Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 5. Band)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
484 
Handwórterbuch der Chemie. 
  
plastischer und leichter knetbar als Kautschuk, andererseits elastischer als Guttapercha. Sie 
wird aus dem Milchsaft von Sapota Milleri, einem zu den Sapotaceen zählenden, auf Guyana 
heimischen Baume gewonnen und stellt im Handel röthlich weisse oder braunröthliche Klumpen 
dar. Bei gewöhnlicher Temperatur ist sie hornartig, gegen 50° weich und formbar. 
Das aus Schwefelkohlenstofflösung gewonnene reine Produkt hat nach SPERLICH (72) die 
Zusammensetzung der Gutta, nämlich C — 88:52, H — 113$. — Die Balata ist so gut wie 
unempfindlich gegen Licht und Luft (59); mit Schwefel ist sie vulkanisirbar. 
Ausser Kautschuk, Guttapercha und Balata kamen im Laufe der Zeit noch eine ganze 
Reihe aus Pflanzensüften gewinnbarer Produkte mit #hnlichen oder gleichen Eigenschaften wie 
die genannten in den Handel, ohne Bedeutung zu gewinnen. 
Ersatz für Kautschuk zu finden ist schon lange das Bemühen vieler Chemiker, es sind 
darauf mehrere Preise ausgeschrieben, ohne dass das Problem bislang befriedigend gelöst ist. 
SACHS und JoNas stellten 1848 den sogen. Oelkautschuk durch Erhitzen von Leinól 
auf hohe Temperatur und nachherigem Kochen mit Salpetersüure dar. Das Produkt ist in den 
Lósungsmitteln des Kautschuks, ausserdem in kaustischen Alkalien lóslich. In der Kälte ist es 
elastisch, von kautschukühnlicher Beschaffenheit, gegen 50? wird es weich und knetbar. — 
NICKLES und ROCHLEDER erhielten durch Behandlung fetter Oele bei 25— 30? mit Schwefel- 
chlorür einen dem vulkanisirten Kautschuk sehr ähnlichen Körper. 
Die Technik der Kautschuk- und Guttapercha-Verarbeitung. 
Der Rohkautschuk des Handels enthält, wie oben schon gesagt wurde, ausser 
lóslichen Verunreinigungen noch mechanische Beimengungen wie Sand, Steinchen, 
Holz- und Rindenstückchen, Russ, Wasser u. dergl. 
Ueberdies stellen die grösseren Blöcke durchaus keine in allen Schichten 
völlig homogene Masse dar, es ist deshalb einmal, um eine solche zu erzielen, 
ferner aber, um die genannten Verunreinigungen zu entfernen, zunächst eine 
mechanische Reinigung und Bearbeitung erforderlich. Für diesen Zweck wie 
überhaupt für die ganze Kautschuk-Verarbeitung war die 1836 gleichzeitig von 
CHAFFU und NiıckeLs gemachte Beobachtung, dass Kautschuk bei mässig erhöhter 
Temperatur durch Kneten in eine weiche, fast unelastische Masse übergeht, von 
grosser Bedeutung. 
Die erste der auszuführenden Operationen ist das Zerschneiden der 
Kautschukblócke. Ist das Rohprodukt sehr stark mit Sand oder Thon ver- 
unreinigt, so lässt man auch wohl, jedoch nur selten, eine Waschung mit Wasser 
vorhergehen. Das Schneiden wird entweder auf Maschinen, ähnlich den Häcksel- 
maschinen, mit auswechselbaren Messern oder auf Schneidetrommeln bewerk- 
stelligt. Letztere bestehen aus zwei kreisrunden Scheiben, welche auf einer etwa 
20 Centim. langen, horizontalen Achse festsitzen. Die Mantelfláche der Trommel 
wird durch scharfe, nur wenig gegen die Mantelfláche geneigte Messer gebildet. 
Die Trommel wird durch ein Getriebe in sehr rasche Umdrehung versetzt und 
nun der Kautschuk durch ein federndes Hebelwerk gegen die Messer gedrückt. 
Sowohl die Messer an dieser Maschine, wie die an der oben erwáhnten müssen 
wührend der Arbeit durch auffliessendes Wasser nass und kalt erhalten werden, 
weil sich andernfalls dieselben so stark erhitzen, dass sie am Kautschuk festkleben. 
Der Kautschuk geht aus diesen Maschinen in Form dünner Späne hervor 
und wird nun in Holländern, wie sie in der Papierfabrikation Anwendung finden 
und wie sie im Artikel »Spiritusfabrikation« von uns beschrieben wurden, mit 
immer sich ergänzendem Wasser gewaschen. Es werden dadurch erstens Sand, 
Steinchen und Holzstückchen abgeschlämmt, ferner aber auch die in Wasser 
lóslichen Stoffe, etwa 49 vom Gewichte des Rohkautschuks weggewaschen. Das 
Waschwasser wird theils warm, theils kalt gehalten, warmes Wasser beschleunigt 
   
T 
A ud Jed 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.