wasser lósen bei 11:5?
etwa 3:34 Thle. Salicin (509). Von heissem Wasser wird dieses äusserst leicht
gelöst (s. 607). Etwas weniger löslich ist es in Alkohol, unlöslich in Aether,
Die Lösungen sind linksdrehend (516). oj = — (65:17—0:63 -p) (518). Das Salicin
schmilzt bei 201° (2) und erstarrt dann wieder krystallinisch, verwandelt sich
aber bei 230—240° allmählich in ein Gemenge von Glycosan und Saliretin (2)
und giebt bei etwa 260° neben anderen Destillationsprodukten Salicylaldehyd (511).
Kalte, concentrirte Schwefelsäure löst das Salicin mit sehr intensiv rother
Farbe (503) (Reaction), worauf durch Wasser ein rother, in Wasser löslicher,
aber in verdünnter Schwefelsäure unlöslicher Niederschlag ausgeschieden wird
[»Rutilin«, vergl. (525)].
Durch Emulsin wird das Salicin in Glycose und Saligenin gespalten (508),
vergl. (517). Diese Spaltung wird bei 30—40° auch durch Speichel bewirkt (520),
sowie durch Schimmelbildung in der an der Luft stehenden wässrigen Lösung
(519). Durch schwaches Erwärmen mit verdünnten Mineralsäuren erhält man
dieselben Spaltungsprodukte (508), während beim Kochen anstatt des Saligenins
Saliretin resultirt (507). Ebenso wirkt reines Wasser bei 150—170? (535). Die
Salicinglycose ist identisch mit der gewöhnlichen Dextrose (537, 558), vergl. (518).
Durch Erwármen mit Alkalien wird Salicin nicht gespalten (508).
Chromsáuremischung oxydirt das Salicin zu Salicylaldehyd, Ameisensäure und
Kohlensäure (507). Kaliumpermanganat in verdünnter Lósung erzeugt zunüchst
Glycosalicylsáure (532). In der Kalischmelze entsteht neben Kohlensáure und
Oxalsáure Salicylsáure und schliesslich Phenol (511). Rauchende Salpetersäure
erzeugt Oxalsäure und Nitrosalicylsäure, schliesslich Pikrinsäure (508, 526, 527).
Verdünntere Salpetersäure (spec. Gew. 1'16), die nur eine Spur von Stickstoff-
dioxyd enthält, oxydirt das Salicin zu Helicoïdin und Helicin (508, 530). Ein
Starker galvanischer Strom zerlegt es unter Bildung von Glycose, Saligenin,
Salicylaldehyd und Salicinsäure (515, 536). Chlor erzeugt Substitutionsprodukte
(508). Alkalische Kupferlösung wird in Siedhitze durch Salicin reducirt, wobei
etwas Salicylaldehyd entsteht (519).
Das Salicin wurde als Fiebermittel empfohlen und zeitweilig als solches ver-
wendet. Es geht zum Theil unverändert, zum Theil als Saligenin, Salicylaldehyd
und Salicylsäure in den Harn über (521, 522, 533), vergl. (534).
Salicinnatrium, C,,H,,0,Na, wird durch Fällen einer alkoholischen Salicinlósung mit
Natriumüthylat als weisse, leicht zerreibliche Masse erhalten (528).
Salicinblei, C,,H,,O,Pb,, entsteht durch Fallng mit Bleiessig. Amorphes, in Essig-
sáure und in Alkalien lósliches Pulver (507).
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