386 Handwôrterbuch der Chemie.
wies, ähnliche Formen besitzen, weiter fand er schon, dass Elemente durch
Radicale in isomorphen Verbindungen ersetzt werden können.
Mit den unter dem Namen der Isomorphie zusammengefassten, gesetzmässigen
Beziehungen zwischen chemischer Zusammensetzung und physikalischen Kigen-
schaften ist es ebenso gegangen, wie mit den sämmtlichen anderen solche Be-
ziehungen ausdrückenden Gesetzen. Unmittelbar bei ihrer Aufstellung schienen
sie eine fast vollkommene Gültigkeit zu besitzen, wir erinnern an das DULONG-
PETIT'sche und das NEuMANN'sche Gesetz, die Korr'schen Gesetze über Siede-
punkte und Molekularvolumen, die Sätze über die Molekularrefraction u. a. m.
Eine genauere Untersuchung hat aber gelehrt, dass diese Relationen nur der
vereinfachte Ausdruck allgemeiner Gesetze sind, die noch nicht immer haben er-
gründet werden kónnen. Wir haben es hier mit einer ganz analogen Erscheinung
zu thun wie bei dem MamiorTE'schen Gesetz. Dieses drückt in angenáherter
Weise die Beziehungen zwischen Druck und Volumen bei Gasen aus, so angenáhert,
dass dasselbe lange Zeit die Beobachtungen vollkommen wiederzugeben oder doch
für ein ideales Gas gelten zu müssen schien. Spätere Forschungen zeigten aber,
dass beträchtliche Abweichungen von demselben stattfinden und stattfinden müssen.
Während die theoretische Erklärung des MARIOTTE’schen Gesetzes nun auch
nur ganz allgemeine Vorstellungen über das Wesen der Gase erforderte, so musste
zur Erklärung der Abweichungen auf die speciellen Eigenschaften der chemisch
verschiedenen Moleküle der verschiedenen Gase eingegangen werden. Aehnlich
verhält es sich mit den Sätzen, die die Eigenschaften der Moleküle als die Summe
der Eigenschaften der Atome auffassen. Diese gehen implicite von der Voraus-
setzung aus, dass bei der chemischen Verbindung zu einem Molekül wie bei einer
rein mechanischen Mischung die Atome unverändert ihre Eigenschaften bewahren;
da aber Abweichungen von den betreffenden Gesetzen sich finden, so müssen
auch die Atome sich gegenseitig bei ihrer Verbindung beeinflussen. Die Ab-
weichungen von dem MaRIorTE'schen Gesetz haben die Kráfte zwischen den
Molekülen, die Dimensionen derselben etc. kennen gelehrt, ebenso werden die
Abweichungen von den phys.-chem. Gesetzen die Kráíte zwischen den Atomen etc.
genauer verfolgen lassen. Bei den Abweichungen von den Sätzen der Iso-
morphie werden sich nach anderen Richtungen analoge Folgerungen ergeben.
In Bezug auf die Isomorphie hat man zu unterscheiden zwischen
l. einer geometrischen Isomorphie, wo nur eine áusserlich gleiche Krystall-
form vorhanden ist, so bei dem Alaun, dem Granat, dem Bleiglanz, überhaupt
bei allen in dem regulären System vorkommenden Körpern.
9. Einer chemischen oder wahren Isomorphie. Diese zeigt sich bei anor-
ganischen und organischen Verbindungen, jedoch bei ersteren im Ganzen häufiger
als bei letzteren. Die wahre Isomorphie oder Isomorphie im engeren Sinne des
Wortes ist durch folgenden von E. MITSCHERLICH aufgestellten und von Kopp
etwas modificirten Satz bestimmt: Aehnlich zusammengesetzte Körper haben
gleiche oder nahezu gleiche Krystallform, gleiche Spaltungsrichtung und auch
sonst gleiche Structurverhältnisse.
Sind diese Bedingungen erfüllt, so sind die Körper isomorph.
Es sind aber auch isomorphe Vertretungen von Atomen von Elementen
durch Atomgruppen möglich, so ersetzen sich Kalium, Ammonium, mit Alkohol-
radikalen substituirtres Ammonium in K,PtCl,, (NH,),PtCl, u. a. m. Wir werden
an den passenden Stellen darauf besonders hinweisen.
Sind zwei chemische Kórper heteromorph (dimorph) und die verschiedenen
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