Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 5. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
Handwörterbuch der Chemie. 
  
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Java, Guyana, Brasilien, Ceylon, Gabon etc., Zmórzaria coriacea auf Maurice und Madagaskar, 
sowie nach E. IHECKEL und F. SCHLAGDENHAUFFEN (59) die am oberen Senegal und am Nil 
ganze Wilder bildende Butyrospermum oder Bassia Parki, 
Der Milchsaft circulirt in diesen Biumen zwischen Rinde und Holzschicht und wird durch 
Anschneiden der Báume gewonnen. — Der herausquellende Milchsaft gleicht dem der Kautschuk- 
pflanzen, nur setzt sich auf ihm die Guttapercha viel rascher ab als dort der Kautschuk. — 
Entweder dampft man den Milchsaft direkt ein oder man ballt den schwammartig abgeschiedenen 
Rahm durch Kneten mit den Hinden zusammen und vereinigt jeweils mehrere solcher Klumpen 
vor dem Erhürten zu einem grósseren Ballen. 
Die rohe Guttapercha ist je nach der auf ibre Gewinnung verwendeten Sorgfalt 
róthlich grauweiss bis braun gefürbt und mit Sand, Holz- und Rindenstückchen etc. 
verunreinigt. — Selten kommt im Handel eine Waare vor, welche aus einer 
Guttaperchasorte besteht, meistens hat man es mit einem Gemisch der Produkte 
verschiedener Pflanzenarten zu thun, was die Werthscháützung dieses Artikels sehr 
erschwert. Die bekanntesten Handelssorten sind ausser Guttapercha oder rother, 
gemeiner Gutta die Jungfern-Gutta, Gutta-Virgin (der ohne weiteres einge- 
trocknete Saft des Baumes), die Gutta-szun und Gutta pueite, beides weisse 
Sorten, und Gz//a puteh, welche bisweilen ganz ungemischt gehandelt wird. 
Das specifische Gewicht der Guttepercha wird verschieden angegeben; ADRIANI 
fand 0:999 (60), SOUBEIRAN 0:979. PAYEN (61) vermuthet, dass die Unsicherheit 
der Bestimmung eine Folge der Porositit des Materials sei und er vermuthet, dass 
in Wahrheit das spec. Gew. grosser als 1:0 ist. Eine weitere Folge der Porosi- 
tit ist die von FR. Hick (62) gemachte Beobachtung, dass Guttapercha momen- 
tanen Stóssen gegenüber elastisch ist, ruhigem Druck gegenüber sich aber 
plastisch verhält, indem die in den Poren enthaltene Luft hierbei herausgepresst 
wird. ? 
Aus einer Schwefelkohlenstoff oder Chloroformlösung erhält man die Gutta- 
percha beim Verdunsten in reinem Zustande. —- 
Die Guttapercha ist. bei gewöhnlicher Temperatur eine ziemlich harte, zähe, 
elastische, dehnbare Masse. Im Gegensatz zum Kautschuk kann jedoch ein 
Guttaperchastreifen nur in seiner Längsrichtung gedehnt werden, während er bei 
einem Zug in die Breite reisst. Mit zunehmender Wärme wird sie weicher, 
gegen 60° kann man sie beliebig ausziehen, pressen und formen. Bei 100° 
wird sie klebrig. Setzt man sie längere Zeit einer Temperatur von ca. 150? aus, 
so wird sie nach SouBERAIN durchscheinend, dunkelgrau. Entzündet, brennt sie 
wie Kautschuk. Im kochenden Wasser quillt die Guttapercha auf, indem sie 
etwa 5—69. an Gewicht zunimmt. Das aufgesaugte Wasser verliert sie bei 150? 
ohne sich zu verändern. — 
Im Polarisationsmikroscop zeigt die Guttapercha Farbenerscheinungen. 
Die reine Guttapercha ist wie der Kautschuk ein Kohlenwasserstoff, für den 
SOUBERAIN (63) die Formel C,H,,, entsprechend der Zusammensetzung C — 87:8, 
H-—19229, aufscellte. 
An der Luft und dem Licht bei gewöhnlicher Temperatur, rascher bei 
25—830?, wird die Guttapercha unter Gewichtszunahme brüchig und zerreiblich. 
Während sie in reinem Zustande ein schlechter Elektricitátsleiter jst und beim 
Reiben negativ elektrisch wird, leitet die so veránderte Guttapercha die Elektrici- 
tit leicht und wird beim Reiben positiv (64) elektrisch. — W. A. MÜLLER (65) 
und A. W. HorMANN (66) halten die Veränderung für eine Oxydationswirkung. — 
Ersterer fand in einer oxydirten Probe: C — 76:159, H — 11:169, O = 12-698. 
Ziemlich vollständig ldsst sich Guttapercha unter Wasser conserviren. — 
   
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