Full text: Handwörterbuch der Chemie (Fünfter Band)

   
6 ITandworterbuch der Chemie. 
stehen oft fast ausschliesslich aus Harnsäure und harnsaurem Ammoniak (18), 
(vergl. 22—26). 
Harnsáure (mit harnsauren Salzen, namentlich harnsaurem Natrium oder 
Ammoniak) ist der Hauptbestandtheil der meisten Blasensteine und Harnsedi- 
mente. 
In kleineren Mengen als in dem Harn und den Nieren tritt die Harnsáure 
auch in verschiedenen anderen thierischen Flüssigkeiten und Organen auf. Sie 
wurde spurweise gefunden im Ochsenblut (SCHERER, STRECKER), im Blute mit 
Fleisch gefütterter Hühner (zu 0:031 pro mille) (27), im Menschenblut bei Gicht 
(28), in der Allantoisflüssigkeit, in der Milz (29, 30), der Leber (30, 31), im Lungen- 
gewebe (30), im Gehirn (32), im Krokodilfleisch (33, 288), pathologisch im Speichel, 
im Nasen- und Pharyngealschleim, im Magensaft, im Schweiss u. s. w. (35). Die 
gichtischen Gelenkablagerungen (Gichtknoten) bestehen hauptsächlich aus harn- 
sauren Salzen, namentlich harnsaurem Natrium (36). 
Ueber die Menge der durch den menschlichen Harn ausgeschiedenen Harn- 
sáure und ihre Zunahme bei Fleischnahrung (s. 37—41). Ueber ihre Vermehrung 
bei Leukämie (s. 37). 
In den Darm oder in das Blut von Sáugethieren eingeführte Harnsáure geht 
nicht als solche in den Harn über, sondern wird in Harnstoff und Oxalsáure 
(oder Kohlensäure) übergeführt (42—44). Umgekehrt scheint Harnstoff in dem 
Organismus der Hühner in Harnsäure übergeführt zu werden (45). 
Synthese. Nach HORBACZEWSKI (46, 47) entsteht Harnsdure, wenn Glycocoll 
mit der zehnfachen Menge Harnstoff zusammengeschmolzen und bis zur Ver- 
dickung auf 200—230° erhitzt wird. 
Darstellung. Das bequemste Material für die Gewinnung von Harnsáure sind die 
Schlangenexcremente. Man kocht dieselben mit Kalilauge bis sich kein Ammoniak mehr ent- 
wickelt und giesst die siedend heisse, filtrirte Lósung in überschüssige, verdünnte Salzsäure oder 
Schwefelsäure (48), oder man leitet zunächst Kohlensäure in die alkalische Lösung, löst das 
ausgeschiedene saure harnsaure Kalium wieder in Kalilauge und fällt nun erst mit Salzsäure 
(51), vergl. (60). 
Für die Darstellung grösserer Mengen Harnsäure benutzt man gewöhnlich den Guano. 
Dieser wird mit warmer, verdünnter Salzsäure ausgezogen, der Rückstand mit Natronlauge unter 
Zusatz von Kalkmilch gekocht und aus der geklärten alkalischen Flüssigkeit durch Salzsäure die 
noch gelb gefärbte Harnsäure gefällt (50), vergl. (52—54). Anstatt der Alkalilauge kann man 
zum Ausziehen der Harnsäure aus Guano auch Boraxlösung verwenden, welche weniger Farb- 
stoffe aufnimmt (55, 49). Guter Guano liefert 14— 209 Harnsüure (53). Getrocknete Hühner- 
excremente gaben 6—122 (6r). 
Aus Schlangenexcrementen erhält man die Harnsänre gewöhnlich direkt weiss. Um die 
aus anderem Material gewonnene von färbenden Verunreinigungen zu befreien, kann man ihre 
Lösung in Kalilauge bis zur Breiconsistenz eindampfen und das neutrale Kaliumsalz durch 
Waschen mit kaltem Wasser und starkes Auspressen reinigen (56) oder zunächst das sehr schwer 
lösliche saure Kaliumsalz herstellen (61), oder aber die alkalische Lösung mit einer zur Zer- 
störung der färbenden Stoffe ausreichenden Menge von übermangansaurem Kalium erhitzen (57). 
Auch dichromsaures Kalium ist für diesen Zweck empfohlen (58). Für die vollständige Reinigung 
empfiehlt ROCHLEDER (59), die in Wasser aufgeschlämmte Harnsäure allmählich mit Natrium- 
amalgam zu versetzen und die Lösung von den in grauen Flocken ausgeschiedenen Verunreini- 
gungen abzufiltriren. 
Die durch Säuren aus dem Harn von Säugethieren ausgeschiedene Harnsäure ist fast immer 
durch Harnfarbstoffe stark gelb, roth oder braun gefärbt und schwer vollständig zu reinigen. 
Eigenschaften. Die gefällte Harnsäure bildet ein aus glänzenden Schuppen 
bestehendes, geruch- und geschmackloses Krystallpulver. Unter dem Mikroskop 
    
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
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