Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

   
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Schwefelsäure Holzschwefelsäure, welche leicht zersetzliche Salze mit 
Bleioxyd, Baryt und Kalk liefert. Nach BRACONNOT (876) sowie HONIG und 
SCHUBERT (877) bildet Schwefelsäure mit Cellulose verschiedene Cellulose- 
Schwefelsäuren, welche leicht unter Abspaltung von Schwefelsäure zerfallen 
und, je nachdem die Einwirkung der Schwefelsäure bei niedrigerer oder höherer 
Temperatur stattgefunden hatte, weniger oder stärker drehende Produkte liefern, 
von welchen das stärkst drehende eine Art Dextrin von {ip == 127'7° ist 
(s. Stärke). 
Wenn man die Lösung der Cellulose in conc. Schwefelsäure länger er- 
wärmt, ist Holzdextrin vorhanden, welches nach BÉcHaAMP verschieden von dem 
gewóhnlichen Dextrin sein soll (878) (0) = 889° 
Nach dem Verdiinnen und längeren Kochen erhält man nach BRACONNOT 
Dextrose, was FLECHSIG (880) neuerdings wiederholt und bestätigt hat. 
Die Lösung in conc. Salzsäure dreht nicht (881). 
Aehnlich wie Schwefelsäure wirkt Chlorzink. 
Chlorsulfonsäure liefert die bei Dextrose beschriebenen Derivate (882). 
Verdünnte Schwefelsäure wirkt selbst beim Kochen wenig ein, doch wird 
ein Theil der Cellulose so verändert, dass er bei nachfolgendem Kochen mit 
sehr verdünnter Kalilauge sich lóst, was sonst nicht der Fall ist (882a). 
Verschiedene Anwendungen werden von dem Verhalten der Cellulose 
gegen Schwefelsüure und gegen Chlorzink gemacht. 
1. Man benutzt diese Stoffe in Verbindung mit Jod als Reagentien auf 
Cellulose, indem man die betr. (natürlich von Stärke freie) Substanz (auch 
mikroskopische Dünnschnitte) mit Jodlósung tránkt und dann conc. Schwefel- 
säure zugiebt; Blaufárbung zeigt Cellulose an(883). Oder man betupft mit einer 
Lósung von Chlorzinkjod (884), d. h. einer Chlorzinklósung von L8 spec. 
Gew., welcher man 6 Thl Jodkalium und soviel Jod, wie sich löst, zuge- 
geben hat. 
9. Man bereitet Pergamentpapier oder sogen. vegetabilisches Perga- 
ment(Papyrine nach POUMARÈDE und FIGUIER) (885, 886), indem man ungeleimtes 
Papier schnell erst durch conc. Schwefelsäure, welche mit j Vol. Wasser 
verdünnt war, und dann so lange durch Wasser passiren lässt, bis alle Säure 
ausgewaschen ist; Amyloid oder Hydrocellulose, welche sich zuerst gebildet 
hatte, schligt sich auf und zwischen die Papierfasern nieder, so dass letztere 
verkittet werden, und das Papier die bekannte sehr grosse Festigkeit und Dichte 
erlangt, welche es statt thierischer Blase zu Umhiillungen mancherlei Art, zu 
Diffusionsversuchen etc. brauchbar macht (886). 
3. Man trennt pflanzliche und thierische Fasern, wie Baumwolle 
und Wolle, indem man die Gewebe mit Sáuren und Chlorzink tränkt und 
erwürmt, wobei die Pflanzenfaser zerstórt wird (887). 
Mit Ammoniak liefert Cellulose beim Erhitzen braune, stickstoffhaltige 
Produkte (888). 
Concentrirte Kalilauge wirkt schrumpfend auf Filtrirpapier; 5$ Kalilauge 
färbt sie beim Kochen stark dunkelbraun (889); 10$ Natronlauge lóst nach Kocn 
bis 409 von damit digerirter Cellulose auf, aus der Lösung fällt Alkohol eine 
amorphe Masse, welche nicht Holzgummi, s. pag. 137 ist (889a). 
Beim Schmelzen mit Kali oder Natron entsteht Oxalsäure, man nimmt, 
um letztere darzustellen, am besten ein Gemenge von 1 Thl. Kali und 2 Thln. 
Natron (890). 
     
   
   
   
  
  
   
    
  
  
   
  
   
  
   
   
   
  
  
  
   
  
   
   
   
  
   
  
   
   
   
  
   
  
  
   
  
   
  
  
    
  
   
    
  
  
  
  
       
  
 
	        
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