Handwörterbuch der Chemie.
glüht ein Gemisch von 27 Thln. Kaliumsulfat und 15 Thln. vorher ausgeglühtem k
| Russ, so lange als sich Kohlenoxyd und Kohlensáure entwickeln. Die ausser-
| ordentliche Brennbarkeit dieses Pyrophors rührt einmal davon her, dass die poröse
| Masse Luft auf ihrer Oberfläche verdichtet, sodann auch von der Anwesenheit von
N
|
Kaliummono- und -polysulfid und Kali, welche Stoffe in Folge ihrer Oxydation | s
bezw. Wasseraufnahme eine Temperaturerhóhung bewirken. Der weniger leicht | v
entzündliche Pyrophor von HowBERG wird durch Glühen von Kaliumalaun mit | d
Russ oder einer organischen Substanz, wie Zucker, erhalten.
Das Kaliummonosulfid ist krystallinisch, an feuchter Luft zerfliesslich und 3
löst sich unter starker Erwärmung in Wasser auf. I
Auf nassem Wege stellt man das Sulfid folgendermaassen dar. Man theilt
eine Lósung von Kaliumhydroxyd in zwei gleiche Theile und sáttigt die eine
Hilfte mit Schwefelwasserstoff. Es bildet sich Kaliumhydrosulfid. T
KHO + 2H,5 = KHS + 2H,0. | I
Auf Zusatz der anderen Hilfte Kalilauge entsteht Kaliumsulfid. F
KHS + KHO =K,S + H,0. | n
Die Lösung des Monosulfids ist, wenn die Luft keinen Zutritt hat, farblos; | d
sie ist sehr üátzend. Durch Eindampfen derselben im Vacuum bei niedriger Tem- S
peratur scheiden sich vierseitige Sáulen von der Zusammensetzung KS -- 5H4,0 Ss
ab [ScHôNE (35)]. Dieselben verlieren im Vacuum oder beim Erhitzen auf 150° | C
3H,0. Die Losung färbt sich an der Luft gelb, indem Schwefelwasserstoff ent- |
weicht, Sauerstoff und Kohlensäure aufgenommen werden: es entsteht Kalium-
thiosulfat und Kaliumcarbonat. Dabei wird auch Schwefel ausgeschieden, der | S
sich mit dem Monosulfid zu einem hóheren Sulfid verbindet.
Auf Zusatz einer Sáure wird das Monosulfid zersetzt, indem Schwefelwasser- S
| | stoff frei wird. Da aber fast stets Polysulfid zugegen ist, so trübt sich die Lösung S
| durch sich ausscheidenden Schwefel. Man kann indessen das Polysulfid zersetzen, 1
| indem man die Lösung mit Kupfer oder Silber schüttelt, welche Metalle sich mit
| dem überschüssigen Schwefel verbinden.
| Die Lósung des Monosulfids lóst metallisches Eisen oder Eisenoxyd unter 2
| intensiver Grünfürbung. Es bildet sich wahrscheinlich ein leieht lósliches Doppel-
| sulfid, welches in Berührung mit Luft zersetzt wird (SELMI). 1
| Kaliumhydrosulfid, Kaliumsulfhydrat, KHS. Gav-Lcssac und | |
| THENARD (36) erhielten diese Verbindung durch Erhitzen von Kalium in trocknem | s
| Schwefelwasserstoffras. Dabei wird ein Molecul des letzteren zersetzt, um unter |
Freiwerden von Wasserstoff Schwefelkalium zu bilden, welch letzteres sich mit | ç
einem zweiten Molekül Schwefelwasserstoff verbindet: |
K, + 2H,5 = H, + 2KHS.
Leichter erhält man den Körper nach BERZELIUS (37) durch Einwirkung von
Schwefelwasserstoff auf Kaliumcarbonat bei Rothgluth, wobei Kohlensäure und
Wasser entweichen: ;
K4CO,4- 2H,S — 2KHS5 -- H4,0 + CO,.
Gewóhnlich stellt man das Kaliumhydrosulfid auf nassem Wege dar, indem
man Kalilauge mit Schwefelwasserstoff sáttigt. Wenn die concentrirte wässrige
Lösung im luftverdünnten Raume über Aetzkalk oder Chlorcalcium verdunstet
wird, so scheiden sich farblose, glänzende, rhombo&drische Krystalle von der Zu-
sammensetzung 2 KHS + H,O aus [ScHONE (35)].
Das wasserfreie Hydrosulfid ist in geschmolzenem Zustande schwarzroth, er-