Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 5. Band)

   
390 Handwörterbuch der Chemie. 
krystallen (O. LEHMANN, Zeitschr. f. phys. Chem. 1, pag. 15— 26, 49— 60. 1887)] 
ist vor allem, dass, falls beide Substanzen nicht in derselben Flüssigkeit löslich 
sind, sie doch vollständig von derselben benetzt werden. Ferner darf der hinein- 
gebrachte Krystall sich nicht so schnell lösen, dass er vor der Ablagerung des 
zweiten schon vollständig aufgezehrt ist. 
Isomorphe Körper krystallisiren in orientirter Weise übereinander, wie das 
wohl zuerst an den Alaunen constatirt wurde, dagegen dürfte der Rückschluss, 
dass wenn von zwei beliebigen Substanzen die eine in der Lösung der anderen 
fortwächst, beide isomorph sind, kaum gelten. 
In vielen Fällen verwachsen 2 Körper, die chemisch gar nichts gemein haben, 
in bestimmter und zwar stets derselben Weise orientirt zusammen. Beispiele sind: 
(ZrSi)O, Zirkon und Yt,P,O, Xenobim, 
Fe,O, Eisenglanz mit TiO, Rutil oder mit Fe;O, Magneteisen oder mit 
FeS, Eisenkies. 
ARZRUNI (7) hat aus Versuchen von WACKERNAGEL (8), nach denen Alaun auf 
einem Boracitkrystall, und salpetersaures Blei auf einem Alaunkrystall orientirt 
aufwachse, geschlossen, dass übereinstimmend krystallisirende, aber nicht isomorphe 
Krystalle übereinander krystallisiren kónnen. Korr (3) hat die Versuche wieder- 
holt. Im ersten Falle war der Erfolg ein völlig negativer, so lange man nicht 
Alaunlösung auf dem Boracitkrystall eintrocknen liess und ihn dann wieder in 
die Lósung eintauchte. Die dann auf dem Boracit gebildeten Alaunkrystalle 
waren regellos, nie durch den Boracit orientirt gestellt, wenn auch zufällig einer 
mit denen des Boracits annähernd parallele Achsen haben konnte. 
Alaun und Bleinitratlösung wirken aufeinander ein; die äusseren Schichten 
des Alauns werden in Bleisulfat verwandelt, und auf diesem krystallisirt selten 
der Alaun, aber niemals orientirt. 
Die isomorphen Kórper zeigen ausser der ähnlichen Form und der ähnlichen 
Zusammensetzung auch noch andere Analogien in dem physikalischen Verhalten. 
Ihre Krystalle besitzen meist eine gleiche Spaltbarkeit, die Richtungen der 
relativen Minima der Cohäsion sind also die gleichen. Dann müssen aber auch 
die Wärmeleitungsvermögen nahezu übereinstimmen. JANNETAz hat nämlich gezeigt, 
dass für gleich spaltende isomorphe Krystalle die Wärmeleitungsachsen, d. h. die 
Richtungen der relativen Maxima und Minima der Wärmeleitung, sowohl nach 
Richtung wie nach Längenverhältniss übereinstimmen. Sobald aber die Spalt- 
barkeit bei isomorphen Körpern eine verschiedene ist, ändert sich auch Lage 
und Längenverhältniss der Wärmeleitungsachsen. 
Ueber die Ausdehnung derisomorphen Körper liegen noch zu wenig Messungen 
vor, um allgemeine Schlüsse zu gestatten, jedenfalls lassen sie erkennen, dass 
keine einfachen Beziehungen vorbanden sind. So sind, wenn a, und ap bei 
einachsigen Krystallen die Ausdehnungscoëfficienten parallel der Haupt- und 
Nebenachse bezeichnen, zu denen bei zweiachsigen noch ein dritter Ausdehnungs- 
coefficient ac tritt und wenn À den cubischen Ausdehnungscoefficient bezeichnet: 
Oa ab A 
Kalkspath 00,310 00,263 0.05201 
Spatheisenstein 0:0,540 00,163 00,269 
da ab dc A 
Schwerspath 00,143 00,225 00,149 00,519 
Coelestin 00,192 00,185 00,149 005526. 
Danach haben isomorphe Körper durchaus keine gleiche Ausdehnung, beim 
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
  
  
  
  
   
    
    
  
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