Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 4. Band)

498 Handwörterbuch der Chemie. 
zwar entspricht sein Drehungsvermögen derjenigen Menge Salicylsäure, die es 
bei der Zersetzung durch Alkalien liefern würde (541). 
Bei 100? wird es wasserfrei; bei 180? schmilzt es zu einer farblosen 
Flüssigkeit, aus welcher in hóherer Temperatur Benzoesáure sublimirt (509). 
Concentrirte Schwefelsáure lóst das Populin mit amaranthrother Farbe. Kalte 
Salpetersáure (spec. Gew. 1:3) oxydirt es zu Benzoylhelicin (540), wihrend beim 
Erhitzen Nitrobenzoesáure, Pikrinsáure und Oxalsáure entstehen (509) Chrom- 
sáuremischung erzeugt Salicylaldehyd. 
Beim Erhitzen mit verdünnten Mineralsáuren spaltet sich das Populin in 
Glycose, Benzoesüure und Saligenin, welches letzteres weiter in Saliretin über- 
geführt wird (540, 509). 
C,,H5,0, 4- 2H4,0 — CH,,0, -- C;H,O0, + C;H4,0,. 
Die Glycose ist gewóhnliche Dextrose (538). 
Durch Emulsin wird das Populin nicht gespalten. In Berührung mit faulem 
Käse und Kreide liefert es aber Saligenin, benzoesaures und milchsaures 
Calcium (540). 
Beim Kochen mit Barytwasser oder Kalkmilch zerfállt es in Benzoesáure 
und Salicin (540). 
Beim Erhitzen mit alkoholischem Ammoniak auf 100? entstehen Salicin, 
Benzoesáureester und Benzamid (509). 
Dibenzoylsalicin, C,,H,,(C,H,O),0;, wird durch Zusammenschmelzen von Salicin 
mit Benzoesüureanhydrid, oder durch Behandeln desselben mit Benzoylchlorid neben Populin 
und Tetrabenzoylsalicin erhalten (530). Durch Auskochen mit Wasser wird es vom Populin, 
durch Ausziehen mit absolutem Aether vom Tetrabenzoylsalicin befreit. Es scheidet sich beim 
Eintragen seiner heissen, alkoholischen Lösung in salzsüurehaltiges Wasser in weissen, kaum 
krystallinischen Flocken aus. Fast unlóslich in Wasser, schwer lóslich in Aether. Geschmacklos. 
Tetrabenzoylsalicin, C, ,H,,(C,H,0),07. Amorphe, harzige, weisse Masse. Unlós- 
lich in Wasser, leicht löslich in Alkohol und Aether (530). 
Helicin, C,,H,,0, 4- 2H40 (508) — (C,H,,0;,: OC;H,- CHO 4 $H40. 
Oxydationsprodukt des Salicins. Als solches zuerst 1845 von PIRIA ge- 
wonnen (508). Von MICHAEL (14) 1879 synthetisch durch Vermischen der alko- 
holischen Lósungen von Acetochlorhydrose und Salicylaldehydkalium dargestellt: 
C,H,CIO, (C;H40), -- C,H, (OK) CHO -- 4C;H,OH — CoH 105; OCS H,* 
CHO + KCI + 4C,H50'C, Hs. 
Darstellung. Je 10 Grm. Salicin werden in einer flachen Schale mit 80 Grm. Salpeter- 
säure vom spec. Gew. l:16 übergossen, die eine Spur salpetriger Säure enthalten muss, Nach 
4 bis 5 Stunden wird das ausgeschiedene Helicin abfiltrirt, mit wenig Wasser gewaschen und 
aus heissem Wasser umkrystallisirt (530). 
Feine, weisse, büschelig oder strahlig vereinigte Nadeln, bei 8° löslich in 
64 Thln. Wasser (508), sehr leicht in heissem Wasser, leicht in Alkohol, unlös- 
lich in Aether. Schmp. 174° (2) In höherer Temperatur treten Dämpfe von 
Wasser und etwas Salicylaldehyd auf, aber die Hauptmenge verwandelt sich 
selbst bei anhaltendem Erhitzen auf 200° nur in Isohelicin (508, 2, 544). Die 
wässrige Helicinlösung wird durch Eisenchlorid nicht gefärbt und durch Bleiessig 
nicht gefällt. Concentrirte Schwefelsäure giebt eine gelbe Lösung, aus welcher 
durch Wasser Salicylaldehyd abgeschieden wird. Durch Erhitzen mit verdünnten 
Mineralsäuren, sowie mit wässrigen Alkalien, sehr leicht auch beim Behandeln 
mit Emulsin, wird das Helicin in Dextrose und Salicylaldehyd gespalten: 
C¢H,,0,-0C,H,-CHO + H,0 = CH, 206 + HO-C,H,-CHO (508). Bei der 
Gährung mit Hefe entsteht ebenfalls Salicylaldehyd (508). 
       
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
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