Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 5. Band)

Handwörterbuch der Chemie. 
Alkylirte Harnsäuren (Harnsäureester). Durch Einwirkung von Aethyljodid 
auf neutrales harnsaures Blei wurden zuerst 1864 von DRYGIN (61) eine Diäthyl- 
und eine Triäthylharnsäure gewonnen. Auf analogem Wege wurde 1876 von 
HiLL (135) eine Methylharnsüure, 1878 von MasERv und Hir (129) eine Dimethyl- 
harnsáure dargestellt. E. FISCHER (15) lehrte 1884 eine zweite Monomethyl- und 
eine zweite Dimethylharnsüure kennen, stellte ausserdem eine Trimethyl- und 
die Tetramethylharnsäure dar, durch deren Untersuchung die Constitution der 
Harnsáure ermittelt wurde. 
Die einfach bis dreifach alkylirten Harnsáuren verhalten sich noch wie 
schwache Sáuren, und zwar sind monomethylharnsaure Salze mit einem und mit 
zwei Atomen der Alkalimetalle bekannt (135). Bei den Dimethylharnsáuren ist die 
Ersetzung von zwei (129), bei der Trimethylharnsáure die Ersetzung von einem 
Wasserstoffatom (15) durch Metall móglich. Die Tetramethylharnsáure besitzt 
nicht mehr den Charakter einer Säure. 
Der Constitutionsbezeichnung der hier im Einzelnen zu beschreibenden Ver- 
(1) NH— CO 
bindungen ist das folgende Schema zu Grunde gelegt: co C—NH_ Q 
(2 NH—C— NH (4) 
«-Monomethylharnsáure, C,H,(CH,)N,O,(4- 3H,0?) (135), (Methyl- 
gruppe in 1 oder 2) (r5). Aus saurem harnsaurem Blei durch Erhitzen mit 
Methyljodid und Aether auf 150 ~160° erhalten (135, 123). Anscheinend dieselbe 
Methylharnsáure entsteht beim Zusammenschmelzen von Sarkosin mit Harnstoff 
(47). Die Säure krystallisirt aus heissem Wasser in kleinen, dünnen, wahrschein- 
lich rhombischen Prismen, 16slich in etwa 250 Thin. siedendem Wasser, fast un- 
löslich in kaltem Wasser, unlöslich in Alkohol und Aether. Sie schmilzt oberhalb 
360° unter vollständiger Zersetzung. Löslich in concentrirter Schwefelsäure. Giebt 
die Murexidreaction. Uebermangansaures Kalium oxydirt zu Methylallantoin. 
Salpetersäure erzeugt zuerst Methylalloxan, dann Methylparabansäure. Beim Er- 
hitzen mit concentrirter Salzsäure aut 170° entstehen Kohlensäure. Ammoniak, 
Methylamin und Glycocoll (135). 
Lóst man die x-Methylharnsäure in Kali- oder Natonlauge und fällt mit Alkohol, so werden die 
Salze C,H(CH;)K,N,O, und C,H(CH;)Na,N,O, mit je 3 Mol. Krystallwasser ausgeschieden. 
Aus derLósung der Sáure in heissem Barytwasser fállt beim Erkalten das Salz C sH(CH,)BaN,O, 
+ 3%4H,0 in feinen Nadeln nieder. 
Durch Erhitzen der Säure mit den betreffenden kohlensauren Salzen und Fällen der Lösung 
mit Alkohol erhält man die sauren Salze: C,H;(CH,)N,O,K--H,O, — [C;H,(CH;,) N,O,],Ba 
+ 4H,0, — [C;H,(CH,)N,0,],Ca + 3H,0. 
f-Monomethylharnsidure, C;H,(CH,)N,O, (Methylgruppe in 3 oder 4). 
Diese Sáure ist neben a-Dimethylharnsáure in betrüchtlicher Menge in dem Pro- 
dukt enthalten, welches beim Erhitzen von neutralem harnsaurem Blei mit Me- 
thyljodid auf 100? entsteht (15). Im reinen Zustande wurde sie zuerst aus dem 
Trichlormethylpurin erhalten (123), indem dieses durch Erhitzen mit alkoholischer 
Natronlauge in Diäthoxychlormethylpurin (s. unten) übergeführt und letzteres mit 
rauchender Salzsäure auf 130° erhitzt wurde: CH;-C;N, CI(OC,H;), + 3H,0 
=CH,-C;N,H;0; + 2C,H;-OH + HCl. Einfacher gewinnt man die reine 
P-Methylharnsáure durch Erhitzen des Dichloroxymethylpurins mit der achtfachen 
Menge Salzsäure (spec. Gew. 1:19) auf 135—140°: CH,-C;,N,HOCI, + 2H,0 
— CH;-C;N,H,0, -- 2HCI (15). 
     
    
    
   
   
  
  
   
  
  
  
    
   
  
  
  
     
    
   
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
  
feii 
als 
rex 
sck 
lei 
thy 
wil 
we 
WO 
SO 
sic 
un 
ch] 
un 
ein 
Sa 
CE 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.