Full text: Handwörterbuch der Chemie (2. Abtheilung, 3. Theil, 6. Band)

Handwörterbuch der Chemie. 
Es besitzt die Structur der Baumwolle und ist sehr entzündlich und explo- 
siv (wenn auch schwer durch Stoss und Schlag), bei 160 —170° entzündet es 
sich. In Alkohol, Aether, Aether-Alkohol, Essigüther ist es unlóslich, in Aceton 
dagegen allmählich löslich. Mit Nitrobenzol und mit Amylacetat bildet Schiess- 
baumwolle eine Gallerte (904). 
Nach diesen Resultaten EpER's muss man die nach VIEILLE hôchst nitrirte 
Cellulose von der Formel (905) C, ,H5,(N O,),,0,, für ein Pentanitrat haltendes 
Gemenge halten. 
Cellulose absorbirt Ammoniak unter Bildung verschiedener Verbindungen. 
Schiessbaum wolle. 
Die eigentliche Schiessbaumwolle (meist Gemenge von Tetra-, Penta- 
und Hexanitrat) wird durch längeres (24—48 stündiges) Digeriren von vorher mit 
Pottasche oder Soda entfetteter Baumwolle in einem Gemenge von 1 Thl. Salpeter- 
säure von 1:49—1:50 und 2—3 'Thle. Schwefelsáure von 1:84 spec. Gew., welches 
Gemenge wohl auch einmal erneuert wird, sehr langes Waschen mit Wasser und 
schliesslich schwach alkalischen Flüssigkeiten wie Wasserglas [LENK (906)] bereitet. 
100 Thle. Baumwolle geben ca. 175 Thle. Schiessbaumwolle. Man kann hierzu 
lose Baumwolle oder auch Fäden, resp. Gewebe nehmen, welche ihr Aus- 
sehen wenig ändern. Die fertige Masse kann mit Wasser gemahlen und dann 
zu harten Stücken gepresst werden, welche zu Torpedos etc. dienen [ABEL (907)]. 
Nicht sehr sorgfältig bereitete Schiessbaumwolle zersetzt sich (zuweilen 
unter Explosion) allmählich unter Bildung von amorphen Säuren, glycoseartigen 
Stoffen u. s. w. (908). 
Die beim Explodiren der Schiessbaumwolle entstehenden Gase (das 483 bis 
755fache Volum der Schiessbaumwolle) sind je nach dem äusseren Druck (ob 
in Geschützen oder Sprenglóchern oder nicht) verschieden. Bei Explosion frei 
an der Luft entweicht der Stickstoff fast vôllig als NO,, unter Druck dagegen 
mehr und mehr als freier Stickstoff. Ferner sind Wasserdampf, Wasser- 
stoff, Kohlenoxyd und Kohlensáure vorhanden, bei Steigerung des Drucks 
von 100 bis zu 6000 Athmosphüren nehmen Wasserstoff und Kohlensáure 
zu, Kohlenoxyd dagegen ab (9o9). 
Beim Verbrennen von einer kleinen Quantität loser Schiesswolle auf Papier 
oder der Hand schädigt sie letztere nicht (BórTGER). In geschlossenen Räumen, 
so Gewehren und Geschützen, wirkt sie sehr brisant. 
Collodiumwolle [Colloxylin (9ro)]. 
Eine weniger hoch nitrirte Baumwolle (s. o. Tri- und Tetranitrat), welche in 
Aetheralkohol leicht lóslich ist und zusammenhängende Häute beim Ver- 
dunsten der Lôsung lässt: sie dient in der Chirurgie zum Verschliessen von 
Wunden, in der Photographie als durchsichtige Unterlage der Negativbilder. 
Chirurgisches Collodium stellt man (911) durch 24stündiges Behandeln von 
95 Thln. Baumwolle mit 400 Thin. Salpetersäure von 1:38 spec. Gew. und 
1000 Thln. Schwefelsáure von 1:830 spec. Gew., 24 stündiges Abtropfen, Aus- 
waschen etc. und Lósen von 2 Thln. dieser Collodiumwolle in 42 Thln. Aether 
und 6 Thln. 90—91proc. Alkohol her. MÜNDER (9122) digerirt 100 Thle. Baum- 
wolle 6 Stunden lang bei 20—21* C. in einem erkalteten Gemenge von 550 Grm. 
Schwefelsäure von 1:83 spec. Gew. und 550 Grm. Salpetersäure von 1:465 spec. 
Gew.; 14 Thle. des so erhaltenen Produktes geben 100 Thle. sehr dickes Collodium. 
     
   
     
  
  
  
    
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
   
   
   
  
  
    
   
  
  
  
  
   
    
   
dium 
gebe 
Sal] 
Folg 
pho 
folgt 
wer 
schr 
ein 
Bro 
falls 
Luft 
erhë 
zu § 
Schi 
Th: 
und 
dies 
wel 
(914 
(or: 
die 
wie 
und 
als 
sch 
We 
Rei 
ohr 
ver 
nic 
Gly 
  
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.